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Türkei macht gegen Blatter mobil

Die türkischen Medien haben sich nach dem Skandal-Spiel in der WM-Qualifikation am Mittwoch gegen die Schweiz auf den Präsidenten des Fußball-Weltverbandes Joseph Blatter eingeschossen.

Der Schweizer hatte den Türken als Reaktion auf die tätlichen Übergriffe im Stadion unter anderem den Ausschluss aus dem Fußball-Weltverband angedroht und wurde von der Zeitung „Vatan“ dafür als “Hooligan-Präsident“ gescholten. “Er ist ein fanatischer Fan, nur das Nationaltrikot hat gefehlt.“ “Vatan“ gestand aber auch eine Mitschuld der Gastgeber in Istanbul ein, veröffentlichte Fotos, die den türkischen Co-Trainer Mehmet Özdilek dabei zeigen, wie er einem Schweizer Spieler ein Bein stellt und damit die Tumulte auslöst. Der Schweizer Benjamin Huggel hatte daraufhin mit einem Tritt gegen Özdilek reagiert und erwartet laut eigenen Angaben eine empfindliche Sperre. “Ich bin einfach froh, dass ich lebend dort unten herausgekommen bin“, sagte Huggel.

“Hinrichtung ohne Gerichtsurteil”
FIFA-Präsident Blatter hatte auf die Tumulte nach Spielende mit aller Schärfe reagiert und sich dafür heftige Kritik von Seiten der türkischen Politik und der Medien eingehandelt. “Hinrichtung ohne Gerichtsurteil“, titelte die auflagenstarke Zeitung “Sabah“ und machte mit Hinweisen, dass der Weltverband seinen Sitz in der Schweiz habe und Präsident, Generalsekretär und Pressesprecher allesamt Schweizer seien, gegen die Eidgenossen mobil. Seinen Teil der Kritik bekam aber auch der türkische Teamchef Fatih Terim ab, der mit dem WM-Dritten von 2002 diesmal in der Qualifikation scheiterte und sich in seiner Enttäuschung zu Äußerungen gegen Schiedsrichter und Gegner hinreißen hat lassen. “Wir sind ausgeschieden, weil die Schweiz in beiden Spielen mit zwölf Mann gespielt hat“, meinte der Nationaltrainer und heizte die ohnehin kochende Stimmung damit zusätzlich an.

Vorurteile und Zusammenhalt
Terim forderte seine Landsleute am Freitag zum Zusammenhalt auf. “Es gibt Vorurteile gegen die Türkei, und unsere Rivalen spielen diese zu ihrem eigenen Vorteil aus, auch wenn überhaupt nichts passiert“, meinte der Teamchef, der einen Plan ausarbeiten will, um eine Sperre der Türkei von internationalen Wettbewerben zu verhindern. “Unser Image in Europa ist wirklich nicht das beste“, meinte Mittelfeldspieler Emre, der selbst in die Tätlichkeiten verwickelt war. Der türkische Verbandspräsident Levent Bicakci verlangte hingegen, dass die Schweiz ebenso bestraft werden müsse wie die Türkei. “Wir wollen, dass auch das mit Fair-Play unvereinbare Verhalten der Schweizer bei beiden Spielen in Rechnung gestellt wird“, sagte Bicakci. “Wenn wir eine Strafe bekommen, werden wir alles tun, was in unserer Macht liegt, damit die Schweiz dieselbe Strafe erhält.“ Die Erklärungen Blatters hatte der Verband zuvor als unglücklich, einseitig und voreilig kommentiert.

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