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Nach Fanrandale in Lustenau: Wie gewaltbereit sind Vorarlbergs Fans?

©VOL.AT/Steurer
Nach den Ausschreitungen am Rande des VFV Cup Spiels zwischen dem FC Lustenau und den Austria Lustenau Amateuren am Wochenende mit insgesamt sechs Verletzten, stellt sich die Frage: "Hat der Fußball in Vorarlberg ein Gewaltproblem?"
Video von der Randale in Lustenau

Die Vereinsverantwortlichen und auch die Exekutive zeigten sich überrascht und schockiert von den Vorfällen am Rande des Derbys in Lustenau. Doch wie sieht die Situation in Vorarlberg generell aus?

Fanmarsch zum FC Stadion.
Am Stadioneingang kam es dann zu Auseinandersetzungen

Szenekundige Beamte der Polizei

Auch wenn in den vergangenen Jahren größere Ausschreitungen bei Fußballspielen im Ländle nicht zu verzeichnen waren, hat die Polizei ein Auge auf die Fanszene im Ländle. Zwölf speziell geschulte Polizisten gibt es in Vorarlberg, die als "szenekundige Beamte" bei Spielen in zivil vor Ort sind und auch regelmäßig im Austausch mit den Vereinen und den Fanbeauftragten sind.

Alle Hände voll zu tun hatten die Verantwortlichen in Lustenau. ©VOL.AT/Steurer

Überrascht von den Ausschreitungen am Wochenende

Auf Nachfrage beim Leiter der Einheit, zeigt man sich überrascht von den Vorfällen am Wochenende. Zwar gebe es eine Vorgeschichte was die Fans der beiden Lustenauer Vereine angehe, allerdings sei dies seit dem Rückzug des FC Lustenau aus dem Profibetrieb sehr ruhig geworden. Das eine kleine Gruppierung von Austria Fans nun am Wochenende für derart unschöne Szenen gesorgt hat, sei im Vorfeld nicht absehbar gewesen, dementsprechend habe man auf eine größere Polizeipräsenz verzichtet.

©P. Steurer
©P. Steurer

Die polizeilichen Ermittlungen zur Identifizierung der Verantwortlichen läuft nun und auch von Seiten der Vereinsführung der Austria hat man bereits Konsequenzen angedeutet.

Hat Vorarlbergs Fußball ein Gewaltproblem?

Hat nun die Vorarlberger Fanszene ein Gewaltproblem, wie es etwa auch die Bregenzer Vizebürgermeisterin Sandra Schoch am Rande der Diskussionen um die Nutzung des Bregenzer Stadions durch die Lustenauer Austria bereits befürchtet hat?

Grundätzlich nein, heißt es dazu von Seiten der Polizei. Zwar komme es vereinzelt zu Vorfällen, aber dies steht in keinem Verhältnis zu den Problemen die es zum Beispiel am Rande von Derbys in Wien zwischen der Wiener Austria und Rapid, oder auch im benachbarten Ausland immer wieder gibt. Meist beschränken sich die Fangruppen auf gegenseitige Provokationen.

Eindeutig zweideutige Provokation der Bregenzer Fans gegen die Fans von Austria Lustenau. ©VOL.AT/Steurer

Ultras haben auch in Vorarlberg ihre Anhänger

In Vorarlberg gibt es zwar Anhänger der sogenannten Ultras, doch diese sind nicht per se als gewaltbereit einzustufen, auch wenn einzelne Mitglieder immer wieder in Erscheinung treten. Gewaltbereite organisierte Hooligans, wie man sie von anderen europäischen Vereinen kennt, gibt es in Vorarlberg nicht.

Szenen wie diese 2010 nach einem Spiel zwischen Schwarz-Weiß Bregenz und Austria Salzburg sind glücklicherweise die absolute Ausnahme. ©VOL.AT/Shourot

Probleme vor allem mit Fans aus Altach und Lustenau

Die beiden größten Fangruppen im Land stellen die Vereine Austria Lustenau und SCR Altach. Dementsprechend gebe es auch die meisten Vorfälle mit Fans dieser beiden Vereine. Aus der Historie heraus an dritter Stelle gab es in der Vergangenheit auch immer wieder Probleme mit Fans von Schwarz-Weiß Bregenz. Dort hat sich die Fanszene allerdings seit dem Ende des Profifußballs 2005 stark reduziert. Ob sich das mit dem möglichen Aufstieg in die zweite Bundesliga im kommenden Jahr wieder ändert, sei noch nicht abschätzbar, heißt es vonseiten der Polizei. Größere Vorfälle habe es aber generell in den letzten Jahren nicht mehr gegeben, vor allem auch weil gerade bei Derbys viel Arbeit im Vorfeld geleistet wird und auch die Polizeipräsenz dementsprechend groß ist.

Polizeiaufgebot beim Derby Altach gegen Lustenau. ©VOL.AT/Adam

Dass es auch kaum zu Problemen gekommen ist, wenn vermeintliche Risikospiele gegen Vereine mit bekannt gewalttätigen Fangruppen stattfanden, hat vor allem zwei Gründe. Neben der Polizeipräsenz wissen die relativ kleinen Problemfansgruppierungen im Ländle, dass sie gegen die "Übermacht" der großen organisierten Vereine den "Kürzeren ziehen" würden. Dementsprechend seien die vermeintlichen Risikospiele meist eher ruhig.

"Pyrotechnik ist kein Verbrechen"

Meist beschränken sich die Vorfälle auf Verstöße gegen das Pyrotechnikverbot oder vereinzelte Körperverletzungen. Dass es eine konzertierte Aktion wie zuletzt in Lustenau gibt, ist die absolute Ausnahme.

Pyrotechnik stört das Spiel und ist offiziell verboten, aber hat in Fankreisen nach wie vor einen hohen Stellenwert. ©VOL.AT/Stiplovsek

Problem "Fanfreundschaften"

Was von Seiten der Verantwortlichen allerdings sehr wohl immer genau beobachtet wird, sind die sogenannten Fanfreundschaften der einzelnen Gruppierungen. Denn hier reisen zumeist Problemfans größerer Vereine zur "Unterstützung" an. So finden sich immer wieder Fans des FC Augsburg bei Spielen der Austria Lustenau ein, die Altacher Fans erhalten Unterstützung von Grashoppers Zürich Fans, und in der Vergangenheit fanden auch immer wieder Fans des LASK Linz den Weg zu Spielen von Schwarz-Weiß Bregenz. Vor allem bei Spielen mit Beteiligung dieser Fangruppierungen kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Vorfällen.

(VOL.AT)

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