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„Silence is better than Bullshit!“

Mit dem Lowlife hat Silence etwas gefunden, wofür er gern Zeit investiert.
Mit dem Lowlife hat Silence etwas gefunden, wofür er gern Zeit investiert. ©Stiplovsek
Bregenz - Mathias „Silence“ Ortner (32) ist ein Typ, der polarisiert. WANN & WO hat sich mit ihm in seiner Bar „Lowlife“ getroffen.

Wer Silence zum ersten Mal sieht – Glatze, überall Tattoos, eigener Kleidungsstil, Schwarz dominiert – macht sich vielleicht ohne viel nachzudenken schnell ein Bild davon, wie dieser junge Mann wohl ticken mag. Wer sich aber mit ihm unterhält, merkt bald, dass hinter dieser plakativen und vielleicht auch einschüchternden Oberfläche viel mehr schlummert.

„Zügellose Jugend“

„Als Jugendlicher war ich ziemlich zügellos und habe sicher auch den einen oder anderen Fehler gemacht. Fehler macht man aber, um daraus zu lernen. Ich bin damals als Jugendlicher mit der Skinhead-Szene in Berührung gekommen. Zu dieser Zeit war diese in Vorarlberg ziemlich groß und da waren auch viele Punks dabei. Ursprünglich waren die Skins eine unpolitische Bewegung, die weniger links und rechts zugeordnet werden, sondern in erster Linie einfach anders sein wollte.“

Ein neues Kapitel

Irgendwann hat Silence sich dann gefragt „Was ist eigentlich wichtig?“ Darum habe er 2011 das „Lowlife“ in der Bregenzer Bergmann­straße aufgemacht. „Ich wollte, dass mein Leben eine Basis hat, und dass ich mir so etwas aufbauen kann. Es tut richtig gut, mit diesem Standbein in eine neue Zukunft zu blicken und etwas zu tun, das mir Freude macht.“ Aufgrund seiner Erscheinung und dem, was über seine Vergangenheit an Hörensagen herumgeistert, hat Silence ab und zu damit zu kämpfen, dass er als rechts abgestempelt wird. „Wenn dem so wäre, hätte ich doch niemals eine Bar wie das Lowlife aufgemacht. Ich bin gegen Rechts. Ich distanziere mich davon und kann mir nicht vorstellen, woher anders lautende Behauptungen kommen. Meine Freundin ist ein Punk!“ Er zeigt ein Foto von ihr auf seinem Smartphone – eine hübsche junge Dame mit pinken Haaren lächelt vom Display. „Ich würde aber auch nicht sagen, ich bin ,politisch korrekt‘. Das muss man aber auch nicht immer sein“, fügt er grinsend hinzu. Richtig wichtige Leute gebe es in seinem Leben nicht viele: „Das sind unter anderem meine beiden Brüder, meine Mutter, mein bester Freund Pascal und meine Freundin. Wenn ich darüber nachdenke, fällt mir aber immer ein Spruch ein, den Bilbo Beutlin in der Rede zu seinem hundertelften Geburtstag zitiert.“ Er zückt wieder sein Handy und liest nach kurzer Suche vor: „Ich kenne die Hälfte von euch nicht halb so gut, wie ich es gern möchte, und ich mag weniger als die Hälfte von euch auch nur halb so gern, wie ihr es verdient.“

Gegenseitiger Respekt

Mit dem Lowlife hat Silence etwas gefunden, wofür er gern Zeit investiert. „Ich wollte eine Alternative zu den anderen Bars in der Stadt schaffen. Wenn ich an irgendwelchen Projekten für die Bar herumtüftle, fühlt es sich oft nicht einmal wie Arbeit an. Mir gefällt auch, wie die unterschiedlichen Gäste das Lowlife annehmen. Es gibt Tage, an denen sitzt der Bürgermeister am einen, eine Gruppe Punks oder Metalheads am anderen Tisch. Hier fühlen sich alle Gäste wohl, weil sich alle mit gegenseitigem Respekt begegnen. So lange man das beherzigt, ist eigentlich alles erlaubt. Bei mir ist grundsätzlich jeder willkommen und ich begegne allen möglichst vorurteilsfrei, aber Extremismus ob rechts, links, religiös oder wie auch immer, ist sch … ! Letzthin waren zwei Rechtsextreme hier, die haben nichts zu trinken bekommen.“

Wordrap

Skinhead: Unpolitisch

Tattoos: Sind eine Art der Selbstverwirklichung

Jugend: Möchte ich nicht missen, man wird aber auch älter und klüger

Lowlife: Auf jeden Fall in Bregenz im Vorkloster selbst erleben!

Silence: Den Sptznamen habe ich schon seit ich 18 bin. Sicher weil ich so ruhig und zurückhaltend bin (lacht).

Fun: Leben

Pegida: Unwort des Jahres – Intelligenz und Fremdenfeindlichkeit vertragen sich nicht

Bregenz: daheim

Vorarlberg: ist mir im Sommer lieber

Zur Person

Name: Mathias „Silence“ Ortner

Alter, Wohnort: 32, Bregenz

Beruf: Boss im „Lowlife“

Hobbys: Musik, Zocken mit Pascal, Lowlife, Motorradfahren

 

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