Scharfer Blick ins kranke Auge
Das erlaubt genaueste Diagnosen und auch eine entsprechende Therapieüberwachung, hieß es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. “Uns steht heute ein High-Tech-Arsenal an Möglichkeiten zur Verfügung, die vor einigen Jahren noch nicht einmal vorstellbar waren – von der Gentherapie über mikrochirurgische Operationsmethoden bis hin zum hochauflösenden Augen-CT”, erklärte die Leiterin der Universitäts-Augenklinik der MedUni Wien (AKH), Ursula Schmidt-Erfurth. Am kommenden Wochenende gibt es dazu eine internationale Tagung in Wien. Ein schlagendes Beispiel dafür ist jedenfalls die optische Kohärenztomographie. Matthias Bolz von der Wiener Klinik: “Dabei schickt man einen Laserstrahl ins Auge und misst dann, was zurückkommt.” Der Computer errechnet aus den Signalen dreidimensionale Bilder der Netzhaut. Die Experten können bis zu drei Millimeter in den Augenhintergrund hineinschauen, andererseits aber Defekte und krankhafte Veränderungen in einzelnen Schichten der Netzhaut entdecken, deren Entwicklung und auch den Effekt einer Therapie dokumentieren. Ein Beispiel dafür ist die feuchte altersbedingte Makuladegeneration. Hier haben Injektionen von monoklonalen Antikörpern gegen den Gefäßwachstumsfaktor VEGF eine dramatische Verbesserung der Behandlungsergebnisse gebracht. Quillt im Krankheitsfall das Netzhautareal am Punkt des schärfsten Sehens auf, bildet sich diese Schwellung nach der Behandlung sichtbar zurück. Bolz: “Das korreliert sehr gut mit dem dann verbesserten Sehvermögen des Patienten.”
Die Technik erlaubt auch die genaue Abstimmung der Häufigkeit der Therapie an den Krankheitsverlauf und spart somit Kosten. Obwohl erste kommerzielle Gerätetypen für das bildgebende Verfahren, mit dem man auch beispielsweise die diabetische Retinopathie im frühesten Stadium diagnostizieren kann, bereits auf dem Markt sind, werden diese Untersuchungen bisher von den Krankenkassen in der freien Praxis noch nicht bezahlt. Dabei stellen sie laut Auskunft der Experten einen Meilenstein in der Diagnostik von Erkrankungen des Augenhintergrundes dar.
Bei der Tagung in Wien werden aber auch andere aktuellste Forschungsergebnisse präsentiert. Die KIinikchefin: “Am Auge war die Gentherapie erstmals klinisch erfolgreich. Das Auge ist ein abgeschlossenes System. Gene (zur Reparatur von Defekten, Anm.) werden genau in den betroffenen kranken Zellen aufgenommen.” So hat es ein Expertenteam um den US-Wissenschafter Jean Benett (Philadelphia) vor kurzem geschafft, bei Patienten mit der fortschreitenden Netzhauterkrankung “Lebersche kongenitale Amaurose” durch das Einschleusen des funktionierenden Gens RPE65 das Sehvermögen der Patienten wieder deutlich zu verbessern.
Die Wiener Universitäts-Augenklinik besetzt international auf mehreren Gebieten eine Spitzenstellung. Unter anderem ist dort das “Vienna Reading Center” angesiedelt, das von Augenspezialisten weltweit per Internet eingesandte Diagnose-Bilder von Patienten begutachtet. So erfolgen auch die Auswertungen für klinische Studien für neue Therapien. In den USA gibt es derzeit fünf derartige Zentren, in Europa nur jenes mit 24 Fachleuten besetzte in Wien.
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