Im Gegenteil. Während das Innenministerium im ersten Halbjahr 2011 mit bundesweit 5821 Flüchtlingen eine Steigerung von 15,75 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs meldet, winkt Martin Fellacher von der Flüchtlingshilfe der Caritas ab. In Vorarlberg sinken die Zahlen immer noch.
Nur noch vier größere Heime
Hatte die Caritas 2006 noch rund 1100 Menschen in der Grundversorgung, waren es Ende Juli 2011 noch exakt 547. Im ganzen ersten Halbjahr 2011 wurden 80 Asylwerber aus den Erstaufnahmezentren nach Vorarlberg zugewiesen. 134 Asylwerber leben derzeit in vier Großquartieren der Caritas. Zur Betreuung stehen sieben Ganz- und eine Halbtagsstelle auf dem Personalplan. 376 Asylwerber sind landesweit in 84 Privatquartieren untergebracht. Ambulante Betreuung leisten acht Mitarbeiter der Caritas. Unter den 79 heuer neu ins Land gekommenen Asylwerbern stammen 20 aus Afghanistan, 13 aus Pakistan und weitere 13 aus der russischen Föderation. Die zwölf Syrer liegen erst an vierter Stelle der Liste. Die geringen Neuzugänge gerade aus den aktuellen Krisengebieten schreibt Fellacher dem Umstand zu, dass die EU-Binnenländer sich im Rahmen des Dublin-II-Abkommens abputzen und die Grenzländer im Regen stehen lassen.
“Wir wären gerüstet
Sollten die Dämme dennoch brechen, wäre die Caritas gerüstet. Als Mitte März 2004 Bund und Länder die Vereinbarung über die Grundversorgung unterschrieben haben, rollten am 1. Mai die ersten Busse ins Land. Hunderte Menschen kamen ins Land. Die Caritas baute binnen kurzer Zeit Strukturen auf.
Aber damit rechnet Fellacher nicht. Die Festung Europa hält. Inzwischen arbeitet die Verwaltung in Binnenländern wie Österreich die Altlasten auf. Das tut sie zügig. Es werden mehr Asylverfahren abgeschlossen als neue Anträge gestellt. Auf Beschleunigung der Asylverfahren warten in Vorarlberg noch 131 Asylwerber seit vier Jahren oder länger. Unser längstgedienter Klient hat seinen Asylantrag vor elf Jahren gestellt, erzählt Fellacher. Damals hatte er noch eine jugoslawische Staatsbürgerschaft in Händen. Aber auch er hatte vor Kurzem einen Termin in Wien. Jetzt dürfte der Fall wohl bald entschieden werden.
Unter den geschätzten 2000 Konventionsflüchtlingen, die bleiben dürfen, hat die Caritas 1441 erfasst. Rund 40 Prozent sind aus anderen Bundesländern nach Vorarlberg eingereist. Die Betreuungsstelle der Caritas hat vergangenes Jahr 700 Kurzberatungen und 6000 Telefonate verbucht. Wir haben jedes Jahr intensiveren Kontakt zu etwa 100 Familien und 50 Einzelpersonen. Ihre Hilfe kann die Caritas nur anbieten, Konventionsflüchtlinge sind nicht verpflichtet, sie anzunehmen. Aber viele sind froh drum. Nach den jüngsten Auseinandersetzungen rund um Tschetschenen in Bregenz ist es etwa am Wohnungsmarkt für Flüchtlinge ziemlich frostig geworden, bedauert Fellacher.
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