Baldauf nach Doping-Skandal: "Wir müssen jetzt neu beginnen"

“Wir müssen jetzt ganz neu beginnen”, sagen die Doping-Sünder im Interview mit der “Kronen Zeitung”, die Sponsor und Medienpartner des ÖSV ist. “Zu dopen war der größte Fehler meines Lebens”, zeigt sich Baldauf reumütig und führt weiter aus: “Unsere Trainer und Kollegen ahnten nichts.” Das Thema Leistungssport sei beendet.
Professionelles System im Hintergrund
Max Hauke und Dominik Baldauf sollen laut “Krone” im Zuge ihrer Einvernahmen zu Protokoll gegeben haben, dass Dürr ihnen 2016 “Tür und Tor zum deutschen Arzt in Erfurt” geöffnet habe. Laut Krone hätten sie Johannes Dürr vertraut, er habe ihnen gesagt, dass sie nur mit Blut-Doping Rennen gewinnen könnten. Im Sommer 2018 hätten sie sich dann Blut abnehmen lassen, dass vor den Rennen rückgeführt wurde. Dabei habe es ein professionelles System im Hintergrund gegeben – die Kommunikation erfolgte über Pre-Paid-Handys. Zum Festnahme-Video sagt Max Hauke, das ihn mit einer Nadel im Arm zeigt: “Ich fühlte mich total ausgeliefert und extrem schuldig.” Trotzdem habe er sich nach dem ersten Schock erleichtert gefühlt.
Dürr festgenommen
Der 31-jährige Niederösterreicher Johannes Dürr war laut Staatsanwaltschaft München Auslöser für die Doping-Ermittlungen und die Razzien in Seefeld und Erfurt. Der Langläufer, der bei Olympia 2014 positiv auf EPO getestet und danach für zwei Jahre gesperrt worden war, hatte jüngst in einer ARD-Dokumentation umfassend über Dopingpraktiken im Leistungssport ausgepackt. Johannes Dürr, der Zollbeamter ist – wurde am Dienstag festgenommen. DDer deutsche Anwalt Michael Lehner bestätigte der Nachrichtenagentur dpa, dass es sich dabei um Johannes Dürr handelt.
Zuletzt war Dürr ins Schussfeld des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) geraten.ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel erklärte in einem ORF-Interview, er wisse aus gesicherter Quelle, dass Dürr die des Dopings verdächtigen ÖSV-Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf zum hauptverdächtigen deutschen Sportmediziner vermittelt habe.
Chronologie der Blutdoping-Affäre
28. Februar 2019: ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel kündigt an, als Konsequenz auf den Doping-Skandal die Sparte Langlauf komplett umzubauen. In diesem Zusammenhang muss auch Markus Gandler, Sportlicher Leiter für Langlauf und Biathlon, mit Saisonende sein Amt zurücklegen. Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass sich die Causa auf weitere Sportarten ausweitet.
1. März: Hauke und Baldauf werden von Österreichs Nationaler Anti-Doping-Agentur (NADA), Veerpalu, Tammjärv und Poltoranin vom Internationalen Skiverband (FIS) vorläufig suspendiert. Der Verbreiter eines öffentlichen Polizeivideos von Haukes Doping-Aktivität wird ausgeforscht, dem Polizisten drohen straf- und disziplinarrechtliche Konsequenzen. Der norwegische ÖSV-Langlauf-Koordinator Trond Nystad kündigt an, aus Enttäuschung über die Doping-Fälle sein Amt niederzulegen.
3. März: Radprofi Stefan Denifl gesteht infolge der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen sich Blutdoping. Der Tiroler wird danach wieder enthaftet. Gandler kündigt eine Klage gegen Dürr an, da dieser in einer ARD-Dokumentation erklärt hat, dass er auch von ÖSV-Personal bei unerlaubten Praktiken unterstützt worden sei. ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt wiederum berichtet von bis zu 100 oder mehr in der Erfurter Praxis behandelten Athleten. Stefan Matschiner, Ex-Leichtathlet mit Doping-Vergangenheit gibt im selben Beitrag an, dass er sein ehemaliges Doping-Equipment an Mark S. weitergegeben habe. Matschiner war in Dopingpraktiken mit Radprofis wie Bernhard Kohl verwickelt.
4. März: Der steirische Radprofi Georg Preidler macht in der Blutdoping-Affäre eine Selbstanzeige. Er sei vom Zirkel um Mark S. angesprochen worden, habe sich Blut abnehmen lassen, es aber nie rückführen lassen. Österreichs Radsportverband fordert in einer Reaktion auf die Doping-Geständnisse für Sünder Gesetzesverschärfungen mit lebenslangen Sperren sowie Haftstrafen durch ein neues Berufssportgesetz wegen Sportbetrug. Der Münchner Staatsanwalt Kai Gräber spricht in der Causa von Beweismitteln in Hülle und Fülle. Er erwarte die Ausweitung auf weitere Sportler und Sportarten.
5. März: Die Staatsanwaltschaft Innsbruck gibt bekannt, dass ein Langläufer festgenommen wurde. Der deutsche Anwalt Michael Lehner, der Dürr vertritt, bestätigt dies am frühen Abend gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
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