EU-Wahl 2019: Die österreichischen Spitzenkandidaten im Porträt

Nur zwei der sieben Parteien, die am 26. Mai 2019 bei der EU-Wahl am Stimmzettel stehen, werden von Frauen in die wahl geführt. Claudia Gamon (NEOS/30 Jahre) und Katerina Anastasiou (KPÖ/35 Jahre) sind zudem die mit Abstand jüngsten Listenersten. Alle anderen sind über 50, zwei über 60 Jahre alt. Drei der sieben Spitzenkandidaten sind oder waren schon im Europaparlament.
Die Spitzenkanidaten zur EU-Wahl 2019 im Kurzporträt
Zu den Kandidaten mit Straßburg-Erfahrung zählen die beiden über 60-Jährigen: ÖVP-Delegationsleiter Othmar Karas (61) ist künftig auch der dienstälteste in der Österreicher-Riege, im Juli feiert er sein 20-Jahres-Jubiläum. JETZT/Initiative 1-Kandidat Johannes Voggenhuber ist mit 68 der älteste Listenerste – und war für die Grünen mehr als 14 Jahre (bis 2009) im Europaparlament. Harald Vilimskys (52) ist Delegationsleiter der FPÖ und führt sie zum zweiten Mal in die Wahl.
Neu dabei sind nicht nur Gamon und Anastasiou. Auch SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Schieder (50) und der Grüne Parteichef Werner Kogler (57) haben ihre Premiere am EU-Parkett – aber schon reichlich parlamentarische Erfahrung in Österreich gesammelt. Der Altersschnitt der sieben (sicher zur Wahl antretenden) Listenersten liegt knapp über 50 Jahren.



2014 schaffte Vilimsky als Ersatzmann für den rassismus-bedingt ausgefallenen Andreas Mölzer satte Zugewinne, heuer führt er die FPÖ zum zweiten Mal in die EU-Wahl. Der frühere EU-Gegner strebt – wie er bei aller Kritik beteuert – nicht mehr den Austritt, sondern die Reform der Union an, und dies in einer von ihm mitgebauten breiten Rechtspopulisten-Allianz u.a. gemeinsam mit Italiens Innenminister und Lega-Chef Matteo Salvini und Frankreichs Rechts-Außen-Politikerin Marine Le Pen. Der Innenpolitik blieb er auch nach seinem Einzug ins EU-Parlament 2014 treu, Vilimsky behielt den seit der BZÖ-Abspaltung 2006 an der Seite Heinz-Christians Straches eingenommenen Posten des FPÖ-Generalsekretärs. Sein ebenfalls damals übernommenes Nationalratsmandat wechselte er 2014 gegen den EU-Parlamentssitz ein. Seine Parteikarriere gestartet hatte der am 22. Juli 1966 geborene Wiener – der von Beruf “akademisch geprüfter PR-Berater” (er absolvierte einen Hochschullehrgang) – als Pressereferent, schon unter Jörg Haider im Parlamentsklub (1991 bis 1996), danach im Wiener Rathausklub, wo er 2004 bis 2006 auch Landesparteisekretär war. 2006 nahm ihn Strache als Generalsekretär in die Bundespartei und in den Nationalrat mit. Vilimsky ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Auf eine junge, noch eher unbekannte Spitzenkandidatin setzen die NEOS: Die 30-jährige Nationalratsabgeordnete Claudia Gamon ersetzt heuer Angelika Mlinar, die sich wegen mangelnder Unterstützung durch die Partei zurückzog und jetzt in Slowenien antritt. Mit ihr hatten die NEOS gleich beim ersten EU-Anlauf 2014 8,1 Prozent und ein Mandat geholt. Gamons Ziel ist, “stärker abzuschneiden” und ein zweites pinkes Mandat zu erreichen. Politische Erfahrung hat die Jüngste im Feld der Listenersten bereits einige gesammelt. Schon während des (mit Master beendeten) Studiums International Management/CEMS engagierte sie sich für die Jungen Liberalen in der Hochschulpolitik, sie war zweimal Spitzenkandidatin bei den ÖH-Wahlen. Seit Oktober 2015 ist die am 23. Dezember 1988 in Feldkirch geborene Vorarlbergerin Abgeordnete zum Nationalrat.

Quasi das Comeback der Bundes-Grünen – nach dem Rauswurf aus dem Nationalrat 2017 – soll die EU-Wahl werden. Also hat Werner Kogler sie zur “Chefsache” gemacht. Der nach dem Desaster eingesprungene und im November 2018 dann offiziell gekürte Parteichef ist Spitzenkandidat. Zumindest die für ein Mandat nötigen rund fünf Prozent sind sein Ziel. Ein relativ bescheidenes nach Ulrike Lunaceks Rekordergebnis von 14,5 Prozent und drei Mandaten im Jahr 2014 – aber laut den Meinungsforschern auch ein realistisches. Viel Geld für den Wahlkampf hat Kogler nicht; er setzt auf “Herzblut und Überzeugung”, Social Media-Wahlkampf mit klassischen Grün-Themen wie Klimaschutz – und “Promi-Faktor” mit der bekannten deutschen Köchin Sarah Wiener als Listenzweiter. Der am 20. November 1961 in Hartberg geborene Kogler – ein Magister der Volkswirtschaft – ist Grünes Urgestein. In den 1980er-Jahren war er Gründungsmitglied der steirischen Partei, bis 2014 ihr Landessprecher – und saß zuvor schon von 1985 bis 1988 im Grazer Gemeinderat. 1999 zog er in den Nationalrat ein, war Leiter des Rechnungshofausschusses, Budget- und Finanzsprecher, stellvertretender Klubchef unter Eva Glawischnig – und fiel nicht nur mit langen Reden (2010 filibusterte er fast 13 Stunden lang) und Sachkenntnis, sondern auch als Aufdecker u.a. in der Causa Hypo auf.
JETZT/INITIATIVE 1 EUROPA – Johannes Voggenhuber


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