Das Jahr 1933 brachte einschneidende Veränderungen in Österreich mit sich: Der christlichsoziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß verließ den demokratischen Weg, das löste das Parlament auf, und errichtete einen Ständestaat auf christlicher Grundlage. 1934 folgte ein doppelter Bürgerkrieg: Im Februar wurde ein Aufstandsversuch der Sozialdemokraten blutig niedergeworfen, im Juli versuchten die Nationalsozialisten gewaltsam an die Macht zu gelangen und ermordeten den Kanzler.
In diesem Jahr wurden die Sozialdemokraten und die Kommunisten auch in Vorarlberg in die Illegalität gezwungen. Anton Linder, der Führer der Vorarlberger Sozialdemokratie, ging ins Exil in die Schweiz und kehrte erst 1945 zurück.
Sozialdemokratische Aktivisten wie der Bludenzer Franz Zoller wurden kurzfristig verhaftet und kämpften anschließend im Untergrund gegen die autoritäre Regierung. Eine wichtige Rolle im Entdemokratisierungsprozess der Ersten Republik spielten auch Vorarlberger: Landeshauptmann Otto Ender war unter Dollfuß Verfassungsminister, Ulrich Ilg, der Obmann des Landesbauernbundes, Staatssekretär für Land- und Forstwirtschaft. Nach 1945 wurde er Landeshauptmann. Dieses Amt hatte er bis 1964 inne. Die Vorarlberger NSDAP hinter ihr standen die ökonomisch dominierenden Textilfabrikanten war nicht gewillt, der Etablierung der Dollfuß-Diktatur tatenlos zuzusehen.
Die NS-Illegalen überzogen 1933/34 das Land mit einer Terrorwelle, obwohl auf Sprengstoffbesitz die Todesstrafe stand. Heimische SA- und SS-Einheiten versuchten mit Propagandaaktionen die Bevölkerung für die nationalsozialistische Bewegung zu gewinnen.
Der Vortrag zeichnet die Hintergründe des Bürgerkriegsjahres das sich heuer zum 75sten Mal jährt und die Auswirkungen im Lande nach. Nach 1945 wurde in der Öffentlichkeit lange Zeit von den beiden Diktaturen nicht gesprochen: Der Zeitabschnitt 1933 bis 1938 wurde beschönigend als die andere Demokratie bezeichnet, der heimische Anteil an der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft (1938-1945) wurde jahrzehntelang tabuisiert.
Mittwoch, 21. Oktober 2009, 19.30 Uhr
Bludenz, Rathaus (Sitzungszimmer, 3. Stock)
Vortrag Dr. Werner Bundschuh
Quelle: Carmen Reiter, Öffentlichkeitsarbeit Bludenz
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