Andrea, Alois und die damals achtjährige Lisa Bösch waren 2004 im Weihnachtsurlaub in Khao Lak. Sie wollten sich eigentlich14 Tage lang am Meer erholen. Am Abend des 25. Dezembers kamen sie in Thailand an, übernachteten in ihrem Hotel und saßen schließlich am Frühstückstisch, als es geschah. “Alle haben aufs Meer hinausgeblickt, sogar die Einheimischen. Das Wasser war weg vom Ufer, als ob Ebbe gewesen wäre. Manche haben sogar am Strand noch Muscheln gesammelt”, erzählt Alois von den ersten Anzeichen der Katastrophe. Auch als er einen weißen Strich in der Ferne sieht, der eine Welle ankündigte, dachte sich der Familienvater noch nichts dabei: “Erst als meine Frau mich an das Erdbeben erinnerte, das zuvor spürbar war, dachte ich sofort an einen Tsunami. Ich schrie dann nur noch ‘Rennt!’ und packte meine Tochter am Arm.”
Vater schützte seine Tochter
Andrea Bösch rannte zur Rezeption, da war es aber schon zu spät. Die Wassermassen prallten unaufhörlich ans Ufer. Meterhoch war alles auf der Insel unter Wasser. Alois und Tochter Lisa wurden in einen Bungalow gespült. Mit letzter Kraft konnte der Vater die damals Achtjährige auf einen Dachbalken retten. Danach wurde er unter Wasser gezogen und bekam keine Luft mehr. “Kurze Zeit später war alles dunkel. Ich kam dann auf einer Steinmauer wieder zu mir, als alles vorbei war. Lisa war noch immer auf dem Balken. Sie sagte nur, hier sei es nicht schön und sie wolle wieder heim”, erinnert sich der 51 -Jährige.
Von Urlaubern und Einheimischen gerettet
Alois hatte Wasser in der Lunge und konnte nur noch sehr schwer atmen, seiner Tochter war nichts passiert. Urlauber und Einheimische halfen den beiden – aber Mutter Andrea war weg. Die heute 48-Jährige erinnert sich: “Es war das schrecklichste Gefühl, ohne meine Familie angespült zu werden. Ich konnte nicht mehr nachdenken, nur noch reagieren. Erst als ich mich irgendwo festklammerte, merkte ich überhaupt meinen verletzten Arm. Er hing nach hinten und ich konnte ihn nicht mehr bewegen.” Auch sie wurde von anderen Menschen gerettet und in ein Krankenlager gebracht. Ihre Verletzung war so schwer, dass sie ohne Behandlung daran gestorben wäre. Schmerzen hatte sie aber laut eigenen Aussagen nie, sie wollte nur ihre Familie wiedersehen.
Glückliches Wiedersehen
Zwei Tage später, als Andrea dann ins Krankenhaus gebracht wurde, die Erleichterung: Ihr Mann wurde gefunden und befindet sich im selben Krankenhaus. Die kleine Lisa war zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Weg zum Flughafen und zu ihrer Oma. “Für mich war es so eine Erleichterung, meinen Mann wiederzusehen und zu wissen, dass meine Tochter sicher ist. Von diesem Zeitpunkt an ging es mir nur noch gut. Meine Verletzung war mir komplett egal”, beschreibt die Mutter ihre Gefühle.
Katastrophe ändert das Denken
Ihr Arm musste in Innsbruck notoperiert werden, erst nach einem Jahr Physiotherapie konnte sie wieder arbeiten. Durch dieses Erlebnis änderte sich aber ihr Denken: “Dadurch, dass mir andere das Leben gerettet haben, wollte ich etwas zurückgeben und wurde Pflegehelferin.” Bei Alois rückte die Sicherheit seiner Familie in den Vordergrund: “Ich meide seither Menschenansammlungen und suche auch in sicheren Situationen nach Fluchtwegen. Daran habe ich davor nie gedacht.”
Keine Sorgen mehr wegen banalen Dingen
Nach der Katastrophe wurde aus der dreiköpfigen Familie bald eine vierköpfige. “Obwohl ich nie ein zweites Kind wollte, habe ich dann umgedacht. Man wird einfach lockerer und macht sich um banale Dinge wie Geld keine Sorgen mehr”, erklärt der 51-Jährige heute. Für die Hohenemser hat der Urlaub in Thailand schlussendlich doch noch ein glückliches Ende genommen. Urlaub in Khao Lak macht Familie Bösch dennoch auch zehn Jahre danach nicht mehr.
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