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40 Jahre Gehör für die Mitmenschen

Martha H. macht seit 40 Jahren Dienst am Telefon.
Martha H. macht seit 40 Jahren Dienst am Telefon. ©Edith Hämmerle
Martha H. ist seit der ersten Stunde bei der Telefonseelsorge dabei.

Dornbirn. Die Vorarlberger Telefonseelsorge (TS) steht heuer in einem Jubiläumsjahr. Vor 40 Jahren, genau am 29. November 1981, bot der soziale Verein den Menschen Hilfe an, damals noch unter einer kostenpflichtigen Festnetznummer. Heute erreicht man die TS unter 142 rund um die Uhr kostenlos. Darüber kann Martha H. (der Name wurde von der Redaktion geändert) einiges erzählen. Martha H. ist ihr Deckname. Denn bei der Telefonseelsorge wurde von Anfang an Wert auf Anonymität gelegt. Beidseitig. Bei den Mitarbeitern wie bei den Anrufern. Martha H. war von der ersten Stunde an dabei – und ist bis heute geblieben.
„Warum ich so lange geblieben bin? Das kann ich spontan gar nicht beantworten.“ Dabei lacht sie, denn ebenso spontan fällt ihr ein: „Es war die Vielfalt der Menschen, der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ich in dieser langen Zeit kennengelernt habe. Und nicht zuletzt die vielen Anruferinnen und Anrufer, von denen ich einiges für mein Leben lernen konnte. Sie habe ihren Dienst als gegenseitiges Geben und Nehmen empfunden. Vor allem ist es Zeit, die man schenkt. Wenn einmal eine Stunde lang kein Anruf hereinkommt, ist man trotzdem da. Auch dabei verschenkt man Zeit, denn zu Hause hätte es ja eine Menge im Haushalt und mit Kindern zu tun gegeben, erklärt die langjährige Mitarbeiterin und merkt noch an: Ich habe es bis heute immer gern getan.

Man lernt laufend dazu

Die Anfänge waren sehr bescheiden, alles fängt bekanntlich klein an, erinnert sie sich zurück. Sie war 38 Jahre alt, als sie mit der Ausbildung begann, zusammen mit rund 20 weiteren Ehrenamtlichen. Heute sind es aktuell 86 Personen, die im Einsatz sind, und sie sei inzwischen 78 Jahre alt. Könnte es sein, dass Sie durch den Dienst bei der TS so agil geblieben sind? „Vielleicht,“ gibt sie mit einem Lächeln zur Antwort. „Sicher war es auch die Möglichkeit zur Fortbildung, die wir laufend geboten bekamen und immer noch bekommen“, begründet sie ihr aktives Durchhaltevermögen mit einem Argument. Dadurch entwickelt man sich weiter und lernt laufend dazu. Es kommen immer neue Menschen und vergrößern das Team, es ist immer spannend, Dienst zu machen. Auch das Alter habe seine Vorteile, meint sie, es fließt die eigene Lebenserfahrung ins Gespräch, die mit den Anrufern geteilt werden kann.

Teamwork

Beim ersten Dienst war sie zwar sehr nervös, gesteht sie ein. Auf einmal kommt auch Routine dazu. Man kann vieles weitergeben an die, die wieder neu dazukommen. Es ist auch ein gegenseitiges Lernen. Und als dann mit den Jahren der Dienst rund um die Uhr angeboten wurde, war es mit dem Nachtdienst noch einmal eine Herausforderung. Ihr erster Chef war Peter Kopf. In seine Nachfolge trat Barbara Bohle, und seit 21 Jahren ist es Sepp Gröfler, der die Geschicke mit Unterstützung von Barbara Moser-Natter leitet. „Mit dem Führungsteam fühlt man sich irgendwie behütet“, sagt Martha H., „man kann jederzeit um Rat fragen. Es wird einem genauso viel Zeit und Gehör geschenkt, wie es gerade notwendig ist, kurz gesagt: Der Mensch wird hier wertgeschätzt. Das motiviert für weitere Dienste. Vielleicht können wir deshalb das Geschenk der Wertschätzung an die Anruferinnen und Anrufer gut weitergeben.“ EH

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