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Tabuthema Kinderdepression

Herlinde Bischof-Reisch, Sabine Hartmann und Simon Hagen freuten sich über das große Interesse am Vortragabend.
Herlinde Bischof-Reisch, Sabine Hartmann und Simon Hagen freuten sich über das große Interesse am Vortragabend. ©JW
Bludenz. (jw) Schülerinnen der HLW Rankweil organisierten vor kurzem einen Vortragsabend zum Thema Depressionen bei Kindern und Jugendlichen in der Remise.
Vortrag "Wenn Kinderseelen leiden"

Vor kurzem fand in der Remise Bludenz ein Vortrag zum Thema „Wenn Kinderseelen leiden“ statt. Im Rahmen der Veranstaltung, die von Schülerinnen der HLW Rankweil als Teil ihrer Abschlussarbeit organisiert wurde, gab die Leiterin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie am LKH Feldkirch, Dr. Sabine Hartmann, Einblicke in das immer noch stark tabuisierte Gebiet der kindlichen und pre-adoleszenten Depression. Dass die Thematik jedoch durchaus Relevanz besitzt, zeigte sich am großen Besucherandrang: die Remise war an diesem Abend bis auf den letzten Platz besetzt. Unter den interessierten ZuhörerInnen befanden sich auch BM Mandi Katzenmayer und Simon Hagen, der Leiter der Sozialabteilung der Stadt Bludenz, die die Schülerinnen bei der Umsetzung ihres Projektes bereits im Vorfeld unterstützt hatten.

Leise Krankheit

„Depression bei Kindern und Jugendlichen ist ein schwieriges Thema, das leider viel zu oft übersehen wird.“, stellt Sabine Hartmann gleich zu Beginn ihres Vortrags klar. Aufgrund der schwierigen symptomatischen Abgrenzung gegenüber normalen pubertären Anwandlungen, wie etwa phasenweise auftretende Traurigkeit, Müdigkeit oder die allseits bekannte Null-Bock-Einstellung, bedarf es bei der Erkennung einer Depression das richtige Gespür der Eltern. „Episodenhaft betreffen solche Symptome alle Jugendlichen einmal. Wenn es aber zu einem Dauerzustand wird, ist Vorsicht geboten.“, so die Expertin. In der Medizin spricht man dabei meist von einem Zeitraum von etwa 6 Monaten. Die symptomatische Palette der Erkrankung präsentiert sich je nach Entwicklungsstand der betroffenen Person. Während es bei Kleinkindern meist zu Entwicklungsverzögerungen, Schlafstörungen und Angstzuständen kommt, kann sich bei Jugendlichen der Leidensdruck durch Essstörungen, Selbstverletzungen oder sogar Suizidgedanken manifestieren. „Die Depression ist grundsätzliche eine leise Störung, für die es verschiedenste Auslöser gibt. Ausschlaggebend dabei ist jedoch immer unser individuelles Maß an Verletzlichkeit. Es ist daher wichtig, die Kinder und Jugendlichen in ihrem Selbstwert und ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und ihnen einen emotionalen Rückhalt zu bieten.“, so Dr. Sabine Hartmann abschließend.

Welche Auswahl an Hilfestellungen es in Notfällen gibt, stellte im Anschluss noch kurz Herlinde Bischof-Reisch, klinische Psychologin beim aks Vorarlberg, vor. Das Spektrum reicht dabei von Kurzinterventionen bis hin zu Präventionsmaßnahmen wie etwa bei dem Angebot Kiesel. „Es kann jedem einmal passieren, dass man in eine Situation kommt, aus der man alleine nicht mehr herauskommt. Sich Hilfe zu holen, ist dann jedoch enorm wichtig.“, so die Expertin.

 

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