Den gordischen Knoten könne er nicht durchschlagen, erklärte der Gesundheits- und Sozialminister der Grünen am Montag beim Interview mit VN-Chefredakteur Gerold Riedmann bei Vorarlberg LIVE. "Dann ist alles kaputt." Österreich habe nach wie vor ein gutes System. Doch es gestalte sich als komplex, die Finanzierungen seien kompliziert. Der Minister unterstrich: "Eine gute qualitativ hochwertige Versorgung muss für alle gleichermaßen zugänglich sein, egal welcher Herkunft, egal wo ich wohne und egal, wie viel ich verdiene." Im niedergelassenen Bereich gelte es dafür zu sorgen, dass es wieder mehr Ärztinnen und Ärzte mit Kassenvertrag gebe.
Als letztes ins Spital
Rauch thematisierte, dass sich in den letzten fünf, sechs, sieben Jahren immer mehr Medizinerinnen und Mediziner für eine Wahlarztpraxis entschieden hätten. "Das hat dann zur Situation geführt, die ich nicht will. Dass man für eine ärztliche Leistung zuerst einmal die Kreditkarte zücken muss und nicht mit der E-Card Leistung in Anspruch nehmen kann. Das darf sich so nicht fortsetzen. Wir brauchen wieder mehr Kassenärztinnen und Kassenärzte, mehr Primärversorgungseinrichtungen, um das Angebot im ambulanten Bereich besser zu gestalten." Ziel im Gesundheitssystem sei jedenfalls digital vor ambulant vor stationär. "Zuerst bekomme ich eine Abklärung, entweder bei 1450 am Telefon oder noch besser wie in Finnland oder Israel über eine App, die funktioniert. Dann bekomme ich im niedergelassenen Bereich, beispielsweise in einem Primärversorgungszentrum ein Angebot und erst dann, wenn das nicht reicht, dann gehe ich ins Spital." Derzeit seien die Ambulanzen überlaufen. Dies verursache extremen Stress und bringe die Krankenhäuser an den Rand der Finanzierbarkeit.
Warnung vor Kollaps
In den VN hatten erst vor kurzem Ärzte, Pflegekräfte und Betriebsräte vor einem möglichen Systemkollaps gewarnt - ausgelöst durch Personalengpässe in den Krankenhäusern und Pflegeheimen. "Ich verstehe das, weil Spitäler natürlich an den Rand der Leidensfähigkeit gekommen sind, allein schon aufgrund der Pandemie", sagte der Minister. Dazu kämen Situationen, in denen Personal Tätigkeiten erledigen müssten, die nichts mit dem Dienst am Menschen zu tun hätten. Durch die Digitalisierung könnte es ihm zufolge eine Erleichterung geben. Aber es benötige auch mehr Personal, besonders im Pflegebereich. "Und da sage ich gleich dazu, das werden wir nicht ausschließlich in Österreich finden. Da wird es auch notwendig sein, im Ausland anzuwerben."
Bei Vorarlberg LIVE hielt der Ressortchef außerdem mit Blick auf die Sozialpolitik fest, dass ihm der Bereich Wohnen aktuell große Sorgen bereite. Bundesländer wie Vorarlberg seien gut beraten, verstärkt in den gemeinnützigen Wohnbau zu investieren. "Durchaus auch mit neuen Modellen, Genossenschaftswohnungen, Mietkaufmöglichkeiten auf Genossenschaftsbasis. Weil ich glaube: es ist den Leuten Sand in die Augen gestreut, wenn man sagt: Ihr müsst euch nur anstrengen und die Kreditzinsen müssen wieder sinken. Dann könnt ihr euch ein Einfamilienhaus leisten. Das geht sich nicht aus."
Im Amt bis zum Ende der Periode
An Rauchs Plan, bis zum Ende der Legislaturperiode im Amt zu bleiben, also noch über ein Jahr, hat sich nichts geändert. Davon gehe er aus, auch, dass die Bundesregierung weiter arbeite. "Ich habe noch unendlich viele Projekte in der Pipeline. Die Gesundheitsreform ist sicher das Größte." Dies hätten schon viele vor ihm probiert und seien gescheitert. "Aber mein Zugang ist: Es nicht versucht zu haben, würde ich mir ewig vorwerfen." Die Reform müsse sicherlich heuer noch auf die Beine kommen. Mittlerweile ist Rauch auch schon mehr als ein Jahr in der Bundespolitik tätig. Zu seinen Erfahrungen aus Wien sagte er: "Das Brett oder die Bretter, die man bohren muss, sind noch ein bisschen dicker als auf Landesebene."
Die Sendung "Vorarlberg LIVE" ist eine Kooperation von VOL.AT, VN.at, Ländle TV und VOL.AT TV und wird von Montag bis Freitag, ab 17 Uhr, ausgestrahlt. Mehr dazu gibt's hier.
(VOL.AT/VN)
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