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Dart-Thriller der Extraklasse: Schotte Gary Anderson holt sich WM-Titel gegen 16-fachen Champion Phil Taylor

16-facher Champion Phil Taylor von Gary Anderson im Finale mit 7:6 Sätzen besiegt.
16-facher Champion Phil Taylor von Gary Anderson im Finale mit 7:6 Sätzen besiegt. ©EPA
Gary Anderson hat sich erstmals den Darts-WM-Titel gesichert. Der 44-jährige Schotte besiegte am späten Sonntagabend in London den 16-fachen Champion Phil Taylor aus England mit 7:6 Sätzen.
Sieg für "The Flying Scotsman"

“Das macht diese WM ganz besonders für mich”, sagte Anderson, der in seinem zweiten WM-Finale triumphierte. Er erhielt einen Scheck über umgerechnet mehr als 300.000 Euro.

Dramatisches Finale

Taylor, der einen 4:6-Rückstand noch ausgeglichen hatte, musste seine vierte Finalniederlage hinnehmen. “Die Doppel-Felder waren heute mein Problem. Er hat es gut gemacht und es verdient”, erklärte der Ex-Weltmeister. Anderson hatte sich im Halbfinale am Samstag mit 6:3 gegen Titelverteidiger Michael van Gerwen (Niederlande) durchgesetzt, Taylor hatte gegen Van Gerwens Landsmann Raymond van Barneveld gewonnen.

Unglaublich: Anderson schießt eigene Pfeile weg

Kommentator: “Jetzt hab ich alles gesehen…”

Andersons Dart-Coup gegen Altmeister Taylor

Der WM-Triumph über Dart-Legende Phil Taylor ließ Gary Anderson fast die Fassung verlieren. “Phil ist der Beste und wird auch in 100 Jahren noch der Beste sein. Das macht den Sieg gegen ihn besonders”, schwärmte der Schotte nach seinem 7:6-Coup über den 16-maligen Weltmeister in der Nacht zum Montag. In einem hochspannenden Endspiel setzte sich der 44-Jährige eindrucksvoll durch, kurz darauf stemmte er die 70 Kilogramm schwere Trophäe aus silbernen Streben, Granit und rotem Marmor im Londoner Konfettiregen erstmals in die Höhe. “Es wird eine Weile dauern, bis ich es begriffen habe”, kommentierte er bewegt, gab seiner Freundin Rachel einen Kuss, strahlte in die Kameras und durfte sich nebenbei noch über ein Preisgeld von 250 000 Pfund (319 740 Euro) freuen.

Dart-Thriller der Extraklasse

Vorausgegangen war in der Karnevals-Atmosphäre im Alexandra Palace ein Dart-Thriller der Extraklasse, ein Spiel, das mehrmals in alle Richtungen kippte. Anderson führte zwischenzeitlich schon mit 3:1, ehe der Engländer eindrucksvoll zurückkam, drei Sätze in Serie gewann und das Match im Best-of-13-Modus in ein 4:3 drehte. Taylor ballte siegessicher die Fäuste, ließ aber die Chancen zum 5:3 aus und war danach sofort wieder im Nachteil: Anderson schaffte es in der hitzigen Atmosphäre ebenso, “The Power” drei Sätze nacheinander abzutrotzen, ehe Taylor erneut ausgleichen konnte. “Als Phil zurückkam und diese zwei Sätze zum 6:6 gewann, dachte ich, das Spiel sei verloren”, gestand Anderson. Doch der Außenseiter mit dem Spitznamen “Flying Scotsman” unterschätzte sich selbst – und ließ dem 54 Jahre alten Altmeister im letzten Durchgang keine Chance.

Die Highlights des Spektakels

Andersons größter Karriere-Coup hatte sich ein wenig schon im Halbfinale angekündigt, als er die Hoffnungen des letztjährigen Weltmeisters Michael van Gerwen aus den Niederlanden mit einem deutlichen 6:3 zerstört hatte. Immer wieder seit seinem Debüt in der Professional Darts Corporation (PDC) vor sechs Jahren hatte er sein Talent angedeutet und auch wichtige Turniere gewonnen, aber für die absolute Weltspitze zu oft die Konstanz vermissen lassen. Private Schicksalsschläge kamen hinzu: Im Herbst 2011 starb zunächst Andersons Bruder an einem Herzinfarkt, kurz darauf sein Vater Gordon. Der einstige Kaminbauer brauchte etwas Zeit, um sich davon zu erholen – und hat sich jetzt tatsächlich zum neuen Dart-König gekrönt.

Auch Fußball-Nationalspieler Toni Kroos war begeistert. “Gratulation, Gary Anderson”, twitterte der Profi von Real Madrid nach einem “großartigen Finale” und versah seinen Eintrag mit dem Hashtag “#lovethedarts”. Tomas Seyler, einer der besten deutschen Dart-Spieler, sprach von “einem der großartigsten Finals, das ich je gesehen habe”. Für Taylor dagegen war es ein ungewohntes Gefühl: In seinem 20. WM-Endspiel verlor er erst zum vierten Mal. Zuletzt war ihm das 2007 gegen den Niederländer Raymond van Barneveld passiert. “Er hat großartig gespielt im letzten Satz, er ist ein super Spieler und hat es verdient”, musste die Sport-Ikone eingestehen. (APA, DPA)

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