AA

Everything Everywhere All At Once - Kritik und Trailer zum Film

Das Leben von Evelyn Wang (Michelle Yeoh) ist nicht unbedingt so gelaufen, wie sie sich das vorgestellt hat. Die Waschsalonbesitzerin hat Ärger mit dem Finanzamt, steht vor der Scheidung und auch die Beziehung zu ihrer Tochter ist nicht die beste. Just als Evelyn bei ihrer Steuerprüferin (Jamie Lee Curtis) ist, löst sich ihre Realität jedoch in zahlreiche weitere auf. Und sie erfährt, dass das Schicksal dieses Multiversums einzig und alleine von ihr abhängt. Ihre Ungläubigkeit ist alsbald Geschichte, als sich Evelyn mit einem Male im Kampf gegen das unbekannte Böse befindet.

Multiversen sind dank Marvel der letzte Schrei. Aber nur wenige Filme sind so originell oder beseelt wie "Everything Everywhere All at Once". Eine metaphysische Actionkomödie, die wirklich seltsam, surreal und auch sentimental ist. Die schwindelerregende Natur des Films wird nicht jedermanns Sache sein, aber es lohnt sich. Ab Freitag im Kino.

Everything Everywhere All At Once - Kurzinhalt zum Film

Evelyn (Michelle Yeoh) ist eine unglückliche chinesische Einwanderin in Amerika. Sie hat eine eingeschlafene Beziehung zu ihrem süßen Ehemann Waymond (Ke Huy Quan), hat Schwierigkeiten, zu akzeptieren, dass ihre Tochter Joy (Stephanie Hsu) lesbisch ist, und ihr Waschsalon steht kurz vor dem Bankrott. Obendrein kommt ihr missbilligende Vater Gong Gong (der große James Hong) aus China zu Besuch. Das sind die ersten 20 Minuten des Films, die noch halbwegs banal sind.

Dann wechselt der Film den Ton und die Geschwindigkeit, und wir werden Zeuge eines Szenarios, das an klassische Science-Fiction-Filme wie "Terminator" oder "Matrix" erinnert, aber es gibt auch eine Hommage an Disneys "Ratatouille". Evelyn ist eine Art "Auserwählte". Sie muss lernen, sich mit mehreren Universen zu verbinden und die Fähigkeiten nutzen, die "andere Evelyns" in ihren Welten erworben haben (ähnlich wie Neo Kung Fu herunterladen konnte), um ihre Familie und das Multiversum zu retten.

Aber der Vergleich mit diesen anderen Filmen, kommt nicht annähernd an den skurrilen Ton heran, der auch eine Menge Herz hat. Im Kern dieser herrlich chaotischen Kopf-Reise steckt eine beseelte Geschichte über familiäre Beziehungen und nicht gegangene Wege. Träume, denen man nicht gefolgt ist, und Erwartungen, die man einst vielleicht hatte. Wie wäre das Leben, wenn man andere Entscheidungen getroffen hätte?

Everything Everywhere All At Once - Die Kritik

Es ergibt nicht immer Sinn, aber es macht wirklich Spaß. In verschiedenen Welten ist Evelyn eine Mutter, eine Kung-Fu-Kämpferin, und auf einer Kindergeburtstagsfeier ist sie eine Piñata. In einem Universum hat jeder schlaffe "Würstel-Finger" und Michelle Yeoh und Jamie Lee Curtis spielen ein lesbisches Paar, die mit ihren Füßen Klavierspielen. In einer anderen Welt ist sie ein Stein. Es klingt absurd, weil es so ist.

Die großartige Michelle Yeoh wechselt spielerisch zwischen diesen Identitäten hin und her. Dazu gehört eine Martial-Arts-Schauspielerin, die sich nicht so sehr von ihrer echten Person unterscheidet. Der Hongkong-Actionstar ist bekannt aus Filmen wie "Tiger and Dragon", "James Bond 007 - Der Morgen stirbt nie", und "Crazy Rich Asians". Aber der "sleeper Star" des Films ist Ke Huy Quan, ein ehemaliger Kinderschauspieler aus den 1980er Jahren (aus "Indiana Jones und der Tempel des Todes" und "Goonies"), der ein bisschen was von Jackie Chans Albernheit und Charisma hat.

Unter der Regie und dem Drehbuch der Daniels (alias Daniel Kwan und Daniel Scheinert) ist "Everything Everywhere All at Once" ein Film, der wirklich nur als bizarr beschrieben werden kann. Ihr voriger "Swiss Army Man" (2016) mit Paul Dano und Daniel Radcliffe beginnt als ein Film mit einem Mann, der kurz vor dem Selbstmord steht, bevor er in eine existenzialistische Komödie übergeht, in der es um die Bindung zu einer furzenden Leiche geht. In ihrem Kurzfilm "Interesting Ball" führt ein kosmisches Ereignis dazu, dass Daniel Scheinert in Daniel Kwans Rektum gesaugt wird. Ihre Filme mögen auf den ersten Blick trivial erscheinen, aber sie sind skurril, nihilistisch und bereit, sich den großen Fragen des Lebens zu stellen.

"Everything Everywhere All at Once" beginnt passenderweise damit, dass die Kamera durch einen Spiegel geht. Das ist eine Art für das Regieteam zu sagen, dass man wie Alice im Wunderland das Unmögliche erwarten sollte. Es ist nicht vorhersehbar, wohin ein Film von ihnen im nächsten Moment gehen wird: ins Rektum einer Figur oder in ihre wildesten Träume. Und das kann man nur von den wenigsten behaupten.

(APA/Red)

  • VOL.AT
  • Kinostarts
  • Everything Everywhere All At Once - Kritik und Trailer zum Film