Tempostarkes Klavier-Recital der „Formel 1“

Feldkirch. Mozart, Chopin, Brahms, Schumann – jene Musikfreunde, die das Glück hatten, große Pianisten der älteren Generation wie Backhaus, Brendel, Kempff, Anda oder Badura-Skoda und Demus noch live zu erleben, hatten bei Konzerten der genannten Klaviermeister von früher gottlob differenziertere Hörgewohnheiten als heute ein Großteil des Publikums. Lautstärke und rasantes Tempo ersetzen nämlich – bejubelt! – sehr oft die intime, nachschöpferische, stilistisch originäre Kunst des Interpreten am Bösendorfer oder Steinway. Freude über das Gastkonzert der weltberühmten amerikanisch-chinesischen Pianistin Claire Huangci am Bösendorfer im Pförtnerhaus, doch zum Hochleistungssport statt „Tiefe“ sollten die Tasten den Interpreten nie verleiten.
Weltmeisterliche Virtuosität
Die 30-jährige Pianistin besitzt Weltruf, wohl weil ihr überschäumendes Temperament und ihre Lust an akrobatisch-rasanten Läufen schlicht faszinieren. Brillante Technik und Klarheit der Noten sind selbstredend ihre oberste Liga. Dennoch: Defizite, auch bei einem großen Namen, wurden schon genannt. Die Mozart-Sonate Nr. 14, c-Moll, KV 457, eröffnete den Abend zu dramatisch, das Moll ist nicht so herb, wie es bei Huangci klang. Ebenso unerbittlich ohne Prise Romantik donnerte die Chopin-Ballade Nr. 1, g-Moll, op. 23, in den Saal. Die Brahms-Walzer Nr. 1–16, op. 39, konnten höchstens Traumtänzer tanzen, normale Beine müssten bei solch rasantem 1, 2, 3 streiken. Der „Bolero“ in a-Moll, op. 19, von Chopin lässt die Frage offen: Wer hat das richtige Tempo für diesen „Tanz“, Ravel oder der asiatische Weltstar? Robert Schumanns „Papillons“, op. 2, besaßen kaum Augenblicke der Schumann’schen Leichtigkeit seiner Schmetterlinge. Die populären Ungarischen Tänze 1–5, von Brahms, waren dann ein wahrlich atemberaubendes Finale. Alles Geschmackssache? Frühere Werktreue kontra aktuelles Feeling? Die flinke Claire Huangci bot mit ihren „zeitgemäßen“ Interpretationen jedenfalls Diskussionsstoff.
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