Papa-Clown maß sich mit Tochter-Clown

Feldkirch Dem riesigen Koffer, den der Clown Polo mit Hilfe einer starken Dame aus dem Publikum auf die Bühne schleppte, entstieg nicht wie befürchtet ein Monster und auch kein Gespenst. Das, was daraus hervorkam, erwies sich als viel schlimmer für Polo: seine Tochter Polin kletterte aus dem truhengroßen Ding. Mit ihr auf der Bühne im Theater am Saumarkt hatte der Clown seine liebe Mühe, wollte er doch verhindern, dass ihm das neunjährige Mädchen am Samstag die Show stahl.

In seiner französischen Heimat spielte Polo Noyalet längere Zeit Theater und machte eine Ausbildung in Zirkus-Pädagogik, bevor er vor 20 Jahren in Vorarlberg landete. Hier wurde sein Clown „geboren“. Dieser kam auch mit geringen Deutschkenntnissen durch. Polo trat beim Gauklerfestival in Feldkirch auf und gründete 2005 gemeinsam mit seiner Frau den „Zirkus Pizzicato“. Heute hält er Zirkusworkshops für Kinder, deren Teilnehmer ihr Können einmal im Jahr im Vinomnasaal in Rankweil vorführen.

Mit einem solchen Workshop begann es für Polin Noyalet, als sie fünf Jahre alt war. Seit vorigem Sommer tritt sie an der Seite ihres Vaters mit dem Programm „Polipolo“ auf. Sie liebe die Bühne, habe sie ihrem Vater gestanden. Dem purzelten am Samstag als Clown Polo beinahe die Augen aus den Höhlen, als das Mädchen den Hula-Hoop-Reifen um den Hals wirbelte, einen Handstand machte und auf einem Ball balancierte. Weder seine Versuche, dieses vorwitzig geschickte Mädchen zu verscheuchen, noch sie fortzuzaubern, mochten gelingen. Sich mit ihr zu messen, war ebenso erfolglos: denn Polin konnte viel mehr Liegestützen machen als er. Wiewohl er Polin hochstemmte, einen Hut jonglierte und sogar durch die Nase Flöte spielte, erntete sie einfach mehr Applaus. Da blieb Polo schließlich wenig anderes übrig, als sie wieder in seinem Koffer wegzuschaffen. Wir können nur hoffen, dass der charmante Clown seine unübertreffliche Tochter nach diesem ersten Auftritt im Saumarkt bald wieder heranschleppen wird. VKO