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Wien: 2.200 Menschen demonstrierten gegen Ukraine-Krieg

Demo in Wien: Kriegsflüchtlinge berichteten von ihren Erlebnissen in der Ukraine.
Demo in Wien: Kriegsflüchtlinge berichteten von ihren Erlebnissen in der Ukraine. ©APA/TOBIAS STEINMAURER
Am Sonntagabend wurde in Wien gegen den Krieg in der Ukraine demonstriert. Viele davon waren sichtlich erst dieser Tage nach Österreich geflüchtet, zu sehen waren sehr viele betroffene und traurige Gesichter.

Die Polizei sprach gegenüber der APA von insgesamt 2.200 Demonstrationsteilnehmern.

Ukrainer über den Angriffskrieg der Russen in ihrem Land

"Ich kann nicht militärisch kämpfen, aber meine Waffe ist meine Stimme", sagte gleich zu Beginn der Demonstration am Wiener Heldenplatz Sängerin Susanna Tschachojan, sie eine Solistin an der ukrainischen Nationaloper in Kiew. Tschachojan sang mit den mehrheitlich ukrainophonen Demonstrantinnen und Demonstranten die vom Freiheitskampf des Volkes handelnde Nationalhymne der Ukraine.

"Das waren die schwierigsten zwei Wochen meines ganzen Lebens, jeden Tag kommen mehr und mehr verstörende Nachrichten aus Mariupol", erzählte Lola, eine junge Aktivistin aus der ostukrainischen Region Donezk. Sie habe sich in diesen letzten Tagen mit einer Telegram-Gruppe beschäftigt, die helfen sollte, den Kontakt zu verschollenen Verwandten im belagerten Mariupol wiederherzustellen. Sie selbst sei einer der Betroffenen - auch ihre Angehörigen seien in der Stadt, sagte sie und kämpfte gleichzeitig mit Tränen.

"Das ist mehr als ein Krieg, das ist Völkermord"

Seit 25 Tagen würden Ukrainer getötet und Städte zerstört, klagte die aus dem ebenso umkämpften Charkiw stammende Aktivistin Anastassija. "Das ist mehr als ein Krieg, das ist Völkermord an Ukrainern, Putin will nicht, dass wir als Nation existieren, eine eigene Sprache und eine eigene Zukunft ohne 'Großen Bruder' haben", sagte sie.

Rund 2.200 Demonstranten bei Ukraine-Demo in Wien

Beim Vorgehen der russischen Armee sei nichts unmöglich. Rettungsautos seien beschossen worden, Frauen vergewaltigt, unzählige humanitäre Korridore hätten nicht funktioniert, klagte Anastassija. Es sei nicht deshalb möglich, Versprechungen von Putin und seiner Regierung zu glauben, betonte die Aktivistin und forderte den Westen auf, Beziehungen jeglicher Art zu Russland abzubrechen. "Verlasst den russischen Markt, seid keine Sponsoren von Krieg, Völkermord und Terror", wandte sie sich die Aktivistin an den westliche Geschäftsleute. Die bei fast allen Wiener Demonstrationen der letzten Wochen präsente Aktivistin Arina, die am Sonntag als Moderatorin auftrat, wiederholte in Folge die erstmals am Mittwoch artikulierte Forderung des ukrainischen Botschafters Wassyl Chymynez an Raiffeisen Bank International (RBI), den russischen Markt zu verlassen.

"Russen, denkt nach und werdet wach!"

"Russen, denkt nach und werdet wach! Geht bei euch auf die Straßen oder ruft - wenn ihr hier seid - zu Hause an und sagt, dass man sich erheben soll", appellierte die aus Kiew stammende Arina auf Russisch an Russen. Ohne diesen Widerstand würde es für sie keine Möglichkeit geben normal weiterzuleben, meinte sie, die russische Staatsbürgerschaft zum Stigma.

Die Positionierung der russischen Bevölkerung war auch das Thema auf einem Plakat von der aus Charkiw stammenden Demonstrantin Polina, die von 71 Prozent Kriegsanhängern in Russland geschrieben hatte. Wie könne angesichts dieser Prozentzahl etwa der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz erklären, dass Putin allein für den Krieg verantwortlich sei, empörte sie sich im Gespräch mit der APA. "Es muss mehr Unterstützung für die Ukraine geben und mehr Sanktionen für Russland solange der Krieg nicht aufhört", forderte sie.

Auch Russen bei Ukraine-Demo in Wien anwesend

"Für mich ist das sehr traurig, aber laut Meinungsumfragen sind wirklich sehr viele Russen dafür", erklärte der APA Larissa aus St. Petersburg, die sich laut eigenen Angaben seit zwei Wochen in Österreich aufhält. Sie stand einige Meter von Polina entfernt, mit einem Plakat, auf dem sich als Kriegsgegnerin aus Russland outete. Bedingt durch "verfassungswidrige Gesetze" sei es in ihrer Heimat mittlerweile "lebensgefährlich", gegen den Krieg zu demonstrieren, sagte Larissa, die ihre große persönliche Betroffenheit nicht verbergen wollte.

(APA/Red)

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