Bundeskanzlerin Angela Merkel fachsimpelte am Telefon mit ihm, DFB-Präsident Theo Zwanziger findet ihn einfach großartig, und für die deutschen Fans ist er längst der Titelheld des Wintermärchens: Für Handball-Bundestrainer Heiner Brand ist die Heim-WM zu einem einzigen Triumphzug in schwarz-rot-gold geworden. Was wir erlebt haben, das ist für mich noch gar nicht begreifbar. Aber es macht mich schon stolz, sagte der 54-Jährige, der von der Euphorie überwältigt ist: Das war einfach außergewöhnlich und sensationell. Meine Erwartungen sind weit übertroffen worden.
Dass der Gummersbacher ausgerechnet beim Heimspiel in die Fußstapfen seines großen Idols Franz Beckenbauer treten würde, hätte er noch vor zwei Wochen nicht zu träumen gewagt. Außer ein paar Superoptimisten konnte mit dieser Entwicklung niemand rechnen, sagte Brand.
Der Bundestrainer hat unermüdlich am Teamgeist gearbeitet, das Kollektiv gestärkt. Brand: Meine Spieler kennen meine Einstellung. Egoismen werden in der Nationalmannschaft nicht akzeptiert. Kein Wunder, dass der einstige Weltklasse-Abwehrspieler den Gang ins gleißende Scheinwerferlicht eher meidet als sucht. Doch die Lichtgestalt, wie DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier Brand anerkennend nennt, ist 10 Jahre nach dem Amtsantritt längst zum Schlüssel des WM-Erfolgs geworden.
Ungeachtet seiner wachsenden Popularität ist Brand auch in den Momenten großer Triumphe wie dem Gewinn des EM-Titels 2004 immer bodenständig und bescheiden geblieben. Auf dem steinigen Weg zu seiner Krönung machte der 131-malige Nationalspieler aus seinem Herzen keine Mördergrube. Die Bewunderung für den Fußball-Kaiser beispielsweise hat er stets offen ausgesprochen. Ich finde Franz Beckenbauer irgenwie ganz toll, erzählte Brand: Man kann sagen, dass er mein Idol ist.
Den letzten Sieg um mit seinem Fußball-Helden gleichzuziehen, schaffte der dreifache Großvater mit dem Erfolg im WM-Endspiel am Sonntag in der Kölnarena gegen Polen – nur knapp 50 Kilometer von seiner Heimat entfernt. Ebenso wie Beckenbauer hat Brand nun das Kunststück geschafft, den WM-Titel als Spieler und als Trainer gewonnen zu haben. In der Handball-Historie ist das eine Premiere. Wie bei seinem Vorbild Beckenbauer kann man sagen: Fast alles, was Brand anfasst, wird irgendwann zu Gold.
29 Jahre nach dem Wunder von Kopenhagen, als die deutsche Mannschaft mit ihm als Abwehrchef die favorisierte Sowjetunion besiegte (20:19), meidet Brand aber Vergleiche. Trainer ist mein Beruf, Spieler war mein Hobby, sagt der Bundestrainer freundlich, aber bestimmend.
Offensichtliche Parallelen zwischen dem Spieler Heiner und dem Coach Brand existieren aber. Mit der gleichen Akribie, mit der er einst die gegnerischen Angreifer stoppte, hatte er Deutschlands Handballer schon vor Sonntag in der Weltspitze etabliert: Der EM-Titel 2004, Olympia-Silber in Athen im gleichen Jahr und die Vize-Titel bei der WM 2003 und der EM 2002 sprechen für sich – und damit für Brand.
Seine Jungs erleben aber auch einen ganz neuen Brand. Nach dem Viertelfinaleinzug tanzte der sonst so reserviert wirkende Mann mit dem markanten Schnauzer wie selbstverständlich mit seinen Spielern. Ich habe gedacht, da machst du halt einfach mal mit, sagte Brand. Überhaupt wirkt der 131-malige Nationalspieler (231 Tore) verglichen zu den Vorjahren extrem locker. Bei den Pressegesprächen hat der Diplom-Kaufmann mit dem trockenen Humor stets die Lacher auf seiner Seite.
Auch Ehefrau Christel, mit der er seit 31 Jahren verheiratet ist, hat die Veränderung festgestellt. Heiner ist im Vergleich zu früher viel gelassener geworden. Er ist mit sich im Reinen, weil er alles Menschenmögliche für den Erfolg getan hat, sagte die Grundschullehrerin.
Über seine Zukunft hat der sechsmalige deutsche Meister noch nicht entschieden. Sein Vertrag läuft nach den Olympischen Spielen 2008 in Peking aus. Brand: Der DHB ist aber der erste Ansprechpartner.
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