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Nach Horrorsturz im künstlichen Tiefschlaf

Nach seinem Horrorsturz in der Ski-Weltcup-Abfahrt von Kitzbühel liegt Scott Macartney mit einem isolierten Schädel-Hirn-Trauma, Prellungen und Abschürfungen auf der Neurologie der Innsbrucker Universitätsklinik im künstlichen Tiefschlaf.  

Die Streif hat auch am Samstag wieder gezeigt, warum sie als härteste und gefährlichste Speed-Strecke im Weltcup gilt. Der zweitplatzierte Bode Miller kritisierte vor allem den extremen, mehrmals bearbeiteten Zielsprung, der seinem Freund und Landsmann zum Verhängnis geworden war.

Der Stadionsprecher hatte eine besondere Überraschung für den mit Nummer zwei ins Rennen gegangenen Macartney bereit. Als der Rennläufer aus dem US-Bundesstaat Washington, der bereits zahlreiche Verletzungen hinter sich hat, vom Zielraum aus in der Traverse zu sehen war, stimmte der Moderator sein “Happy Birthday”-Ständchen an. Macartney wurde am Samstag 30 Jahre alt. Es ist ein Tag, den er nie mehr vergessen und nach seiner hoffentlich vollständigen Genesung als zweiten Geburtstag begehen wird können.

Macartney erwischte bei einer Geschwindigkeit von 140 km/h den Zielsprung nicht richtig, geriet in Seitenlage, prallte mit Rücken, Becken und Kopf auf die harte Piste und verlor in der Rutschphase den Helm. Sein Körper zuckte, dann blieb er regungslos liegen. Nach fünfzehnminütiger Erstversorgung, die die tausenden Skifans ob der schockierenden Bilder erstarrt mitansahen, wurde Macartney mit dem ÖAMTC-Hubschrauber ins Krankenhaus Kitzbühel gebracht und nach einer weiteren ärztlichen Versorgung nach Innsbruck geflogen.

Später wurde berichtet, dass Macartney bewusstlos gewesen war, dass er aber noch vor dem Abtransport zu sich gekommen war und sich bewegt hatte. Aufatmen bei den US-Betreuern im Zielraum, die die Tränen nicht zurückhalten konnten. Aufatmen sicher auch bei Lindsey Vonn, die nach ihrem Sieg in der Cortina-Abfahrt gesagt hatte. “Wer Zeit hat, möge für ihn beten.”

Auf Anfrage der APA – Austria Presse Agentur sagte der behandelnde Arzt Dr. Anton Kathrein am Samstagnachmittag über den Gesundheitszustand des Verunfallten: “Er erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma und wurde in den künstlichen Tiefschlaf versetzt. Wie lange, das kann ich noch nicht sagen, das entscheidet der Verlauf.” Macartney wurde zuerst auf der Unfallchirurgie sowie im Schockraum behandelt und dann zur permanenten Kontrolle auf die Neurologie verlegt. “Es geht ihm den Umständen entsprechend sogar gut”, meinte Kathrein. Eine operative Intervention war vorerst nicht notwendig.

Pierre-Emmanuel Dalcin (FRA), Daniel Albrecht (SUI), Hans Olsson (SWE), Walter Girardi (ITA) und Johannes Stehle (GER) waren am Samstag ebenfalls gestürzt, aber glimpflich davongekommen. Die von vielen Läufern als schwerste Streif seit vielen Jahren bezeichnete Strecke hatte bereits am Dienstag und Mittwoch in den Trainingsläufen erste Opfer gefordert, Andreas Buder (AUT), Ondrej Bank (CZE) sowie die Vorläufer Patrick Hinterseer und Franz Brandt waren verletzt abgeworfen worden.

Der Sturz von Macartney beruhte, da waren sich die Experten einig, auf einem Fahrfehler, der US-Amerikaner war in Hocke hingekommen, andere hatten bereits aufgemacht. Der Zielsprung galt in diesem Jahr aber als sehr große Herausforderung. “Der Zielsprung wurde dreimal geändert. Ich war schon bei der Inspektion besorgt. Man darf nicht vergessen, dass es da ums Leben der Athleten geht. Man muss eine ohnehin schon harte Abfahrt nicht noch künstlich gefährlicher machen. Das ist unverantwortlich”, sagte Miller in der Pressekonferenz. Und auch Sieger Didier Cuche gab dem US-Amerikaner in puncto Zielsprung recht.

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