In diesem Jahr aber überschlagen sich die Unternehmen schon vor Beginn der Messe vom 4. bis 9. März in Hannover mit Ankündigungen energieeffizienter Computer oder CO2-freier Rechenzentren.
Der deutsch-japanische Hersteller Fujitsu-Siemens will “der erste IT-Hersteller sein, der komplett auf energieeffiziente Produkte umsteigt und diese zu marktkonformen Preisen anbietet”. Vorstandschef Bernd Bischoff erklärte, die Cebit biete die Möglichkeit, “das Thema noch stärker an unsere Kunden heranzutragen”. Dabei müsse vermittelt werden, “wie das beste Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen von Geschäftswelt und Umwelt hergestellt werden kann”.
Um die Green IT ins Licht zu rücken, vereinbarte die Messeleitung eine Zusammenarbeit mit der internationalen “Climate Savers Computing Initiative” (CSCI), die im Juni 2007 mit dem Ziel gegründet wurde, die Emission von Treibhausgasen durch die Computernutzung um jährlich 54 Millionen Tonnen zu reduzieren. Cisco-Manager Jan Roschek schätzt, dass die IT-Branche weltweit für etwa zwei Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich ist.
Bei den Bemühungen um eine wirksamere Energienutzung hat die Branche nicht zuletzt ihre eigenen Kosten und die ihrer Kunden im Blick: Sollten die weit gespannten Ziele verwirklicht werden, könnten dem CSCI-Projekt zufolge Stromkosten von jährlich mehr als 5,5 Milliarden Dollar (3,76 Milliarden Euro) gespart werden. Nach Angaben des Marktforschungsinstituts IDC gaben viele Unternehmen im vergangenen Jahr erstmals mehr Geld für Strom und Kühlung ihrer Rechner aus als für die Neuanschaffung von Hardware.
Die Cebit bietet im “Green IT Village” in Halle 9 einen eigenen Ausstellungsbereich zu dem Thema. Dort wird unter anderem ein Musterbüro zu sehen sein, das aufzeigen soll, welche Mengen an Energie im täglichen Bürobetrieb verbraucht werden. Daneben wird demonstriert, wie sich der gleiche Büroalltag mit “grünen Lösungen” verwirklichen lässt. “Es geht uns auch darum, jedem einzelnen aufzuzeigen, wie er seinen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz und zur Kostenreduzierung leisten kann”, erklärte Cebit-Chef Sven-Michael Prüser.
Der Schwerpunkt “Grüne IT” rückt auch die Server verstärkt ins Blickfeld, also jene leistungsfähigen Computer, die unter anderem den massenhaften Zugriff auf Google und andere Web-Angebote ermöglichen. Während Fujitsu-Siemens neue Server-Modelle seiner Primergy-Reihe mit stromsparenden Quad-Core-Prozessoren vorstellt, präsentiert Konkurrent Sun Microsystems seine CoolThread-Server, die laut Hersteller bei halbem Energieverbrauch und einem um 75 Prozent verringerten Platzbedarf einen zusätzlichen Ansturm von einer Million Internet-Nutzern bewältigen können.
Im Freigelände der Messe will Sun Microsystems ein Rechenzentrum mit Hardware des Chip-Herstellers Intel aufbauen, das seinen Strom von Solarzellen bekommen soll. Im Rechenzentrum kommen gleich mehrere Aspekte der “grünen IT” zum Tragen, von der Server-Technik über die Kühlung bis hin zur Wahl des Stromlieferanten. Von besonderer Bedeutung ist die Virtualisierung: Diese Software-Technik ermöglicht es, auf einem Computer einen oder mehrere weitere “virtuelle Maschinen” einzurichten. “Jeder physische Server, den man nicht mehr benötigt, verbraucht auch keinen Strom mehr”, sagt der bei IBM für die Beratung von Rechenzentren zuständige Manager Thomas Tauer.
Auch für Privatanwender sollte die “grüne IT” ein wichtiges Thema sein. Schließlich verbraucht ein normaler PC nach Berechnungen der Computerzeitschrift “c’t” mehr Energie als ein moderner Kühl- und Gefrierschrank, was im Dauerbetrieb Stromkosten von 180 Euro im Jahr bedeutet. Am wichtigsten sind wohl persönliche Verhaltensänderungen wie der Verzicht auf den Stand-by-Betrieb. Für alle elektronischen Geräte zusammen – vom PC bis zum Fernseher – verschlingt Stand-by etwa zehn Prozent des gesamten Stromverbrauchs eines durchschnittlichen Haushalts, das sind bis zu 100 Euro.
Daneben tut sich aber auch bei den PC-Bauteilen einiges. Die beiden führenden Prozessor-Hersteller Intel und AMD haben den Energieverbrauch ihrer Chips in den vergangenen Monaten deutlich gesenkt. Bei den Speicherbausteinen steht mit DDR3 eine Technik zur Verfügung, die die Spannungsaufnahme des Vorgängers von 1,8 auf 1,5 Volt reduziert. Schließlich kann die Energiebilanz des PCs auch mit der Wahl eines effizienten Netzteils verbessert werden.
Ein weiteres Green-IT-Thema sind die bei der PC-Herstellung verwendeten Materialien. Besonders interessante Überlegungen gibt es hier bei dem taiwanischen Hersteller Asus, der nach seinen Leder-Notebooks auf der Cebit auch eine Konzeptstudie für ein “Bamboo Book” zeigt, ein Notebook in einem Bambus-Gehäuse. “Die Verwendung alternativer Materialien ist bei uns immer ein großes Thema”, erklärt der Marketing-Leiter in Deutschland, Holger Schmidt. In Taiwan werde inzwischen bereits mit der Verwendung von Recycling-Materialien wie Altpapier und -pappe experimentiert.
“Wir sehen es sehr positiv, dass die Branche dies jetzt so sehr in den Vordergrund stellt”, sagt Greenpeace-Sprecher Fabian Sösemann zum diesjährigen Cebit-Schwerpunkt. Die Umweltschutzorganisation achtet besonders darauf, dass belastende Stoffe wie PVC und bromierte Flammschutzmittel (BFR) ersetzt werden. Greenpeace will an jedem Tag der Messe ein Gerät auszeichnen, das ohne diese problematischen Stoffe auskommt. Greenpeace fordert: “Jetzt muss die Branche den Erklärungen auch Taten folgen lassen, sonst wird sie unglaubwürdig.”
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