Das ungemein geistvolle und turbulente Werk in der Regie von Philippe Arlaud wurde Donnerstagabend im Montforthaus vom Premierenpublikum des Feldkirch Festival begeistert aufgenommen. Damit hat Arlaud mit dem von ihm geleiteten Festival einen fulminanten Start hingelegt.
Im bewussten Kontrast zum Wagnerismus-Gegner Poulenc wurden im ersten Teil des Abends Richard Wagners Wesendonck-Lieder gegeben, allerdings in der Kammerorchesterfassung von Hans Werner Henze. Mezzosopranistin Marie-Claude Chappuis im eleganten langen Roten vor rustikaler Holzwand interpretierte die Tristan und Isolde-Vorstudien mit hinreißender vokaler Intensität und erntete verdienten Applaus.
Eine völlig andere Welt tat sich nach der Pause mit Poulenc auf: Die auf einem Text (1917) von Guillaume Apollinaire basierende tonale Opera-bouffe um Liebe und Nachwuchs, Geschlechterrollen, Karriere und Emanzipation ging sehr schwungvoll und turbulent, bunt und witzig wie ein absurdes Konglomerat aus Oper, Offenbach-Operette, Musical und Revue mit viel Esprit über die Bühne – quasi ein Lehrstück über Liebe und Emanzipation “a la francaise”. Aber auch die korrupte Yellow-Press bekommt ihr Fett ab. Wie zeitlos-aktuell die Themen sind, beweist der Umstand, dass die Textvorlage schon während des Ersten und die Musik während des Zweiten Weltkrieges entstanden sind.
Am Pult des Symphonieorchesters Vorarlberg sorgte Sebastien Rouland (37) für flotte musikalische Abläufe im Graben und auf der Bühne. Arlaud selbst war für Regie, Bühne und Licht, Andrea Uhman für die pittoresken Kostüme verantwortlich. Den Kammerchor Feldkirch sowie Schüler/innen des Musikgymnasiums hat Martin Lindenthal einstudiert. Aus dem famosen französischen Solistenensemble sind besonders die quirlige Sopranistin Magali Leger als Tiresias, Tenor Martial Defontaine als Kinder gebärender Mann oder Bariton Jean Marc Salzmann als elefantöser Gendarm hervorzuheben.
Mitten im Schlussbeifall meinte eine begeisterte Besucherin jenseits der in der Oper angesprochenen Reproduktionsphase, man könnte das Poulenc-Werk gleich noch einmal spielen. Der Dame kann geholfen werden: “Les Mamelles de Tiresias” wird am morgigen Samstag in Feldkirch noch einmal gegeben.
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