Fischer in Vorarlberg für ganzjährige Felchen-Schonzeit

Diese Maßnahme sei zur Erholung des Bestands "ganz wichtig", sagte Albert Bösch, Obmann der Vorarlberger Berufsfischer, am Freitag bei einer Pressekonferenz. Die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) könnte eine diesbezügliche Entscheidung bei der jährlichen IBKF-Konferenz am 21. Juni in der Schweiz treffen.
Die aktuelle Situation der Vorarlberger Berufsfischer am Bodensee sei schwierig, betonte Bösch. Aktuell üben den Beruf in Vorarlberg noch neun Personen mit Halden- und Hochseepatent aus. Wurden bis 2015 rund um den Obersee noch 400 bis 600 Tonnen an Speisefischen gefangen - zwei Drittel davon Felchen - so waren es seither im Mittel 270 Tonnen. Im vergangenen Jahr belief sich der Fangertrag auf 153 Tonnen Fisch, davon 21,6 Tonnen in Vorarlberg. Dabei handelte es sich überwiegend um Barsche und Rotaugen.
Konkurrenz durch Quagga-Muschel
Als Ursache für die Entwicklung nannte Landesrat Christian Gantner (ÖVP) etwa Nährstoffmangel im See, frisst doch die Felche vor allem Plankton. Aber auch der Stichling, eine invasive Art, sowie die im Bodensee heimisch gewordene Quagga-Muschel machen den Felchen große Konkurrenz. Laut Gantner laufen in Bezug auf den Stichlingsbestand auf internationaler Ebene Pilotprojekte zum effizienten Fang und zur Verwertung der Art. In Bezug auf den Kormoran - Kormorane holen pro Jahr geschätzte 380 Tonnen Fisch aus dem Bodensee - stellte Gantner fest, dass die Lage in Vorarlberg stabil sei. Im Rheindelta gebe es 50 bis 60 Brutpaare, aber rund um den Bodensee habe der Bestand stark zugenommen.
Ganzes Maßnahmenpaket gefordert
Zusätzlich zur ganzjährigen Schonung der Felchen brauche es ein ganzes Maßnahmenpaket, um den Felchenbestand langfristig wieder zu stärken, sagte Bösch. Ein Punkt sei, dass man Felchen für den Besatz in der Brutanstalt des Vorarlberger Landesfischereizentrums zukünftig nicht nur erbrüten, sondern bis zu einer "stichlingsfesten" Größe (35 Millimeter) vorstrecken wolle. Es gehe aber auch darum, verstärkt Fischarten in den Markt einzuführen, die von den veränderten Bedingungen im See weniger betroffen seien. Neben den bisher bekannten Arten würden ganze Fische und Fischfilet von etwa Rotauge, Hecht, Wels oder Schleie angeboten.
Sutiation für Angelfischer stabil
Im Gegensatz zu den Berufsfischern stellt sich die Situation der Vorarlberger Angelfischer am Bodensee stabil dar. Es werden durchschnittlich 2.800 Jahreskarten und 4.000 Tageskarten pro Jahr ausgegeben. Der Fangertrag liegt im zehnjährigen Mittel bei etwa 16 Tonnen pro Jahr. Das liege daran, dass Felchen in der Angelfischerei am Bodensee keine allzu große Bedeutung haben, hieß es. An den anderen Vorarlberger Gewässern - 119 Fischereireviere werden aktiv bewirtschaftet - werden jährlich 5.200 Jahreskarten und 15.000 bis 16.000 Tageskarten ausgestellt. Geangelt werden in dieser "Binnenfischerei" etwa 41 Tonnen pro Jahr. Der überwiegende Großteil der so gefangenen Fische, Regenbogenforelle (81 Prozent) und Bachforelle (10,2 Prozent) wurden eingesetzt.
Als Service- und Kompetenzzentrum der Vorarlberger Fischerei dient das seit 21 Jahren bestehende Landesfischereizentrum in Hard. Die dort betriebene Zucht umfasst fünf Brutschränke für 400.000 Forelleneier und 24 Zugergläser (1.200 Liter ) für 80 Millionen Felcheneier sowie 14 Langstrombecken und 18 Rundbecken in verschiedenen Größen. In den vergangenen zwölf Jahren wurden etwa 260 Millionen Felchen ausgesetzt.
(APA)
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