Die Geschichte geht durch alle Medien: Eine junge Polin behauptet, sie sei Maddie McCann. Das kleine Mädchen, dass 2007 aller Wahrscheinlichkeit nach aus einem Appartement in Portugal entführt wurde – und das seitdem verschwunden ist. Der Fall erlangte internationales Aufsehen, nicht zuletzt, weil die Eltern des Kindes selbst medienwirksam nach ihr suchten. Doch die Nachricht ist es nicht, die den Vorarlberger Modelmanager Dominik Wachta vor wenigen Tagen stocken ließ. Sondern das Gesicht.
Erinnerung kehrt zurück
"Ich wusste, ich kenne die junge Frau auf den Bildern", erzählt der gebürtige Krumbacher WANN & WO exklusiv. "Aber ich kam nicht drauf. Es war so, wie wenn man jemandem über den Weg läuft und man kommt nicht auf den Namen."
Als der 39-Jährige ein, zwei Tage später durch Facebook scrollt, fällt der Groschen. Und das mit Wucht: "In meiner Timeline sah ich einen ausführlichen Post über die ganze Maddie-Geschichte und auch Bilder, auf denen die junge Frau Fotos von sich mit denen von dem kleinen Mädchen verglich. Und da wurde mir klar: Das ist die Julia, die sich 2019 bei meiner Agentur ‚1st Place Models‘ beworben hatte!"
"Wirkte normal auf mich"
Seit ihrem Kontakt vor vier Jahren waren Dominik und Julia einander bei Facebook gefolgt. "Sie likte immer mal Fotos meiner Agentur, ich Bilder von ihr – eine lose Facebook-Bekanntschaft eben", schildert Dominik.

Einen weiteren Kontakt über Nachrichten habe es aber nicht mehr gegeben. Ob dem erfahrenen Modelmanager damals schon etwas an ihr aufgefallen war? "Um ehrlich zu sein nicht", gesteht Dominik auf Nachfrage von WANN & WO.

"Sie wirkte für mich einfach wie ein junges Mädchen, das zwar ein hübsches Gesicht hatte und sicher im Werbebereich erfolgreich sein konnte. Das habe ich ihr auch so mitgeteilt. Aber in unsere Agentur, mit dem Fokus auf Haute Couture, passte sie nicht." Doch eines fiel Dominik schon damals auf: "Sie war sehr motiviert, wollte unbedingt Model werden. Inzwischen verfolgt sie ja eine Karriere als Sängerin. Eine gewisse Bühnen- und Show-Affinität hat sie also – es zieht sie in die Öffentlichkeit."
"Möglich, dass sie es ist"
Ein Argument dafür, dass die Geschichte nicht stimmt und Julia Faustyna nicht die seit 16 Jahren vermisste Maddie McCann ist? "Das will ich damit nicht sagen", so Dominik. "Nicht, weil ich ihr glaube. Sondern, weil ich es einfach nicht weiß. Wenn all die Punkte, die sie anführt – dass sie adoptiert ist, dass sie von einem Deutschen mit Nachnamen Ney missbraucht worden sei, dass sie nichts von ihrer Kindheit wisse, dass es keine Kinderbilder von ihr gebe – wenn all das stimmt, dann kann es schon sein, dass sie die Echte ist. Aber alles, wofür ich meine Hand ins Feuer lege, ist, dass sie selbst tatsächlich glaubt, dass sie es ist."
Erinnerungen an den Fall Natascha Kampusch
Doch rationales Wissen allein ist nicht das Einzige, was Dominik umtreibt, seit er die jüngsten Berichte über die vermeintliche gefundene Maddie gelesen hat. "Als ich 16 Jahre alt war, ist Natascha Kampusch verschwunden. Überall wurde über sie berichtet, überall hingen Plakate. Dann wurde es still um sie – doch ich hatte immer das Bauchgefühl, dass sie noch lebt." Zu Recht, wie sich herausstellen sollte: Nach über acht Jahren, als die meisten sie längst für tot hielten, gelang Kampusch die Flucht von ihrem Peiniger. "Und auch seit 2007, seit Maddie McCann verschwunden ist", sagt Dominik, "habe ich das gleiche Bauchgefühl: Maddie lebt."
Ist sie Maddie? Das ist Julia Faustyna
Die junge Frau, die Madeleine McCann sein will, heißt Julia Faustyna und lebt in Polen. Nach eigener Aussage ist sie adoptiert und wurde aus den Fängen eines Pädophilen befreit. Online verbreitet sie Vergleichsbilder von sich mit Maddie, die ihre Identität nachweisen sollen – etwa ein Iris-Punkt im Auge, ihre Nase oder Zähne. Eine Kontaktanfrage von WANN & WO ließ sie unbeantwortet.
(WANN & WO)
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