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"20 Jahre lang Attacke"

Hanno Pinter im Sonntags-Talk des Wann & Wo.
Hanno Pinter im Sonntags-Talk des Wann & Wo. ©Sams
Der frisch gebackene Rock’n’Roll-Daddy ­Hanno Pinter über Corona, Ruhe im Lockdown, Karriere­höhepunkte mit den "Monroes" und den gefeierten Film "Hinterland".

WANN & WO: Hanno, zu allererst Gratulation zu deinem Sohnemann Nino. Wie groß ist das Papaglück und wirst du von ihm schon ordentlich ­gefordert?

Hanno Pinter: Danke! Es ist unbeschreiblich und wahnsinnig schön. Am 6. August war die Weltpremiere unseres Films „Hinterland“ in Locarno, am 18. August kam Nino zur Welt und am 19. hatte ich Geburtstag. Das kam alles ziemlich geballt – eine bewegte Zeit (lacht). Noch fordert mich der Kleine aber noch gar nicht so, auch wenn er uns nicht so schlafen lässt, wie wir es gerne hätten. Die Mama macht da derzeit noch mehr als ich.

WANN & WO: Stichwort „bewegte Zeit“: Das trifft seit anderthalb ­Jahren auf die gesamte Welt zu. Bist du bislang gesund durch die Pandemie gekommen?

Hanno Pinter: Ja, wir blieben verschont. Aber wir hatten im Umfeld ein paar ganz schwere Fälle, es sind auch drei Menschen gestorben, die ich gekannt habe. Wir haben das Ganze nie auf die leichte Schulter genommen, waren auch immer sehr diszipliniert. Es ist eine schwierige Zeit: Die Leute werden immer aggressiver und intoleranter, ich kenne auch einige Coronaleugner. Da denke ich mir einfach: Leute, lasst mich in Ruhe! Man muss mich auch nicht als „Impfarsch“ oder sonst was beschimpfen. Ich bin froh, dass man sich schützen kann. Meine Eltern sind über 80. Ich möchte zu ihnen gehen und es genießen können, ohne mir Sorgen zu machen, sie anzustecken.

WANN & WO: Die Musikbranche wurde hart getroffen. Für Vollblutmusiker wie dich ein schweres Los. Welche Auswirkungen hatte das Ganze auf die „Monroes“?

Hanno Pinter: Wir hatten in den letzten 18 Monaten nur vier Auftritte. Wir hatten das Glück, dass wir neben der Band alle geregelten Jobs nachgehen. Wir haben über Skype gejammt und Songs geschrieben. Dabei entstand ein neues Album, mit dem wir im Herbst ins Studio gehen und das im Winter erscheinen soll – wenn alles gut läuft. Ich traue dem Ganzen noch nicht so wirklich. Und solange wir nun können, spielen wir soviel wie möglich. Alleine diesen Monat hatten wir schon zehn Gigs, standen jedes Wochenende auf der Bühne. Dementsprechend bin ich auch noch ein bisschen heiser.

WANN & WO: Wie war die Stimmung, als es hieß, man darf nicht mehr ­spielen?

Hanno Pinter: Im ersten Moment war es ein Schock, weil es wahnsinnig schnell gegangen ist. Wir hatten zu jener Zeit die letzten Dreharbeiten zu „Hinterland“ in Luxemburg, als es hieß: Hoppla, es könnte zugesperrt werden. Das war am Donnerstag. Und am Sonntag war es soweit. Ich muss aber ehrlich sagen: Der Lockdown hat mir sehr gut getan. Ich war 20 Jahre lang nur auf Attacke unterwegs. Ich habe dann viel Sport gemacht, wir waren spazieren, konnten zuhause einiges machen. Und ich habe mir Werkzeug gekauft, von dem ich beim meisten nicht mal weiß, was man damit macht. Aber es sieht einfach saugut aus, wenn es in der Werkstatt hängt. (lacht)

WANN & WO: Weg von Corona, hin zu deiner Karriere mit den ­„Monroes“: An welches Highlight denkst du am liebsten zurück?

Hanno Pinter: Das Konzert 2016 im Münchner Olympiastadion vor 75.000 Menschen als Vorband von Andreas Gabalier. Das war unglaublich, völlig abstrakt. Kurz vor dem Auftritt musste ich aus dem Backstagebereich und als ich zurückkam, stand ein Security vor der Tür und ließ mich nicht mehr hinein. Ich hätte den falschen Pass. Wenige Minuten vor dem Gig klärte sich die Sache dann glücklicherweise. Ich habe mir noch schnell die Krawatte umgehängt und bin auf die Bühne. Ein kurzes  „Hoi mitanand“ – und los ging’s.

WANN & WO: Du bist mit Andreas Gabalier befreundet. Wie hast du ihn als Menschen kennengelernt?

Hanno Pinter: Andi und ich sind in vielen Dinge auf der selben Wellenlänge und ich habe ihn als unglaublich lässigen und bescheidenen Menschen kennengelernt, der trotz seines Wahnsinnserfolgs auf dem Boden geblieben ist. Wir telefonieren auch „allpott“ miteinander. Er hat eine Ausstrahlung, die man nicht kaufen kann. Er polarisiert aber auch. Die einen lieben ihn, die anderen können ihn nicht leiden.

WANN & WO: Du hast bereits den Film „Hinterland“ erwähnt. In ­Locarno gewann der Streifen den Publikumspreis. Wie hast du das Ganze erlebt?

Hanno Pinter: Wir waren zwei Tage dort, es war unglaublich. Vor dem Film waren alle extrem nervös. Nach der Vorführung gab es extrem langen Applaus. Am nächsten Tag kamen die ersten Kritiken und umso mehr es wurden, desto euphorischer waren sie. Speziell die Amerikaner. „Variety“ und „Hollywood Reporter“ haben den Film gefeiert. Dann kam auch irgendwann der Anruf: He, schau mal auf Instagram, „Hinterland“ hat den Publikumspreis gewonnen – der wichtigste von allen. Ich habe fast geweint, dachte mir nur, F**k, ok, Wow. Das kann uns niemand mehr nehmen.

WANN & WO: Das Drehbuch wurde von dir und Robert Buschwenter verfasst, Regie führt Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky. Wie war die Arbeit mit „Ruzo“?

Hanno Pinter: Er ist nur dagesessen, ich will das, ich will jenes. Der volle General am Set. Aber extrem respektvoll. Immer wieder hat er gefragt: Hanno, gefällt dir das? Und ich: Ja logisch, warum fragst du? Und er antwortete, er habe schon Drehbuchautoren erlebt, die vor ihm wie Rumpelstilzchen herumgesprungen sind, alles auseinandergenommen haben, das habe ich mir nicht so vorgestellt, etc. Aber es hat alles gestimmt – auch der großartige Cast mit Murathan Muslu, Matthias Schweighöfer oder auch Max von der Groeben. Einfach richtig dicke. Ich hoffe, dass viele Menschen den Film im Kino sehen, denn er zeigt, dass gute Streifen auch aus Österreich kommen können.

Kurz gefragt

Werdet ihr auf „Monroes“-Gigs noch von Groupies belagert? Nein. Sehr viele Fans sind mit der Band mitgewachsen und zu Freunden geworden. Die Zeiten sind vorbei – und waren auch eigentlich gar nie wirklich da – und das ist gut so.

Du bist ja eigentlich Sänger, spielst aber auch gern Gitarre. Welche Klampfe hättest du gern? Meine Lieblingsgitarren sind meine Hummingbird und meine Gibson ES 175. Meine Traumgitarre wäre die Gibson Super 400, aber die kostet mehr als mein Auto (lacht). Da muss man auch die Hälfte anzahlen, damit sie überhaupt gebaut wird.

Hast du noch Kontakt zu deinen Mitstreitern deiner ersten Band „Woodstock“? Natürlich. Wir haben vor zwei Jahren einen Stammtisch eingerichtet und treffen uns einmal monatlich. Wir quatschen dann über Aktuelles und alte Zeiten und lachen Tränen. Ich wünsche allen Jungen, dass sie eine Zeit haben, wie wir sie erleben durften. Ganz nach dem Motto: „Scheiß’ di nix, was kostet die Welt?“

Bei den Monroes sind 50er und 60er angesagt: Was läuft bei dir privat? Wir waren am Wochenende in Kärnten am Faaker See, da hörten wir von Iron Maiden über Klassik bis zu Wilson Pickett und Costa Cordalis alles. Ich bin als DJ nicht unbedingt beliebt – vor allem im Auto. (lacht) Da läuft dann alles von Michael Holm bis AC/DC. Bin ich alleine, höre ich viel Klassik. Ich liebe auch die Filmmusik von Ennio Morricone („Spiel mir das Lied vom Tod“) – was er geschaffen hat, ist unpackbar.

Zur Person: Hanno Pinter

  • Alter und Wohnort: geboren 1970, Dornbirn
  • Familienstand: in Partnerschaft, zwei Kinder
  • Beruf/Karriere: Jugendkoordinator in Mauren (Liechtenstein), davor Leiter der Jugendarbeit in Lustenau; Sänger bei „Woodstock“, heute „The Monroes“, Drehbuchautor „Hinterland“

(WANN & WO)

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