Offiziell wurde die Evangelische Kirche in Österreich 1861 mit dem Protestantenpatent zugelassen.
Feldkirch. Feldkirch war bereits im frühen 16. Jahrhundert eine humanistische Hochburg und so eine Stadt des Protestantismus und der Reformation. Vier Vorarlberger Theologen zählten um 1520 zu den engen Mitarbeitern von Martin Luther und standen auf den Bannandrohungsbulle. In Feldkirch wurde bereits 1523 lutherisch gepredigt und ein erheblicher Teil der Bürgerschaft bekannte sich zur Reformation. Sie forderten denn auch die Besetzung der Pfarrerstellen durch die Gemeinden, verlangten, dass das Evangelium “klar und luter” gepredigt, alle Opfer, Zeremonien, Jahrtage, Seelenmessen, usw. abgeschafft werden sollten.
Restriktionen
Weil aber die Restriktionen der Obrigkeit und der katholischen Kirche immer größer wurden, verließen immer mehr Protestanten ihre Heimat und wurden auswärts große Reformatoren. Der Historiker Karl Heinz Burmeister stellte dazu in einem Vortrag fest: “Das Scheitern der Reformation im Lande bedeutete nicht nur das Ende des Humanismus und der geistigen Freiheit, sondern auch einen kulturellen Niedergang schlechthin. Für Jahrhunderte erschöpfte sich das geistige Leben in Vorarlberg in der Enge eines weitgehend geistlich-monastischen Kulturmonopols.”
Douglass
Mit der Industrialisierung Vorarlbergs, die bereits in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts einsetzte, veränderten sich schließlich auch hier die Verhältnisse. Träger der wirtschaftlichen Entwicklung waren nicht zuletzt aus dem Ausland zugewanderte evangelische Unternehmer wie Melchior Jenny aus dem Schweizer Kanton Glarus, der um 1825 in Hard eine Textilfärberei und -druckerei sowie zehn Jahre später in Kennelbach eine Spinnerei einrichtete oder der schottische Adelige John Douglass, der sich in Thüringen niederließ. Facharbeiter kamen ins Land die allesamt evangelisch waren. Sehr bald schon erhielt “Evangelisch-Sein” eine politische Dimension, es stand für Fortschritt, wirtschaftliche Prosperität, für Aufklärung und Freisinn; es war in gewissem Sinn elitär, da seine Exponenten zur absoluten Spitzengruppe der Vorarlberger Gesellschaft zählten.
1864 in Feldkirch
1861 – die neoabsolutististische Ära war eben zu Ende gegangen – schufen das Prostantenpatent sowie das Februarpatent eine neue Situation. Ersteres brachte den Evangelischen der Augsburger und Helvetischen Konfession die Gleichstellung mit den Katholiken, usw. Nach der Gründung der Evangelischen Gemeinde Bregenz folgte bald schon Feldkirch, wo zunächst evangelische Gottesdienste im Hinterzimmer des Gasthauses “Zum Ochsen” gehalten wurden. Bereits 1864 wurde die kleine Kirche an der Wichnergasse gebaut. Gut ein Jahrzehnt später erhielt Feldkirch den Status einer Filialgemeinde innerhalb des Bregenzer Pfarrsprengels. In den 1880-er Jahren wurde schließlich auch in Bludenz im Schützenhaus Gottesdienst und Religionsunterricht gehalten.
2,6 Prozent Evangelische
Die Zahl der evangelischen Christen stagniert in Vorarlberg seit mehreren Jahrzehnten bei knapp 8000, also etwa 2,2 Prozent der Gesamtbevölkerung – gegenüber 78 Prozent Katholiken, 8,4 Prozent Muslimen und immerhin noch 2,6 Prozent orthodoxen Christen. Damit ist der evangelische Bevölkerungsanteil im bundesweiten Vergleich am kleinsten (gesamtösterreichisch: 4,7 Prozent). Die Evangelische Kirche Augsburger und Helvetischen Bekenntnisses hat in den 30 Gemeinden des Bezirks Feldkirch 1659 Gemeindemitglieder.
Ev. Kirche in Feldkirch
1861 Protestantenpatent
Gründung der Evangelischen Gemeinde Vorarlberg
1862 erste Gottesdienste im Gasthaus zum Ochsen
1863 Errichtung des Friedhofes in der Wichnergasse
1864 Bau der Kirche in der Wichnergasse
1874 Beerdigung des Fabrikaten John Sholto Douglass
1907 eigenständige ev. Pfarrgemeinde
1910 Bezug des neuen Pfarrhauses am Ardetzenberg
1965 Weihe der Pauluskirche an der Bergmanngasse
2011 Jubiläum 150 Jahre Protestantenpatent
Programm:
Freitag, 06. Mai 2011 um 19.30 Uhr, Vortrag: “Diakonie im Wandel, Spannungsfelder gestern und heute”, Referentin Pf. Mag. Christa Schrauf, Gallneukirchen, Pauluskirche, Feldkirch.
Montag, 09. Mai 2011 um 19.30 Uhr, Vortrag: “Fair Trade Arbeit am Beispiel Sabah, Dr. Meehyun Chung, Pauluskirche, Feldkirch.
Samstag, 14. Mai 2011 um 14.30 Uhr: Historischer Spaziergang durch Feldkirch, Referent: Dr. Gerhard Kastreuz, Treffpunkt: Friedhofkapelle, Wichnergasse 26.
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