Black Jackets: „Wer Scheiße baut, hat mit Konsequenzen zu rechnen“

Im Gespräch mit WANN & WO äußern sich die Black Jackets Bodensee, Chapter Vorarlberg, erstmals zu den Vorwürfen, kriminelle Ziele zu verfolgen. Im Interview: President C., Vize President M. und Sergeant S.
WANN & WO: Wann bist du das erste Mal mit den Black Jackets in Kontakt getreten, bzw. wie kam es zur Chaptergründung in Vorarlberg?
President C.: Das erste Mal traf ich die BJ 2006. Damals wurde mir vorgeschlagen, ein Chapter in Österreich zu gründen, was ich mir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht zugetraut habe. Vor rund einem halben Jahr habe ich mich dann aber entschieden, es doch zu machen – natürlich mit der Unterstützung meiner Brüder. Ich wollte schon als kleiner Junge immer in einen Motorradclub. Als Ausländer hat man es aber schwer. Einerseits haben manche Vereine Probleme mit meiner Herkunft, andererseits scheitert es einfach an den finanziellen Mitteln. Wer kann sich denn eine Harley samt dazugehöriger Kutte leisten?
WANN & WO: Was genau sind die Black Jackets?
President C.: Im Jahre 1985 bildete sich die Gruppierung in Deutschland. Im Heidenheimer Jugendhaus schlossen sich unter der Führung von S. Männer aus der Türkei, Italien und dem ehemaligen Jugoslawien zusammen. Kennzeichen der informellen Gruppe waren schwarze Bomberjacken – die Black Jackets waren geboren. Die Einwanderer erlangten durch die Gruppengründung Selbstbewusstsein, ein Beweggrund war auch strikte Abgrenzung zur Neonazi-Szene.
WANN & WO: Wie seid ihr strukturiert?
Vize President M.: Wir definieren uns als Streetgang mit integriertem Motorradclub. Bei uns ist es aber keine Pflicht, ein Motorrad zu haben. Wir haben der Biker Union auch angeboten, uns bei der Regional-Sitzung vorzustellen. Dies wurde aber nicht angenommen. Unsere Struktur entspricht der Hells Angels- oder Bandidos-Hierarchie, denen wir im Übrigen neutral gegenüberstehen. Wir agieren in autonomen Chapters, denen jeweils ein President vorsteht. Dann gibt es Members, Prospects (Neulinge) und Supporter (Unterstützer). Clubs wie die Black Dogs, Black Army oder Kommando 210 international unterstützen uns, aber gehören uns nicht an. Im Gegensatz zu anderen Clubs sind wir multikulturell, größtenteils haben unsere Mitglieder Migrationshintergrund. Wir sind alle in Vorarlberg geboren und aufgewachsen, der einzige Unterschied ist, dass wir eine schwarze Kutte als Zeichen der Vereinigung tragen. Wir haben aber genauso Inländer als Mitglieder!
WANN & WO: In den letzten Monaten seid ihr des öfteren in die Schlagzeilen geraten. Wie steht ihr zu den Vorwürfen, kriminelle Ziele zu verfolgen?
President C.: Wir können es selber nicht verstehen, dass soviel Wind um unsere Chaptergründung gemacht wurde. Wir distanzieren uns ausdrücklich von kriminellen Absichten. Wir stehen alle im realen Leben, zuerst kommt Familie, dann Arbeit und dann die Black Jackets. Natürlich gibt es in jeder Gruppierung kriminelle Einzelfälle. Aber wenn sich in einer Firma mit 500 Angestellten ein Krimineller befindet, wird auch nicht gleich die ganze Firma verurteilt.
Sergeant S.: Intern gelten bei uns strenge Regeln. Ein Prospect darf weder Alkohol noch Drogen konsumieren. Sogar Zigarettenrauchen wird als unhöflich betrachtet. Die Prospects müssen sich außerdem die Erlaubnis vom jeweiligen Verantwortlichen holen, wenn sie in Diskotheken oder Clubs wollen. Jeder der im Namen der Black Jackets Scheiße baut, hat mit strengen internen Konsequenzen bis hin zum Rauswurf zu rechnen.
Vize President M.: In Vorarlberg gibt es oft Probleme mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die zum Beispiel an Bahnhöfen Leute anpöbeln und für Unruhe sorgen. Auch die Polizei hat kaum Chancen, dies zu unterbinden. Wenn wir vorfahren, und den Jugendlichen sagen, dass sie dies zu unterlassen haben, herrscht Ruhe.
WANN & WO: Wie steht ihr zur Polizei?
President C.: Wir verstehen nicht, dass unserem Auftreten soviel Beachtung geschenkt wird. Die Gerüchte, dass wir Diskotheken stürmen, sind erfunden. Immer, wenn die Polizei mit schwer bewaffneten Cobra-Einheiten auf uns gewartet hat, waren wir im Ausland. Interessant ist auch, dass es in den Berichten immer von 150 Black Jackets die Rede ist. Zum einen besteht unser Chapter nur aus mehreren Dutzend, zum anderen wären wir ja dämlich, wenn wir mit 150 Leuten aufmarschieren würden. Wir haben der Polizei auch schon eine Kontaktperson zur Verfügung gestellt, die aber jedes Mal abgelehnt wurde.
Sergeant S.: Wir werden ständig kontrolliert, eine Sitzung in einer Pizzeria wurde zum Beispiel von einem Cobra-Kommando gestürmt. Davon abgesehen gab es bisher noch keine einzige Anzeige, die in direktem Zusammenhang mit den Black Jackets steht.
WANN & WO: Euch wird vorgeworfen, dass ihr in der Türsteherszene Fuß fassen wollt, um Drogen und Ähnliches zu verkaufen. Wie steht ihr dazu?
President C.: In unserem Chapter befinden sich sehr wohl Türsteher und auch Chef-Securitys. Sie gingen dieser Tätigkeit aber schon vor ihrem Black Jackets-Beitritt nach. Dies ist aber ihr Job im Normalleben, würden sie mit Drogen und Ähnlichem hantieren, würden sie sich ihrer Existenzgrundlage berauben. Wir sind nicht daran interessiert, irgendwelche Türen zu übernehmen.
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