Diese Geschichte dürfte gar nicht erscheinen. Denn der Interview-Termin mit den Bewohnern der Pankahyttn in der Johnstraße 45 sollte offiziell nicht stattfinden. Den Punks wurde nahe gelegt, nicht mit Journalisten zu sprechen, sagen sie: Wir dürfen nicht mit der Presse reden, ohne vorher unseren Projektleiter zu fragen. Das muss alles über ihn laufen, aber wenn das an die Öffentlichkeit kommt, wird das dementiert, erzählt ein Bewohner der Pankahyttn.
Maulkorb für Punks?
Verhängt der Fonds Soziales Wien (FSW), der durch Steuermittel der Stadt Wien finanziert wird und für das Projekt Pankahyttn zuständig ist, den Bewohnern einen Maulkorb? Als sie einmal Wind bekommen haben, dass Journalisten für die FM4-Radiosendung Jugendzimmer zu uns kommen, hat der Fonds Soziales Wien gesagt, das geht auf keinen Fall. Das Haus gehört dem FSW und der bestimmt, wer hier ein- und ausgeht, sagt ein Punk. Unsinn, widerspricht Florian Winkler, Pressesprecher des FSW. Die Radiosendung wurde aus dem Funkhaus gesendet. Das Haus ist ein sozialpädagogisches Projekt. Für Radiosendungen aus dem Haus besteht keine Notwendigkeit.
Zwei Bewohner gewähren CHiLLi.cc wenn sie anonym bleiben können trotzdem einen Einblick in ihre derzeitige Situation. Der erste Eindruck vor Ort ist erschreckend: Im gemeinsamen Wohnzimmer im Erdgeschoss ist es kalt und feucht, der Putz fällt von den Wänden. Türen, die das Wohnzimmer vom Rest des Hauses abtrennen, gibt es nicht behelfsmäßig wurden stattdessen ein paar Decken als Türen aufgehängt. Die Punks beschreiben ihr Haus als abgewohnt: Als wir eingezogen sind, war Schimmel an den Wänden. Überall bröckelt es von den Wänden., erklärt Punk Harald (Name von der Redaktion geändert). Zwar wurde das Haus nach dem Kauf innerhalb von zwei Wochen bewohnbar gemacht, dennoch fühlen sich die Punks im Stich gelassen: Seither passiert überhaupt nichts mehr, beschwert sich Michi (Name von der Redaktion geändert).
Konzept hat es nie gegeben
Der FSW hat das leer stehende Haus in Rudolfsheim-Fünfhaus Ende letzten Jahres erworben. Bezirkspolitiker und Anrainer wurden mit dem Einzug der Punks vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Wogen gingen hoch, denn die wenigsten wollten die soziale Randgruppe im Bezirk aufnehmen. Im Dezember sind schließlich fünfundzwanzig junge Menschen in das Haus eingezogen. Das bestätigt Claudia, eine ehemalige Sozialarbeiterin, die das Projekt betreute, aber ebenfalls anonym bleiben möchte: Die Pankahyttn wurde ohne Vorlaufzeit umgesetzt, um zu verhindern, dass sich Widerstand formiert. Aber ein echtes Konzept hat es nie gegeben.
Vorgefunden haben sie nicht viel, bis heute gibt es auch nicht für jeden Bewohner einen Schlüssel. Der FSW hat uns eigentlich nur eine funktionierende Waschmaschine und fünfundzwanzig Matratzen zur Verfügung gestellt. Jeder von uns sollte ein Zimmer bekommen. Aber ein Teil des Hauses ist durch einen Wasserschaden nicht bewohnbar, erklärt Michi. Gerne hätte er auch selbst am Haus gearbeitet: Aber uns fehlt eine Unmenge an Baumaterial. Obwohl es anfangs geheißen hat, wir bekommen alles auch Spenden. Gesehen haben wir davon bis heute gar nichts. Die spärlichen Möbel, die jetzt in den Zimmern stehen? Haben sie selbst mitgebracht oder von Anrainern erhalten, die das Projekt befürworten.
Pankahyttn gibt es nicht
Die Punks erheben demnach schwere Vorwürfe gegen den FSW und fühlen sich hintergangen. Doch Florian Winkler wiegelt ab. Für ihn handelt es sich um ein Missverständnis. Es gibt in der Johnstraße 45 keine Pankahyttn. Es gibt ein Wohnprojekt für junge Erwachsene, sozial Verwahrloste und gesundheitlich Gefährdete. Ähnlich sieht das auch die Sozialarbeiterin Claudia, die in den Bewohnern keine Punks erkennt, sondern Obdachlose, die aussehen wie Punks.
Viele der jungen Bewohner haben vor ihren Einzug in die Johnstraße 45 auf der Straße gelebt oder bei Freunden Unterschlupf gefunden. Sie wollten eine Bleibe, in der sie nicht frieren müssen und gemeinsam leben können raus aus der Obdachlosigkeit und ein Heim finden. Im Moment befürchten die Punks, ihre Hyttn zu verlieren. Denn bis zum heutigen Tag haben die Bewohner keinerlei Rechte im Haus und keine Verträge erhalten. Sie werden nur geduldet.
“Fühlen uns verarscht
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