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1500 Gipfelerlebnisse auf dem Staufen

Im hohen Alter von 90 Jahren erinnert sich Hubert Spiegel gerne an die vielen Gipfelerlebnisse am Staufen.
Im hohen Alter von 90 Jahren erinnert sich Hubert Spiegel gerne an die vielen Gipfelerlebnisse am Staufen. ©Edith Hämmerle
Menschen aus der Heimat: Im hohen Alter blickt Hubert Spiegel auf ein aktives Leben zurück.
Hubert Spiegel

Dornbirn. Was der heute 90jährige Dornbirner unter einem aktiven Leben versteht, ist unter anderem die 1500ste Besteigung der Staufenspitze. Er war Anfang 30, erinnert er sich weit zurück, als er damit begann, jeden Sonntag zusammen mit einem gleichgesinnten Kollegen die Staufenspitze zu erklimmen. Er wollte fit bleiben. So wählte er den Fitnessberg direkt vor seiner Haustüre. Dabei scheute er kein Wetter, ob Wind, ob Regen, am Sonntag ging es in aller Herrgottsfrühe, um 5.30 Uhr, Richtung Bergspitze. Um 9 Uhr war er bereits wieder im Tal. Warum er so früh ging? „Ganz einfach“, schmunzelt er zufrieden, „mein Kollege und ich wollten den Rest des Sonntags mit der Familie verbringen.“

Ein letztes Mal . . .

An seinem 80sten Geburtstag ging Hubert Spiegel ein letztes Mal hinauf. „Man soll im Alter keine zu großen Sprünge mehr machen“, dachte er sich. Er nahm die Route nicht wie sonst über den Karren, sondern wählte den leichteren Weg über Schuttannen. Ein letztes Mal genoss er das Gipfelerlebnis. Sein Blick schweifte noch einmal hinunter auf Dornbirn, über das Rheintal bis zum Bodensee. „Jetz‘ kumm i nümma“, erinnert er sich an seine Abschiedsworte am Gipfel und an ein wehmütiges Gefühl, als er das Kreuz berührte. Dieses Kreuz hatte für ihn eine besondere Bedeutung. „Wir waren zu dritt“, erzählt er aus früheren Tagen, als er, sein Bergkollege und ein weiterer „Gehilfe“ das Gipfelkreuz von Schuttannen auf die Staufenspitze getragen haben. Mit Stolz blickt er heute, mit 90, zurück auf dieses nicht alltägliche Bergerlebnis mit dem großen Kreuz „unter dem Arm“.

Arbeit ist Leben

„Fescht g’schaffat hon i s’Leobo lang“, erwähnt er seine Aktivität rund ums Haus, im Garten und auf dem Acker. Doch die meiste Zeit verbrachte er im Wald. Das wurde ihm deutlich, als seine Frau, die leider schon vor zehn Jahren verstorben sei, ihn einmal rügte: „Du bist bald öfter im Wald als zu Hause.“ „Unsere Familie verfügte über eigene Waldparzellen“, begründet Spiegel die zusätzliche Arbeit, die getan werden musste. Ein Teil seiner Freizeit gehörte aber der „Hatler Musig“, die er 50 Jahre als Klarinettist verstärkte.
Geistig fühlt er sich frisch, nur mit dem Gehen ist es nicht mehr so wie es einmal war. Trotzdem sieht man den 90Jährigen täglich bei einem Spaziergang. „Es sind exakt 800 Schritte“, er hat sie gezählt. Der Senior geht zweimal von seinem Haus bis zur Haldengasse und wieder zurück. Auch wenn er auf Krücken angewiesen ist, freut er sich auf die Bewegung an der frischen Luft. Doch manchmal überkomme ihn ein Schwindelgefühl, das auch schon den einen oder anderen Sturz verursachte. Davon lasse er sich aber nicht einschränken, erzählt er lachend, schließlich habe er eine Rufhilfe zum Roten Kreuz, die ihm eine gewisse Sicherheit gebe. Von dort wird der Anruf zu einem seiner Söhne weitergeleitet.
„I bio z’frieda mit minom Leobo“, drückt er seine Dankbarkeit aus. Er liest täglich die VN und löst gerne Kreuzworträtsel. Das hält ihn geistig fit. Außerdem schätzt er die Hilfe aus der Nachbarschaft, von seiner Schwiegertochter, die nebenan wohnt, und von seinem Enkel, der im oberen Stock seines Hauses lebt. Und noch etwas macht in sehr zufrieden: „I hio als scho v’rtoalt“. Damit meint er das Erbe, das er an seine beiden Söhne gerecht und zu deren Zufriedenheit aufgeteilt hat. So blickt er gelassen auf seine Lebenszeit, die ihm noch bleibt, und macht das Beste aus jedem Tag. EH

Zur Person
Hubert Spiegel
geb.: 30. 7. 1930
Wohnort: Dornbirn
Familie: verwitwet, 2 Söhne, 4 Enkel
Hobbys: Bergwandern, Hatler Musig, Garten und Wald, Kreuzworträtsel lösen
Lebensmotto: „z’frieda si“

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