93.000 Besucher wurden nach Angaben der Veranstalter auf der heurigen 62. Dornbirner Herbstmesse gezählt. Neo-Geschäftsführer Dietmar Stefani zog erfreut Bilanz, sprach von einem gut gelungenen Bogen zwischen Regionalität und Weltoffenheit. Doch ist die Messe ein Erfolg? Es mehren sich die kritischen Stimmen. Fritz Amann, Chef des Ringes Freiheitlicher Wirtschaftstreibender, sagt klar: Diese Messe ist nicht mehr zeitgemäß. Sie hat nur noch Volksfestcharakter, bei der die Vorarlberger Wirtschaft nur mehr spärlich vertreten ist.
Der Vergleich macht sicher
Ein Vergleich spricht Bände. Werden auf der Messe Friedrichshafen Jahr für Jahr 20 bis 25 Messen geboten, kann Dornbirn nur mit jährlich sechs bis sieben Messen aufwarten. Lädt die Dornbirner Messe zur Sicherheitsmesse Preventa, öffnen sich in Friedrichshafen die Messetore für die Tuning World Bodensee. Finden heuer auf dem Messegelände noch Flohmärkte statt oder eine Chemiefasertagung, singen und spielen bei den Deutschen bis Weihnachten etwa noch Joe Cocker oder die Söhne Mannheims. Ganz zu schweigen vom restlichen Messeprogramm: In Friedrichshafen finden noch die Interboot, die internationale Musik-Expo My music oder eine Bau- und Energiemesse statt, in Dornbirn nur noch die Gloria bei der Produkte für Kirchen, Klöster und den christlichen Alltag gezeigt werden.
Eine andere Dimension
Freilich ist die Messe in Friedrichshafen mit der in Dornbirn in finanzieller Hinsicht nicht zu vergleichen. Seit Inbetriebnahme des neuen Geländes 2002 wurden in Friedrichshafen 200 Millionen Euro investiert; Hauptgeldgeber ist dabei die Stadt Friedrichshafen. In Dornbirn wurden seit 2001 laut Geschäftsführer Stefani rund 20 Millionen investiert, finanziert von Land, Stadt und Messe. Landesmittel in dem Sinn, sagt Stefani, gibt es nicht. Es handle sich eher um Sponsorengelder, knappe 6000 Euro bekam die Messe heuer vom Land etwa für die Art Bodensee, für die Frühjahrs- oder Herbstmesse gar nichts. Auch die Stadt Dornbirn zahlt lediglich 13.000 Euro pro Jahr für die Messe, sagt Stadtchef Wolfgang Rümmele: 10.000 Euro davon gehen an die Art Bodensee, 3000 an sonstige Veranstaltungen. Für die Frühjahrs- und Herbstmesse zahlt die Stadt keinen Euro. Trotzdem scheint ein Umdenken ein Gebot der Stunde. Laut Wirtschaftskammerpräsident Manfred Rein muss sich die Messe neue Schwerpunkte, neue Nischen suchen. Denn der Volksfestcharakter der Messe verflache sich zusehends. Die Zukunft liege also nicht in Publikumsmessen, sondern vielmehr in Fachmessen: Da müssen wir stärker rein, das ist verabsäumt worden. Architektur oder Energie müssten solche Schwerpunkte werden. Wir sind dabei, uns im Rahmen eines Strategieprozesses die künftige Entwicklung der Messe genauer zu überlegen, sagt Landesrat Karlheinz Rüdisser. Dabei überprüfe man die strategischen Ziele und schaue, inwiefern eine inhaltliche Neuorientierung oder das Ansprechen neuer Zielgruppen notwendig werde. Friedrichshafen hat, wie Pressesprecher Wolfgang Köhle sagt, beste Erfahrungen mit monothematischen Messen gemacht etwa mit der Tuning World, der Eurobike, der Motorradwelt oder dem Thema Outdoor. Die Eurobike ist gar zur größten Radmesse weltweit mutiert.
Die Idee einer Modemesse
Auch Amann fordert Neues. Er will eine Modemesse mit Vorarlberger und internationalen Firmen. Zudem will Amann eine Erfinder- und Umsetzermesse, eine Innovationsmesse. Der Stadtchef ist anderer Ansicht. Die Dornbirner Messe, sagt Rümmele, ist mit bis zu sechs Fachmessen und zwei großen Publikumsmessen mehr als nur gut vertreten. Natürlich müsse man sich mit dem Programm permanent auseinandersetzen: Aber wir sind mit der Anzahl der Veranstaltungen sehr zufrieden.
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