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1913: Lochau vor 100 Jahren – ein Rückblick

Brauerei Reiner, Lochau
Brauerei Reiner, Lochau ©Rupp
·        Anfang Jänner 1913 eröffnet der Konsumverein Lochau in Hörbranz, Lindauer Straße 41 (abgebrochen 1987) eine Filiale. Der Stall wird zu einem Ladenlokal und die Tenne zu einem Warenlager umgebaut. Der Schuppen dient als Erdäpfel- und Kartoffellager.

Ober der Ladentür steht anfangs auf dem Firmenschild „Cunsum“. Der Maler scheint von der Konsum-Idee nichts zu wissen oder er ist ein schwacher Rechtschreiber. Die erste Ladnerin und Filialleiterin ist Katharina Bentele von Leonhards, genannt „Konsum Kathri“.

 

·        Lochau zählt rund 1.700 Einwohner.

 

·        Dr. Lipburger, (der später während des 1.Weltkriegs im Schloß Hofen die Verwundeten operiert) berichtet von einer unangenehmen Zollrevision im Hafenzollamt Lindau. Lipburger führt zwei Flaschen Wein mit sich, die er „ausdrücklich als notwendigen Mundvorrat bezeichnet“, wird jedoch unfreundlich behandelt und zur Verzollung genötigt. (April 1913)

 

·        Die 1706 erbaute Franz-Xaver-Kapelle im Ortszentrum wird großteils abgetragen. Seit der Erbauung der Pfarrkirche (1843/44) war die alte Kapelle schon recht baufällig geworden.

 

·        Am Altreuteweg zum Pfänder steht vor einer Brücke -kurz nachdem der Weg in den Wald führt – eine kleine vergitterte Kapelle mit einer Marienstatue. Diese wird im Februar 1913 mutwillig von einem Unbekannten zerstört. Mit einem Stecken stößt dieser durch das Gitter und zertrümmert die Statue.

 

·        Im März 1913 suchen Diebe die Pfarrkirche heim. Sie brechen einen Schrank neben dem Taufstein auf und entwenden eine silberne Taufschale und zwei vergoldeten Ölgefäße. Auch drei Bücher stoßen auf das Interesse der Diebe.

 

·        Der „Feßlerwald“ in Hohenweiler gelangt aus der Konkursmasse des Kaiser-Strand-Hotels (Lochau) um 221.000 Kronen in den Besitz der Hospitalverwaltung Lindau. Der Gemeinde Hohenweiler werden von der Verwaltung freiwillig 1000 Kronen für den Entgang der Armenprozente übermittelt. Der jährliche Pachtschilling den Direktor Hansjakob für das Strandhotel zu entrichten hat, beträgt 22.500 Kronen. Dem Direktor wird auch ein zeitlich befristetes Kaufrecht um 600.000 Kronen zugestanden. (April 1913)

 

·        Am 8. Mai gerät Anton Simion aus Hard vor dem Gasthaus Schanz in Lochau mit seinem Fahrrad unter das Fuhrwerk des Karl Rupp, Ökonom und Fuhrwerksbesitzer aus Unterhochsteg in Hörbranz. Simion wird dabei tödlich verletzt. Karl Rupp wird Anfang August vor dem k.k. Kreisgericht Feldkirch von der Anklage der fahrlässigen Tötung freigesprochen, da angenommen wird, dass der Radfahrer den Unfall selbst verschuldet hat.

 

·        Am Pfingstsonntag 1913 fahren von Bregenz und Lochau 3885 (!) Fahrgäste per Schiff nach Lindau.

 

·        Anfang Juni statten „Se. Exzellenz der Herr Korpskommandant Dankl in Begleitung des Herrn Generalmajors Mayer, Generalstabsobersten Pichler und Obersten Fischer“ dem Strandhotel einen Besuch ab. Korpskommandant Dankl spricht sich „sehr befriedigt über die moderne Anlage des Hotels und die herrliche Gegend aus.“

 

·         Anfang Juli steigt Graf Geza von Hegeny, der Kammerherr von Kaiser Franz Josef, für einen längeren Aufenthalt im Strandhotel ab.

 

·        Karl Rapp, Gärtner und Verwalter der Villa Jäger in Lochau, stirbt am 5. Juli 1913 im Alter von 58 Jahren an einem Herzschlag.

 

·        Am 1. Juli 1913 wird der Automobilgesellschaft Bregenz-Wangen die Postbeförderung auf der Strecke Bregenz – Hohenweiler übertragen.

 

·        Im Sommer wird die Reichsstraße von Bregenz zum Strandhotel in Lochau täglich mehrmals bespritzt, um der Staubplage Herr zu werden.

 

·        Die deutsche Kronprinzessin Cäcilie besucht in Begleitung einer Hofdame „mittels Auto“ von ihrer Sommervilla „Maund“ in Hopfreben aus die ebenfalls adelige Familie James Fairholme in Lochau(-Süd). (13. Oktober 1913)

 

·        Am 4. November 1913 wird das Strandhotel geschlossen, da sich das Offenhalten während der Wintersaison nicht lohnt. „Man hofft, dass der rührige Pächter Herr Hansjakob in der nächsten Saison das Hotel dauernd übernehmen wird.“

 

·        Frau Marie Reiner, geb. Bernhard, Gattin des Brauereibesitzers Carl Reiner, stirbt am 4. November 1913 nach schwerer Krankheit im jungen Alter von 32 Jahren. Sie hinterlässt einen tieftrauernden Mann und sieben (!) Kinder, das jüngste gerade drei Wochen alt. Lochau erlebt eine „Riesenbeerdigung“; dem Leichenkondukt folgt eine schier endlose Menschenmenge. Sogar der Bus der Linie Bregenz-Wangen legt von Bregenz nach Lochau eine Sonderfahrt zur Beerdigung ein.

 

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