Die Pegel der Flüsse in Süd- und Mittelböhmen sind in der Nacht auf Donnerstag zwar weiter gesunken.
Äußerst kritisch war die Situation jedoch in der Stadt Melnik nördlich von Prag, wo die Moldau in die Elbe einmündet. In der Umgebung von Melnik versanken 18 Häuser unter dem Druck des Wassers.
In Melnik und Umgebung wurden Einwohner in Sicherheit gebracht. Völlig unter Wasser stand die Chemie-Fabrik „Spolana“ in Neratovice, wo es zu einer Explosion kam, die allerdings keine größeren Schäden verursachte. In der nordböhmischen Stadt Aussig (Usti nad Labem) und der umliegenden Region bereiteten sich die Einwohner auf die größte Flut aller Zeiten in diesem Gebiet vor. In Aussig und Tetschen (Decin) überschritt der Wasserpegel die Grenze von zehn Metern. Am Vormittag rissen die Fluten fünf Lastschiffe auf der Elbe vom Pier los. Für den morgigen Freitag werden 12,5 Meter – absoluter Rekord – erwartet. In Aussig wurden 3.000 Leute evakuiert, weitere 3.000 zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert.
In Prag ist der Pegel der Moldau langsam gesunken, viele Straßen sind jedoch nach wie vor überschwemmt. Die betroffenen Stadtviertel mussten ohne Strom auskommen, es kam zu großen Verkehrsbehinderungen. Die evakuierten Menschen dürfen erst in einigen Tagen oder sogar Wochen in ihre Häuser zurückkehren. Aus Kellern der Gebäude im historischen Stadtzentrum pumpten Feuerwehrleute ununterbrochen Wasser ab.
Im südmährischen Znaim (Znojmo) ging der Pegel in der Thaya zurück, die Flutwelle bewegte sich in Richtung Osten. In einigen Orten brachen Deiche. In Hevlin (Grenzübergang Laa an der Thaya) drohte die Überschwemmung eines Großteils der Stadt. Auch hier wurden Evakuierungen vorgenommen.
Insgesamt hatten seit Wochenbeginn landesweit mehr als 200.000 Tschechen ihre Wohnungen verlassen müssen. Wirtschaftsexperten befürchten, dass die Flut furchtbare Folgen für die Wirtschaft mit sich bringen wird. Viele Kleinunternehmer stünden vor dem Aus, eine Steigerung der Arbeitslosenquote sei fast zwangsläufig, hieß es. Auch ein Einbruch der Tourismusbranche sei nicht ausgeschlossen, da die Überschwemmungen Besucher-Hochburgen getroffen hätten.
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