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Drei Spinnen im selben Netz ...

„Dicke Luft“ beim Besuch des „Späten Gastes“ (Hansjörg Ellensohn).
„Dicke Luft“ beim Besuch des „Späten Gastes“ (Hansjörg Ellensohn). ©Edgar Schmidt
Der Spielkreis Götzis präsentiert auf der Bühne des Vereinshaussaals einen Psychothriller aus England.

Götzis. (Sch) Der renommierte Spielkreis Götzis präsentiert derzeit als jüngste Produktion einen Psychothriller von zweieinhalb Stunden, der aber von der ersten Szene an voll praller Spannung ist. Das textlich und schauspielerisch anspruchsvolle Dreipersonenstück mit dem Titel „Ein später Gast“ schrieb Derek Benfield (1926-2009), einer der profiliertesten Komödienautoren britischer Schule, der im „Späten Gast“ allerdings einmal dem Krimi-Genre huldigte. Christian Urban, Karin Schwarzmann und Hansjörg Ellensohn, beliebte Mitglieder des großen Spielkreis-Ensembles, spielten auf der Bühne des Vereinshauses ganz in der Nähe des dort sitzenden Publikums. Gerhard Zuggal, der erstmals beim Spielkreis Regie führte, verhalf der Aufführung dadurch zu einer intimen Dichte des Geschehens.

Auch ein „Trio infernal“…

Die Handlung fängt fröhlich-harmlos an, Julia und Hugh feiern ihren 25. Hochzeitstag, haben gerade die Gäste ihrer Party verabschiedet und freuen sich zu Recht auf eine „silberne Hochzeitsnacht“. Doch da klingelt es völlig unerwartet. Ein vorerst Unbekannter begehrt Einlass und macht sich ziemlich bald in unerhörter Weise in der Wohnung des Ehepaares Nicholls breit. Aus einem erst unverbindlichen Gespräch der drei gereizten Akteure entwickelt sich in fein gestrickter Krimi-Manier mit stark psychologischem Hintergrund eine Tragödie, in der Homosexualität, ein sich als Rächer gebärdender Vater und die gegenseitige Lebenslüge des Paares die wesentlichen Akzente des Plots sind. Selbstredend verdirbt der Schreiber den künftigen Besuchern nicht die Krimi-Spannung durch weitere Hinweise…

Drei profilierte Darsteller

Gerhard Zuggal führt das Trio sensibel durch das Psycho-Netz, in dem alle drei „Spinnen“ gleichermaßen gefangen sind. Der eine oder andere Schnitt hätte die lange Spieldauer wohl positiv verkürzt – dennoch, es wurde ein Krimi voll Spannung bis zuletzt mit seiner unerwarteten Wende. Der Bühnenbau von Herbert Kilga wirkt originell durch flexible weiße Würfel.
Hansjörg Ellensohn als später Gast Roger Benfield ist mit Pokerface und emotionsloser Stimme ein Rächer, der mit perfiden Mitteln das Ehepaar Nicholls zur Verzweiflung treibt. Christian Urban als Gatte Hugh vermittelt glaubhaft seinen Weg durch die psychische Hölle, Gattin Julia (Karin Schwarzmann) verbirgt hinter damenhaftem Tonfall und Understatement gekonnt ihr zweites Gesicht. Ein sehenswerter Krimi, serviert mit gewohntem heimischem Spielkreis-Niveau. Und das bedeutet: Bravo!

Weitere Aufführungen im Vereinshaus vom 10.-13. November, jeweils 20 Uhr; außer Sonntag, um 17 Uhr.

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