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"Die Suche nach Sinn und Halt ist stark spürbar"

Kardinal Schönborn war am Montag zu Gast bei "Vorarlberg LIVE".
Kardinal Schönborn war am Montag zu Gast bei "Vorarlberg LIVE". ©VOL.AT/Rauch Kardinal Schönborn war am Montag zu Gast bei "Vorarlberg LIVE". ©VOL.AT
Kardinal Dr. Christoph Schönborn war am Montag zu Gast bei "Vorarlberg LIVE".

Kardinal Schönborn weilte am Montag in Vorarlberg. Anlass war eine Auszeichnung, das Land verlieh dem langgedienten Priester das Goldene Ehrenzeichen. Er betonte bei "Vorarlberg LIVE" seine Dankbarkeit, sprach über die Spiritualität unserer Gesellschaft und politische Steinewerfer.

Was muss sich in der Kirche ändern, damit die Menschen wieder glauben?

Schönborn: Dies ist eine gesamteuropäische Entwicklung, die selbst Polen und die Slowakei erreicht. Ich glaube nicht, dass die Menschen grundlegend weniger religiös sind. Die Suche nach dem Sinn im Leben folgt aber nicht mehr den traditionellen Formen - wie auch unsere Lebensform nicht mehr die traditionelle ist. Ich sehe das gar nicht so dramatisch. Wenn ich jetzt in Schruns die Messe feier, dann weiß ich: Die, die jetzt da sind, die sind aus Überzeugung da. Nicht, weil man muss.

Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung des Landes?

Schönborn: Ich musste an das Büble denken, das da mit sechs Jahren mit einer Flüchtlingsfamilie nach Schruns kam und nun diese Auszeichnung bekommt, das berührt einen. Vor allem, empfinde ich eine große Dankbarkeit Vorarlberg gegenüber. Es ist uns wirklich eine Heimat geworden.

Ändern da Krisen von Corona bis zum Krieg etwas?

Schönborn: Die Suche nach Sinn und Halt ist stark spürbar, auch bei jungen Menschen. Die Formen, in denen sich das ausdrückt, wird nicht für alle in den klassischen Kirchen sein. Sie findet aber auch Ausdruck in Ritualen der Kirche.

Wie sehen Sie das aktuelle Sittenbild der Politik?

Schönborn: Jesus hat in einem dramatischen Zusammenhang gesagt, wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Wir sind eine Gesellschaft von Steinewerfern. Wir gehen in eine ganz schwere Zeit. Die 75 Jahre des kontinuierlichen Aufschwungs sind in jeder Hinsicht vorbei. Was braucht es, wenn es enger wird und Armut eine dramatische Frage wird? Zusammenhalt. Ich kann nur sagen, bitte schaut auf das Österreich der Nachkriegszeit. Auch da ist politisch gekämpft worden. Aber die Verantwortlichen haben gewusst, es geht nur gemeinsam. Die Kontroversen soll die Justiz klären, und nicht zuerst die Medien. Wenn Fehlverhalten vorhanden ist, muss es geklärt werden. Wenn wir aus dieser schwierigen wirtschaftlichen Krise, die noch viel schwieriger wird, herauskommen wollen, müssen wir es gemeinsam machen.

Die Sendung "Vorarlberg LIVE" ist eine Kooperation von VOL.AT, VN.at, Ländle TV und VOL.AT TV und wird von Montag bis Freitag, ab 17 Uhr, ausgestrahlt. Mehr dazu gibt's hier.

(VOL.AT/VN)

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