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52-Jähriger von Einbrecher erschlagen: Prozess in Salzburg

Am Landesgericht Salzburg hat sich am Donnerstag ein 36-jähriger Tennengauer wegen Mordes vor einer Geschworenenjury verantworten müssen. Der Mann soll in der Nacht auf den 31. Mai 2023 bei einem Wohnungseinbruch in einem Hochhaus nahe des Salzburger Hauptbahnhofs einen 52-jährigen Möbelpacker erschlagen haben. Das Opfer war damals entgegen der Meinung des Angeklagten zu Hause. Der 36-Jährige war geständig, er meinte, die Tat sei im Affekt passiert.

Der beschäftigungslose Angeklagte befand sich vor der Tat offenbar in Geldnot und dürfte schon mehrere Monate zuvor von seinem Cannabis-Dealer erfahren haben, dass bei dem Möbelpacker "über 100.000 Euro" zu holen seien. Da die Wohnung des Mannes mit einer Sicherheitstüre und zwei Schlössern gesichert war, fühlte er sich bestärkt, dass es dort etwas zu stehlen gebe. Er fasste den Entschluss, bei dem Mann - den er eigenen Angaben zufolge noch nie gesehen hatte und den er auch nicht beim Namen kannte - einzubrechen.

Einbrecher seilte sich zu Fenster im dritten Stock

Nachdem er das Gebäude mehrmals ausgekundschaftet hatte, ließ er sich in der Tatnacht von seiner damaligen Freundin zum Hochhaus fahren. Die Frau läutete beim Opfer, das aber nicht antwortete. Darum glaubte der Angeklagte, es sei niemand zu Hause. Was er nicht wusste: Der Mann hatte die Klingel deaktiviert. Der Einbrecher befestigte darauf mit mehreren zusammenschraubbaren Stangen einen Haken und ein Seil an der Absturzsicherung des Küchenfensters im dritten Stock. Dann stieg er auf den Baum und seilte sich mit einem Klettergurt von außen zur Wohnung hinüber. Da es ihm nicht gelang, mit einer Seilschlaufe das gekippte Fenster zu öffnen, drückte er es mit den Händen auf. Dabei stürzten mehrere Blumentöpfe vom Küchentisch zu Boden.

Der nur mit Unterwäsche bekleidete Bewohner wurde durch den Lärm alarmiert und schaute in der Küche nach. Dabei wurde er sofort vom Einbrecher angegriffen. Wie die Staatsanwältin im Prozess sagte, versetzte der Angeklagte seinem Opfer insgesamt neun wuchtige Schläge mit einem massiven stumpfen Gegenstand gegen den Kopf und ließ ihn blutüberströmt am Boden liegen. Die Mehrzahl der Schläge sei erfolgt, als der Mann bereits am Boden lag. Das 52-jährige Opfer dürfte noch einige Zeit gelebt haben - bis es letztlich den schweren Kopfverletzungen und massiven Schädelbrüchen erlag. "Es liegt zweifelsfrei ein Tötungsvorsatz vor", so die Staatsanwältin.

Angeklagter hielt sich noch Stunden neben Sterbendem auf

Der Angeklagte hielt sich nach der Tat noch drei bis vier Stunden in der Wohnung auf. Er durchsuchte sie nach Wertsachen und nahm schließlich rund 2.000 Euro Münzgeld und mehrere Handys mit. Darum wird ihm auch schwerer Raub angelastet. Die kolportierten 100.000 Euro fand er übrigens nicht. Nach dem Verlassen des Hauses ließ sich der wegen eines Urkundendelikts vorbestrafte Mann von seiner Freundin abholen und sagte ihr, es sei "nicht so gut gelaufen". Der Bewohner sei doch daheim gewesen und er habe ihm aus Reflex "auf den Kopf" gehauen. Der Mann sei nun tot.

Nachdem der Möbelpacker anders als seinem üblichen Tagesablauf entsprechend am folgenden Tag nicht gesehen wurde, schlugen Angehörige Alarm. Polizei und Feuerwehr öffneten dann am Abend die Wohnung und stießen auf die blutüberströmte Leiche. Trotz intensiver Ermittlungsarbeit fehlte von einem Verdächtigen mehr als eineinhalb Jahre lang jede Spur.

Erst im Jänner 2025 wurde der Mann festgenommen. Er hatte nach einem weiteren Einbruch eine DNA-Probe abgegeben, die in der Datenbank einen Treffer zum Mordfall ergab. Der Verdächtige bestritt die Tat zunächst und behauptete, nie in der Wohnung des 52-Jährigen gewesen zu sein. Allerdings packte kurz darauf seine nunmehrige Ex-Freundin aus: Sie ging zur Polizei und sagte, ihr Ex-Freund habe ihr die Tat gestanden.

"Ich war völlig überfordert mit der Situation"

"Es tut mir schrecklich leid, was da passiert ist. Ich bin selbst entsetzt, dass ich so etwas gemacht habe", sagte der Angeklagte vor Gericht. "Ich war überrascht, dass wer zu Hause ist. Er ist auf mich zugekommen, da habe ich zugeschlagen. Es war so schnell vorbei. Er ist am Boden gelegen, hat geblutet." Worte mit dem Opfer seien nicht gefallen. "Ich war völlig überfordert mit der Situation." Zugeschlagen habe er mit jenem Haken aus Metall, mit dem er zuvor in die Wohnung gekommen war.

"Seit damals hat sich mein Leben verändert", sagte er. Er habe die Tat verdrängen wollen und viel Alkohol getrunken. Seine Ex-Freundin hatte zu den Ermittlern allerdings gemeint, er habe - von den ersten Tagen abgesehen - sein Leben ganz normal weitergeführt, als ob nichts gewesen sei. Ob er denn wahrgenommen habe, dass das Opfer noch längere Zeit gelebt hat, wollte die Richterin wissen. Oder ob er je daran gedacht habe, die Rettung zu verständigen? "Es war eine riesige Blutlache da und keine Reaktion von ihm. Er hat sich nicht mehr bewegt. Es tut mir leid."

Ein Urteil wird noch am Donnerstag erwartet. Dem Angeklagten drohen bis zu lebenslange Haft.

(APA)

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