Dynamische Entwicklung darf Bürger nicht überfordern

VN: Herr Bürgermeister, Lauterach erfreut sich eines stabilen Haushaltes?
Bürgermeister Elmar Rhomberg: Ja, wir erfreuen uns guter finanzieller Verhältnisse. Die erfreulich hohe Anzahl an Arbeitsplätzen – über 4000 – bedingt eine gute Kommunalsteuersituation. Allerdings resultieren daraus auch enorme Infrastrukturkosten. Wir sind sehr schnell gewachsen. Beim Kanal sind wir recht weit, aber Bildungseinrichtungen wie die Schule neu (10 Millionen Euro), ein Kinderhaus und ein weiterer Kindergarten haben ihren Preis. Unser Gesamtbudget beträgt 24,8 Mio Euro. Größtes Projekt ist derzeit der Umbau der Schule Dorf zur ebenerdigen Clusterschule.
VN: Lauterach ist ein dynamischer Wirtschaftsstandort, gelingt die Kontaktpflege mit dem Bürger noch?
Bürgermeister Elmar Rhomberg: Unsere Wirtschaftsstruktur ist interessant, es gibt keinen ganz großen Betrieb, wie teilweise in den Nachbargemeinden, aber viele mittlere Leitbetriebe mit einigen hundert Mitarbeitern aus unterschiedlichen Branchen. So sind erfolgreiche Unternehmen aus den Bereichen Bau, Spedition, Lebensmittel und Verpackung ansässig und Lauterach auch wirtschaftlich rasch gewachsen. Die Landwirtschaft spielt mit noch über 15 Vollerwerbslandwirten – auch riedbedingt – eine Rolle. Wir waren jahrhundertelang ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf und hatten keine Textilindustrie. Ich absolviere 80 bis 110 Besuche jährlich und war insgesamt bereits in 1.800 Haushalten. Die Kontaktpflege ist auch dank intensiver Bürgerbeteiligungsprozesse gut.
VN: Herausforderungen sind die Kinder- wie Seniorenbetreuung?
Bürgermeister Elmar Rhomberg: Die Kinderbetreuung ist eine große, aber auch eine der schönsten Herausforderungen. Kürzlich erzählte mir ein burgenländischer Bürgermeister, dass bei ihm aus Kindermangel nicht einmal mehr eine Erstkommunion stattfände. 80 % aller österreichischen Gemeinden nehmen bevölkerungsmäßig ab. Wir wachsen. Ich gebe zu dass wir bei der Kinderbetreuung eine Warteliste führen. Wir sind bestrebt diese zu erfüllen. Die Planungen für ein Kinderhaus hängen mit weiteren Projekten zusammen: Die neben dem bestehenden SeneCura Sozialzentrum freigewordenen Flächen durch den Umzug von i + R ins Industriegebiet bringen interessante Verwertungsmöglichkeiten. Wir haben eine Option auf eine Fläche und stellen unsere Überlegungen in den Bereichen heimgebundenes, betreutes Wohnen sowie Kinderhaus an. Lauterach war ja bereits vor 20 Jahren Vorreiter in der Thematik Seniorenbetreuung durch die Schaffung von Seniorenwohnungen im „Alten Sternen” und im Kirchfeld. Das Pflegethema wird uns noch sehr intensiv beschäftigen, auch weitere Betten werden notwendig.
VN: Neu beschlossen wurde das räumliche Entwicklungskonzept?
Bürgermeister Elmar Rhomberg: Ja, und ich hoffe wir überfordern die alteingesessenen Lauteracher nicht beinahe. Wenn ich bedenke wie dynamisch wir uns entwickelten und was dazugehörte, das Rathaus zu verkaufen und den Standort zu verlegen, den Bahnhof rundzuerneuern… Das neue und zweite räumliche Entwicklungskonzept wurde in einem eineinhalbjährigen Bürgerbeteiligungsprozess überarbeitet. Die Kernaussage nach 12 Jahren des alten REK ist, dass wir teilweise stärker eingreifen und kontrolliert wachsen müssen. Es gibt Bereiche die man nachhaltig freilassen sollte, auch wenn es Eingriffe in Eigentumsrechte bedingt. Die Betroffenen wurden informiert, die Einwände werden behandelt. Wir haben grüne Lungen definiert und wollen bei Bebauungsdichten herunterfahren. Bei öffentlichen Interessen und entsprechender Qualität kann dies geändert werden.
VN: Wie sieht es in Folge mit Flächenwidmungsplan und Verkehr aus?
Bürgermeister Elmar Rhomberg: Das REK (räumliche Entwicklungskonzept) ist Knochenarbeit und bildet die Grundlage für die Überarbeitung des Flächenwidmungsplanes, und damit die Grundlage für unsere Verkehrslösungen. Ein luxemburgisch-wienerisches Büro wird unser Verkehrsleitbild bearbeiten. Alle Straßen, Rad- und Fußwege werden betrachtet, die Erkenntnisse von mobil im Rheintal und Mobilitätslösungen mit der Schweiz einfließen. Die Verkehrsfragen werden auch mit Bregenz und der Hofsteigregion, den plan b-Gemeinden, abgeglichen. Mit Wolfurt analysierten wir in einem teilräumlichen Entwicklungskonzept die Entwicklung des Güterterminals. Nächstes Jahr soll der Aus- und Umbau erfolgen.
VN: Was ist das Erfreuliche nach 10 Jahren Bürgermeisteramt in Lauterach?
Bürgermeister Elmar Rhomberg: Unsere auffallend positive politische Kultur. Natürlich singen wir nicht alle gemeinsam und haben es ununterbrochen fein miteinander. Aber die Kultur – sowohl die Gesprächs- wie Diskussionskultur – ist positiv. Man kann immer, nach jeder Sitzung auch wenn sie sehr hitzig war, noch miteinander einkehren. Alle Fraktionen, und das ist ein wesentlicher Unterschied zu anderen Beispielen – haben eine hervorragende Kommunikationsbasis und damit eine besondere Qualität. Wir pflegen diese gute Kultur allerdings auch und es funktioniert!
Marktgemeinde Lauterach: EW 9613
Fläche: 11,97 Quadratmeter
Bürgermeister Elmar Rhomberg:
Jg. 1964, verheiratet, 2 Kinder, 9 und 7 Jahre
Bürgermeister seit September 2003
Hobbies: Familie, „passiver Sportgenießer” Handball, Fußball
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