Vigilant Eye - Videosystem kämpft gegen Fußball-Chaoten

Die aktuelle, zweite Generation des Systems weist Überwachungspersonal nicht nur frühzeitig auf potenziell kritische Situationen wie Pyrotechnik-Nutzung hin, sondern zeichnet dann auch automatisch hochauflösendes Bildmaterial auf. Freilich ist die Frage, ob Vigilant Eye nicht gerade in der Datenschutz-Hochburg Deutschland auf Widerstand stoßen wird. “Videoüberwachung ist im Stadion seit langem Standard. Insofern entsteht durch das System keine neue Situation”, meint Fraunhofer-FIT-Sprecher Alex Deeg auf Nachfrage von pressetext. Zudem würde das System eher weniger als mehr Menschen in hoher Auflösung filmen, da es nur auffällige Events aufnimmt und nicht wie manche andere Systeme die gesamte Fankurve. Im Praxistest bewährt hat sich die Lösung bisher allerdings nur in der Schweiz, in der AFG Arena des FC St. Gallen.
Schreckgespenst im Visier
Die DFL hat erst im Dezember 2012 in ihrem überarbeiteten Sicherheitspapier mehr Möglichkeiten zur Videoüberwachung gefordert, um die polizeiliche Verfolgung zu erleichtern. Im Visier hat die Liga damit nicht zuletzt Pyrotechnik-Chaoten, die schon zum Start der Rückrunde in Leverkusen für Negativ-Schlagzeilen gesorgt haben. Auch die UEFA hat dem Missbrauch von Pyrotechnik den Kampf angesagt. Das hat der österreichische Traditionsklub Rapid Wien zu spüren bekommen, dem bis 2015 bei erneutem Fan-Fehlverhalten der Ausschluss aus internationalen Wettbewerben droht.
System erkennt kritische Bereiche
Vigilant Eye soll nun helfen, dem Pyrotechnik-Schreckgespenst Herr zu werden. Ein Grundsystem besteht dabei aus einer Übersichtskamera und wahlweise eine oder zwei aktive Dome-Kameras. Das System erkennt anhand statistischer Verfahren potenziell kritische Bereiche im Fansektor, die im Kontrollzentrum im Übersichtsbild angezeigt werden. Zudem zoomen die Dome-Kameras automatisch auf diesen Bereich und verweilen solange auf der Szene, bis entweder der menschliche Operateur einen anderen Teilbereich auswählt oder das System einen anderen Bereich im Blickfeld der Übersichtskamera als auffälliger bewertet.
Täter-Identifikation
Um ein Fußballstadion komplett abzudecken, reicht eine Vigilant-Eye-Einheit zwar nicht aus. In der Praxis sollten aber meist zwei Systeme genügen, um alle kritischen Fansektoren zu überwachen. Die Dome-Kameras zeichnen dabei möglichen Pyrotechnik-Missbrauch, aber auch andere kritische Vorfälle mit zwölf sehr hochauflösenden Bildern pro Sekunde auf. “Die Auflösung ist dabei durch spezielle Zoom-Algorithmen so ausgelegt, dass alle Anforderungen an Identitätsnachweis und Videobeweissicherung erfüllt werden”, betont Marina Kolesnik, Wissenschaftlerin am Fraunhofer FIT. Zudem wird die genaue Position der Einzelbilder im Übersichtsbild gespeichert.
Sicherheitsüberwachung außerhalb der Stadien
Das System hat sich laut Fraunhofer FIT in St. Gallen bereits unter Realbedingungen erfolgreich bewährt und ist einsatzfähig. Weitere Installationen sind allerdings noch nicht spruchreif. Dabei geht man davon aus, dass Vigilant Eye nicht nur für Stadien geeignet ist. Weitere potenzielle Anwendungsgebiete seien die Sicherheitsüberwachung von Gebäuden, Eingangsbereichen, Straßen, Parkplätzen oder Sperrzonen. (pte)
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