Abrechnung mit dem Papst

Gänswein sprach am Montag in einem ausführlichen Interview in der ZIB2 des ORF über sein Buch "Nichts als die Wahrheit", in dem er das nicht immer konfliktfreie Miteinander des verstorbenen Papstes Benedikt XVI. und Papst Franziskus schildert.
Quo vadis, Georg Gänswein?
Erzbischof Georg Gänswein (66) hofft, dass Papst Franziskus über seine künftige Aufgabe bis Pfingsten entscheiden wird und sieht seine Zukunft nicht in Costa Rica. Das bekundete der frühere Sekretär von Papst Benedikt XVI. (2005-13) bei der Präsentation seines Buches "Nichts als die Wahrheit" am Montagabend in der Buchhandlung "Herder" in Wien und auch im Interview in der ORF-Nachrichtensendung "ZiB2", so Kathpress.
Dass er angeblich Papstbotschafter (Nuntius) in Costa Rica werden solle, habe er aus kursierenden Medienberichten erfahren. "Ich halte das einfach für ein Fake News. Ich weiß davon nichts", betonte Gänswein. "Ich brauche noch etwas Zeit, um Ihnen eine neue Aufgabe zu geben", habe ihm Papst Franziskus am 4. März bei der bisher letzten persönlichen Unterredung gesagt, so Gänswein weiter. Bei dieser Audienz habe er Franziskus auch über seine Aufgabe als Testamentsvollstrecker von Benedikt XVI. Bericht erstattet und mitgeteilt, dass alles "ziemlich abgewickelt" sei. Er, Gänswein, hoffe, dass der Papst bis Pfingsten über seine weitere Verwendung entschieden werde und sei selbst schon neugierig. Die Entscheidung liege bei Franziskus, "und ich fühle mich in seinen Händen ganz gut geborgen".
Keine Abrechnung, sagt Gänswein
Gänswein erinnerte daran, dass er formal noch immer Präfekt des Päpstlichen Hauses sei, jedoch vom Dienst freigestellt. Dass er in seinem Buch die Umstände, die zu dieser Entscheidung geführt haben, thematisiert habe, sei nicht als eine Abrechnung oder Revanche zu verstehen, sondern als Zeichen, "dass ich ehrlich geschrieben habe und ehrlich schreiben wollte".
Auslöser für die damals im Jänner 2020 von Franziskus getroffene Beurlaubung Gänsweins waren die Turbulenzen rund um ein Buch des früheren Kurienkardinals Robert Sarah gewesen. Dieser nutzte einen Gastbeitrag von Benedikt XVI. gegen eine Liberalisierung des priesterlichen Zölibats aus, um den Eindruck einer Ko-Autorenschaft Benedikt/Sarah zu erwecken. Weil es Gänswein nicht gelang, dieses Manöver zu verhindern, sagte ihm Franziskus, er solle sich ab sofort nur noch um den damals schon 92-jährigen Benedikt kümmern und seine repräsentative Aufgabe als Präfekt am Päpstlichen Hof ruhen lassen. "Das hat mir wehgetan und habe das dem Papst auch gesagt. Ich bin ja nicht aus Eisen." Gleichzeitig habe er als Priester dem Bischof und dann bei der Bischofsweihe dem Papst und seinem Nachfolger "Gehorsam versprochen. Das gilt es einzulösen."
(APA)
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