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Mordfall Silke Schnabel: Polizisten im Zeugenstand

Am dritten Prozesstag im Mordfall Silke Schnabel sind heute, Mittwoch, am Landesgericht Salzburg jene zwei Polizisten einvernommen worden, die den Angeklagten Anton W. (52) nach der mutmaßlichen Tatnacht am 11. Juli 1992 gegen 6.20 Uhr an der Salzach-Böschung schlafend vorfanden.
Wie andere Zeugen auch konnten die Polizisten achtzehneinhalb Jahre später keine genauen Angaben machen. Eines behielten sie aber in Erinnerung: “Die Jeans des Mannes waren nass und bis zu den Knöcheln herunterzogen. Die Unterhose lag neben ihm. Das war nicht normal.”

Einer der beiden Polizisten vermutete damals ein Gewaltverbrechen, weil der Mann regungslos im Gras lag. “Ich glaubte er sei tot und habe ihn zwicken müssen, damit er aufsteht.” Wie die Jacke aussah, die drei Meter entfernt im Gestrüpp hing, wusste der 42-Jährige heute nicht mehr. Laut einem Bericht, den die Polizisten nach Auffindung der Leiche des 17-jährigen Mädchens am 21. Juli 1992 bei Ranshofen (OÖ) im Inn schreiben mussten, handelte es sich um eine helle Trainingsjacke mit Reißverschluss, blauen Bündchen und weißem Frottee an der Innenseite. “Wenn das so steht, wird es stimmen”, verwiesen die zwei Zeugen auf ihre früheren Aussagen.

Den Polizisten wurde schon damals ein Lichtbild von jener weißen Damenbluse vorgehalten, die Kripo-Beamte am 29. Juli 1992 bei einer Hausdurchsuchung bei Anton W. fanden. Damals sagten sie, bei der an der Salzach aufgefundenen Jacke handle es sich nicht um diese Bluse. Das Beweismittel ist jedoch im Laufe der Jahre verschwunden. Die beiden Zeugen wussten heute noch, dass das Gras an der Uferböschung etwa 80 Zentimeter hoch und zwei bis drei Meter um Anton W. herum niedergetreten war. Eine niedergetretene Spur reichte von der Schlafstelle von W. bis zum Fluss. Die Staatsanwaltschaft geht ja davon aus, dass das Mädchen von dem Angeklagten vergewaltigt sowie erwürgt und dann in die Salzach geworfen wurde.

Die weiße Damenbluse stand auch bei den anderen Zeugeneinvernahmen im Mittelpunkt des Interesses. Ein Freund des Angeklagten hatte 1992 geschildert, die Mutter von Anton W. habe erzählt, dass ihr Sohn die Bluse nach Hause mitgenommen habe, sie die Knöpfe entfernt hatte und das Textil auch vernichten wollte, die Polizei habe es zuvor aber sichergestellt. Heute konnte sich der Mann nicht mehr an diese Angaben erinnern. Er erzählte, er habe Anton W. am Abend des 11. Juli – also nach der mutmaßlichen Tat – in einem Lokal getroffen. “Er hat sich wie immer verhalten, es ist der Schmäh gelaufen.”

Der vorsitzende Richter Günther Nocker zeigte auch der zwei Jahre älteren Schwester von Silke Schnabel ein Foto der weißen Bluse. “Ja, das war meine. Nur die Rostflecken darauf kenne ich nicht. Ich habe die Bluse Silke geschenkt, weil sie ihr so gefallen hat.” Das BeislMax und Moritz” habe Silke durch sie kennengelernt. “Silke war ein offener Mensch, aber rebellisch. Wenn meine Mutter gesagt hat, ‘da geht’s nicht hin’, sind wir genau dort hingegangen”, sagte die Schwester. “Die Eltern waren streng, deshalb wollte Silke ausziehen.” Sie sei ein verlässlicher Typ gewesen, darum habe sie sich gewundert, dass Silke sich zwei Tage nach dem 11. Juli, als sie ihre Schwester anrief, nicht meldete. “Wir brauchten den Pass, weil wir in den Urlaub wollten. Sie hat sich ja so darauf gefreut.”

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