Unzählige Verfilmungen des Stoffes hat es bis dato – sowohl für TV wie die große Leinwand – bereits gegeben, aber wohl selten zuvor dürften Ambition und Endergebnis so weit auseinandergeklafft sein, wie bei der Umsetzung von David Yates. Der Regisseur der finalen vier “Harry Potter”-Streifen hat es aber auch mit dem ziemlich beschränkten Drehbuch von Adam Cozad und Craig Brewer zu tun, die sich vornehmlich auf Plattitüden von Kolonialismus, Rachsucht und pathetischer Romantik stützen. Eine Wildheit oder Rohheit, sowohl des Landes als auch der darin angesiedelten Lebewesen, sucht man hingegen mit der Lupe.
Legend Of Tarzan – Die Handlung
Dieser Tarzan (Alexander Skarsgard) scheint von Anfang an gezähmt. Immerhin setzt die Handlung auch in Großbritannien an, wo er es sich nach dem Verlassen des afrikanischen Dschungels als John Clayton auf seinem adeligen Sitz Greystoke mit seiner Frau Jane (Margot Robbie) gemütlich gemacht hat. Doch eine Einladung des belgischen Königs bringt das Paar schließlich wieder in den Kongo, in Begleitung des US-Amerikaners George Washington Williams (Samuel L. Jackson), der Berichten von Sklavenhandel und Unterdrückung in der Kolonie nachgehen will.
Keinen Augenblick zu früh, wie es scheint, hat doch der belgische Captain Leon Rom (Christoph Waltz) die gänzliche Eroberung des an Bodenschätzen reichen Landes im Sinn. Dafür benötigt er aber eine Armee, die wiederum auf ihre Bezahlung harrt. Also muss ein lokaler Stamm, der Tarzan nach dem Leben dürstet, befriedigt werden, wartet doch als Gegenleistung eine stolze Ladung Diamanten. Immer wieder erfährt man zudem in Rückblenden, wie aus Tarzan der körperlich bestens ausgestattete Tierversteher wurde, der bei seiner Rückkehr nach Afrika bald einträchtig mit Löwen kuschelt oder an Lianen durchs Unterholz schwingt – und natürlich die Rettung des Landes übernehmen muss.
Legend Of Tarzan – Die Kritik
So vorhersehbar die Geschichte, so einfallslos fällt deren Ausgestaltung aus: Der vorwiegend aus der Serie “True Blood” bekannte Skarsgard gibt einen Muskelberg mit emotionaler Seite, bringt das allerdings nur durch leere Blicke und leicht geöffneten Mund zum Ausdruck. An seiner Seite darf Robbie die unerschrockene Amazone geben, die aber trotz ihrer Eigenständigkeit (natürlich) der Rettung bedarf. Als Antagonist macht Waltz wiederum nur das Nötigste, um sich Antipathien zu erspielen. Zu klischeebeladen, zu sehr wie ein Abziehbild eines Kolonialisten mit intellektuellem Unterbau gibt er Rom, der stets weiß gewandet und mit Rosenkranz in der Hand auftritt.
Wenn dann wenigstens die Tierwelt beziehungsweise der Handlungsort selbst im 3D-Spektakel überzeugen könnten: Aber auch hier setzt sich die Misere fort, sind die Gorillas, Flusspferde und Büffel doch allesamt am Computer entstanden und wird das in jeder Sekunde deutlich. In Kombination mit etlichen Gegenlichtsequenzen, die wohl träumerische Anwandlungen unterstreichen sollen, oder hektischen Kamerafahrten entsteht so ein Dschungeleindruck, der eher an Vergnügungsparks gemahnt, als dass der Blätterwald in irgendeiner Form realistisch rüberkommt.
Letztlich muss man schmunzeln: Beispielsweise wenn Tarzans markanter Schrei mit gutturaler Note erklingt und sich selbst Waltz’ Charakter darüber wundert; wenn Jackson als schießwütiger Sidekick am Rücken von Tarzan durch den Dschungel fliegt; oder wenn der Titelheld in kurzen Hosen (!) die gestählte Brust entblößt. So manches hätte eine Persiflage nicht besser ins digitale Licht rücken können. Glänzende Augen, zitternde Kinnpartien, schnell verheilte Wunden: Diese “Legend Of Tarzan” hat davon viel zu viel. Nur in Erinnerung bleiben wird das Dschungelabenteuer nicht.
(APA)
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