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Invasive Arten und Klimawandel bringen den Bodensee durcheinander

Aktueller Wandel gilt als tiefgreifend und hat voraussichtlich weitreichende Folgen
Aktueller Wandel gilt als tiefgreifend und hat voraussichtlich weitreichende Folgen ©VOL.AT | APA
Nährstoffveränderungen, invasive Arten und der Klimawandel beeinflussen das Ökosystem im Bodensee stark.
"Felchen kann man nicht ersetzen"
Warum Felchen bald nicht mehr gefischt werden

Das zeigt ein großes Projekt von sieben Institutionen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Der aktuelle Wandel sei tiefgreifend und mit voraussichtlich weitreichenden Folgen für das komplexe Ökosystemgefüge und die Gewässernutzenden, berichteten die Forschenden am Mittwoch.

Quaggamuschel besiedelt See

Der Bodensee wurde während fünfeinhalb Jahren unter der Leitung des Schweizer Wasserforschungsinstituts Eawag im Projekt "Seewandel: Leben im Bodensee - gestern, heute und morgen" unter die Lupe genommen. Dabei wurde laut einer Aussendung der Eawag festgestellt, dass dem See invasive Arten wie die Quaggamuschel und der Stichling besonders zu schaffen machen. Die Muschel aus dem Schwarzmeerraum sei zu Projektbeginn nur vereinzelt vorgekommen, hieß es. Mittlerweile besiedle sie den See bis in große Tiefen.

Die Fischart Stichling mache bis zu 90 Prozent der Fischindividuen im Bodensee aus, so die Eawag. Im Projekt zeigten die Forschenden, dass der Erfolg der Fischart im Bodensee in ihrem besonderen Genpool liege.

Ertrag von Fischern halbiert

Stichling und Quaggamuschel haben die Fangerträge etwa auch der Vorarlberger Berufsfischer stark einbrechen lassen. Der Ertrag wurde in den vergangenen zehn Jahren mehr als halbiert.

Als ganz großes Problem gelten in Vorarlberg die Felchen. Im gesamten Bodenseeraum ging die Zahl der Berufsfischer in den vergangenen 15 Jahren von 120 auf rund 40 zurück.

Keine Blaualgen-Plage

Positive Ergebnisse vermeldeten die Forschenden hingegen bei Blaualgen. Die erhöhten Wassertemperaturen aufgrund des Klimawandels haben im Bodensee demnach bisher keine massenhaften Blaualgenplagen wie im benachbarten Zürichsee verursacht. Außerdem konnte laut den Forschenden die Überdüngung des Sees angehalten werden. Dank entsprechenden Maßnahmen dominieren demnach im heutigen Bodensee wieder Arten, die an Bedingungen mit geringem Nährstoffgehalt angepasst sind.

Projektleiter Piet Spaak von der Eawag befürchtet jedoch, dass diese Erholung nur von kurzer Dauer sein wird: "Ich gehe davon aus, dass sich das Ökosystem Bodensee infolge von Klimawandel und invasiven Arten, wie Quaggamuschel und Stichling, in Zukunft stärker verändern wird, als dies in den letzten Jahrzehnten der Fall war", sagte er.

(APA)

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