Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte die Welt zu Reaktionen auf den grausamen Clip auf. "Das ist ein Video von Russland, wie es ist", sagte Selenskyj am Mittwoch in Kiew. Ukraines Außenminister Dmytro Kuleba nannte Russland "schlimmer" als die Terrorgruppe IS. Dagegen zweifelte Moskau die Echtheit des Videos an.
UN-Generalsekretär António Guterres reagierte entsetzt. Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Die Vereinten Nationen betonten, dass es sich nicht um einen Einzelfall handle: Es seien eine Reihe schwerer Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht in dem Krieg dokumentiert worden. EU-Ratschef Charles Michel zeigte sich erschüttert und machte "einen russischen Soldaten" verantwortlich. Die EU werde alles tun, damit Gerechtigkeit über Terror und Straflosigkeit siege. Auch UN-Beobachter in der Ukraine zeigten sich entsetzt.
Video zeigt "brutale Exekution"
In der Nacht zum Mittwoch war im Internet ein rund eineinhalbminütiges Video aufgetaucht. Es zeigt, wie ein Mann in Uniform von einem anderen in Uniform mit einer für russische Soldaten typischen weißen Kennzeichnung enthauptet wird. Die Echtheit des Videos und der Zeitpunkt der Aufnahme lassen sich nicht prüfen. Aufgrund grüner Blätter an den Bäumen ist es eher wahrscheinlich, dass die Aufnahmen nicht aus diesem Jahr stammen. Laut UN-Beobachtermission zeigt das Video die "brutale Exekution eines Mannes, der ein ukrainischer Kriegsgefangener zu sein scheint".
"Bedauerlicherweise ist das kein Einzelfall", teilte die UN-Menschenrechtsbeobachtungsmission mit. Zuvor waren bereits Aufnahmen aufgetaucht, die verstümmelte Leichen ukrainischer Soldaten zeigen sollen. In jüngsten Berichten der UN-Beobachter waren mehrere schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht bezüglich Kriegsgefangener dokumentiert worden. Seit mehr als 13 Monaten wehrt die Ukraine eine russische Invasion ab.
Selenskyj fordert Reaktionen
Selenskyj sagte zu dem Video, es handle sich weder um einen Unfall, noch um einen Einzelfall. Der Terror müsse verlieren. Niemand würde es verstehen, wenn die Staatsführer nicht auf das Video reagierten.
Bei einer Veranstaltung in Washington am Abend rief er zu einer Schweigeminute auf. "Ich bitte Sie nun, mit einer Schweigeminute des ukrainischen Soldaten zu gedenken, dessen Tod wir gestern alle miterlebt haben", sagte der per Video zugeschaltete Selenskyj bei einem Runden Tisch zur Ukraine während der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank.
"Schlimmer als der IS"
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba nannte Russland "schlimmer als den IS". Es sei absurd, dass Russland, das schlimmer als der IS ist, den Vorsitz im UNO-Sicherheitsrat innehat, während russische Truppen Gräueltaten an ukrainischen Kriegsgefangenen begehen. "Russische Terroristen müssen aus der Ukraine und der UNO geworfen und für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden", betonte Kuleba.
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko forderte eine "angemessene" Antwort der Welt. "Die Videobilder der barbarischen Hinrichtung eines ukrainischen Verteidigers durch Russen lässt einem das Blut in den Adern gefrieren", teilte Klitschko mit. Die Ukrainer würden Russland keine "bestialische Barbarei" je verzeihen.
Moskau bezweifelt Echtheit
In Moskau sprach Kremlsprecher Dmitri Peskow von "entsetzlichen Bildern". Doch zunächst müsse festgestellt werden, ob die Enthauptung tatsächlich stattgefunden habe. Anschließend sei zu prüfen, von welcher Seite das Verbrechen begangen worden sei. "Wir leben zunächst einmal in einer Welt der Fakes und müssen daher die Echtheit der Aufnahmen prüfen", sagte er der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.
Der tschechische Präsident Petr Pavel reagierte entsetzt auf Berichte über das Video. "Falls sich dieses Video als authentisch erweisen sollte, dann haben sich russische Soldaten damit in eine Reihe gestellt mit dem `Islamischen Staat´, was wir alle weltweit verurteilen sollten", sagte Pavel am Mittwoch in Prag.
EU: "Missachtung des Völkerrechts"
Die EU-Kommission erklärte in Brüssel, sie habe keine Informationen über den Wahrheitsgehalt des Videos. Sollte es jedoch authentisch sein, wäre die Tötung eines Kriegsgefangenen "ein schwerwiegender Verstoß gegen die Genfer Konvention" und würde "einmal mehr die völlige Missachtung des Völkerrechts und insbesondere des humanitären Völkerrechts durch Russland" zeigen, sagte Kommissionssprecherin Nabila Massrali. Alle Täter und Komplizen von Kriegsverbrechen würden zur Rechenschaft gezogen.
Das österreichische Außenministerium erklärte auf Anfrage ebenfalls: "Wenngleich wir keine Informationen über den Wahrheitsgehalt des abscheulichen Videos haben, wäre die Tötung eines Kriegsgefangenen eine eklatante Verletzung des humanitären Völkerrechts." Jedem einzelnen Hinweis müsse nachgegangenen werden, jedes einzelne Kriegsverbrechen ausnahmslos aufgeklärt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden", hieß es.
Zuvor hatte der ukrainische Botschafter in Österreich, Vasyl Khymynets, an die heimischen Politiker und an die österreichische Gesellschaft appelliert, "auf diese entsetzliche Hinrichtung zu reagieren und somit ein Zeichen zu setzen, dass alle russischen Verbrechen aufs Schärfste verurteilt werden und Russland dafür zu Verantwortung gezogen wird."
(APA/Reuters/dpa)
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