Nahversorgung ist Lebensqualität

Die Gemeinde Übersaxen steckt momentan mitten in einem Prozess, in dem das Thema Nahversorgung für Übersaxen erarbeitet werden soll, damit es auch in Zukunft noch den Konsum im Dorf gibt. Nachdem eine Arbeitsgruppe schon seit längerem über das Thema nachgedacht hatte, erfolgte am Dienstagabend auch ein Schritt an die Öffentlichkeit. Dass die Übersaxener am Thema interessiert sind, bewiesen die knapp 100 Besucher des Bürgerstammtisch, die auch eifrig mitdiskutierten.
Um sich Wissen ins Dorf zu holen, hatte die Arbeitsgruppe „Konsum“ auch externe Experten herbeigezogen. So zum Beispiel Karlheinz Marent, vom Verein „Dörfliche Lebensqualität und Nahversorgung“, der den Abend moderierte und dabei die Anwesenden auch zur regen Teilnahme animierte. Der Abend war in mehrere Abschnitte eingeteilt, was sich als gutes Konzept erwies. Anfangs galt es einmal den „Jetztzustand“ festzuhalten und auch die Ziele für den Abend festzulegen. Das erfolgte in einer kleinen Gesprächsrunde mit Bürgermeister Rainer Duelli, Vizebürgermeister Erich Pfitscher, der die Arbeitsgruppe leitet und dem Konsum Übersaxen Obmann Joachim Rinner. Laut Rinner stand der Konsum vor zwei Jahren bereits knapp vor dem Aus und die Ergebnisse des Bürgerbeteiligungsprozesses würden über die Zukunft des Marktes entscheiden. Die Gemeinde muss bereits jetzt an die 8.000 Euro pro Jahr Zuschuss leisten, so Bürgermeister Duelli und das, obwohl die Umsätze pro Einwohner recht gut seien
„In welcher Gemeinde wollen Sie leben?“
Für viel inhaltlichen Input sorgte Kriemhild Büchel-Kapeller, vom Büro für Zukunftsfragen, die unter dem Titel „In welcher Gemeinde wollen Sie leben?“ auch stark auf die Folgen des Verlusts der dörflichen Strukturen und der Nahversorger einging. Sie wies ausdrücklich darauf hin, dass dies nicht nur Verlust an Lebensqualität darstelle, sondern auch ein wirtschaftlicher Verlust sei. Außerdem präsentierte sie Statistiken, die eindrücklich darlegen, dass der Verlust der kommunikativen Strukturen, der mit dem Niedergang des Dorflebens herbei geht, auch ernstzunehmende psychische Folgen für die Bevölkerung hat. Trotzdem wurden die großen Märkte im Rheintal, die ja die Konkurrenz des Dorfladens darstellen, nicht verteufelt: „Es muss ein sowohl als auch geben, man muss aber bewusst einkaufen.“ Den Nahversorger nur im Notfall zu nutzen ist jedenfalls zu wenig.
Bürgerbeteiligung
Mit diesen einstimmenden Worten wurde nun die Bevölkerung aktiv einbezogen. In Klein-Gruppen wurde über das Gehörte diskutiert, aber auch Wünsche und Kritik am aktuellen Zustand des Ladens erarbeitet. Dabei zeigten sich die Anwesenden als sehr engagiert und es wurden viele sehr konkrete Ideen und Vorschläge im Spannungsfeld Angebot, Dienstleistung und Vereinsarbeit geäußert. Ein großer Wunsch der Bevölkerung war es, den Bauern eine Möglichkeit zur Direktvermarktung zu geben und überhaupt mehr auf regionale und saisonale Produkte zu setzen.
Die neue Geschäftsführerin des Konsum, Sabrina Breuss, wurde, so Obmann Rinner genau aus diesem Grund eingestellt, da sie ähnliche Vorstellungen habe. Das bestätigte sie auch selber, in dem sie auf einige neue Ideen einging. Sie möchte in Zukunft einen Zustellservice anbieten, Geschenkskörbe gestalten und jedenfalls den regionalen Verkauf stärken.
In den Schlussstatements nahm der ebenfalls am Podium anwesende Bürgermeister von Düns, Ludwig Mähr, auch das Land in die Verantwortung: „Im Jahr erhalten die etwa 50 Nahversorger 650.000 Euro Förderungen, die Kosten für die neue Zufahrt zum Zimba-Park liegen bei circa 25 Millionen Euro, die ebenfalls aus unserem Steuergeld aufgebracht werden.“
Im Anschluss an den „offiziellen“ Teil des Abends wurde noch lange diskutiert und Ideen gesammelt, welche an Wunschwänden angebracht wurden.
Nächste Schritte
In den nächsten Schritten wird die Bevölkerung nun einen detaillierten Fragebogen zum Dorfladen erhalten. Die Arbeitsgruppe wird parallel die erarbeiteten Wünsche aus der Bevölkerung aufbereiten. Im Herbst soll dann bei einer weiteren Veranstaltung das Ergebnis der Befragung präsentiert erste Maßnahmen präsentiert und das weitere Vorgehen diskutiert werden.
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