AA

4 Fragen der Katholischen Kirche an die Politik

Die Gesellschaftspolitische Plattform der Katholischen Kirche Vorarlberg wendet sich eine Woche nach der Regierungserklärung in einem offenen Brief an die Landespolitik.

Feldkirch (pdf) Eine Woche nach der erfolgten Regierungserklärung formulierten die Vertreterinnen und Vertreter der Gesellschaftspolitischen Plattform der Katholischen Kirche Vorarlberg in Form eines „Offenen Briefes an die Politik“ am Beginn der Legislaturperiode vier Fragen, die „in den kommenden Jahren unser Land nachhaltig beschäftigen werden“, so die Einleitung des vier Seiten umfassenden Textes. Die formulierten vier Bereiche werden, so die Verfasser, neben vielen anderen, wichtigen politischen Themen als besondere Herausforderung gesehen.

„Ist es nicht an der Zeit, durch die Einführung einer existenzsichernden Mindestsicherung und einen erhöhten Mindestlohn jedem Menschen eine angemessene materielle Existenzsicherheit zu gewährleisten?“, lautet die erste der gestellten Fragen. Im Umfeld wachsender Arbeitslosigkeit sehen die VertreterInnen der Plattform eine reale Armutsbedrohung für viele Menschen in unserem Land. „Gerade in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit“, so der Wortlaut, „ist der Erhalt des sozialen Friedens nur auf der Basis solidarischer Grundwerte möglich“.

„Braucht es nicht ein klareres Bekenntnis zu Vorarlberg als Heimat für alle hier lebenden Menschen, verbunden mit dem Willen, die damit einhergehenden Herausforderungen unter aktiver Beteiligung aller Betroffenen zu bewältigen?“, schließt die zweite Frage an. Integration, heißt es, nehme alle Beteiligten in die Pflicht. „Probleme gilt es zu sehen und zu benennen“, so wörtlich, „aber eben so, dass dadurch nicht der Wille und die Kraft zerstört werden, miteinander zu leben und die Herausforderungen zu bewältigen“. Gute Erfahrungen, so der Text, würden durch populistische Antworten und Forderungen verschüttet. „Ein Klima des Respekts vor allen Menschen muss immer wieder neu hervorgebracht und gestützt werden“.

Die dritte Frage widmet sich den globalen Herausforderungen: „Tun wir genug um zu verhindern, dass weltweit alle fünf Sekunden ein Kind an Hunger und unzureichenden Lebensbedingungen stirbt?“ So heißt es, im heutigen „global village“ seien alle Menschen einander Nachbarn geworden. Die Gesellschaftspolitische Plattform weist darauf hin, dass „weltweit mehr als eine Milliarde Menschen hungern“, ebenso dass „alle fünf Sekunden ein Kind stirbt“. Dabei handle es sich um „ein Unrecht, das für jedes zivilisierte Land ein Stachel“ sein müsse. Anhand vieler weltweiter Entwicklungen könne man nicht zur „innenpolitischen Tagesordnung übergehen“.

Unser Umgang mit der Vergangenheit wird in der vierten und letzten Frage beleuchtet: „Braucht es nicht zur Bewältigung gegenwärtiger Probleme eine breiter angelegte Aufarbeitung unserer jüngeren Geschichte?“ Es brauche für die anstehenden Herausforderungen eine politische Kultur, „die Menschen ermutigt, die Gesellschaft mit- und füreinander und nicht gegeneinander oder auf Kosten anderer zu gestalten“. Leider sei es immer noch „oder gerade wieder möglich, die alten Vorurteile zu bedienen“. (In diesem Zusammenhang sei auf das in dieser Woche laufende Programm der „Carl-Lampert-erinnern“-Gedenkwoche hingewiesen – www.provikar-lampert.at. Anm.)

Die Form eines offenen Briefes sei gewählt worden, so die Unterzeichner, „weil uns an einem öffentlichen Diskurs zu diesen Fragen gelegen ist und weil wir in diesem Diskurs bestimmte inhaltliche Perspektiven stärken wollen“.

Unterzeichnet wurde der Brief der Gesellschaftspolitischen Plattform von: Walter Schmolly (Pastoralamtsleiter), Peter Klinger (Caritasdirektor), Josef Kittinger (Leiter Bildungshaus St. Arbogast), Christian Kopf (Leiter Bildungshaus Batschuns), Karoline Artner (Werk der Frohbotschaft Batschuns), Herbert Nussbaumer (Katholische Männerbewegung), Michael Willam (Leiter des EthikCenters).

Den gesamten Wortlaut des „Offenen Briefes an die Politik“, versandt an den Landeshauptmann, den Landesstatthalter, die Mitglieder der Landesregierung, das Landtagspräsidium sowie an alle Abgeordneten des Landtages lesen Sie unter www.kath-kirche-vorarlberg.at sowie in der Ausgabe des Vorarlberger KirchenBlattes der Kalenderwoche 46.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • MeineGemeinde UGC
  • 4 Fragen der Katholischen Kirche an die Politik