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100. Todestag des Wiener Architekturvisionärs Otto Wagner

Ein bei den Wien-Touristen besonders beliebtes Fotomotiv - Architekt: Otto Wagner.
Ein bei den Wien-Touristen besonders beliebtes Fotomotiv - Architekt: Otto Wagner. ©APA/AFP (Sujet)
Otto Wagner zählte bereits zu Lebzeiten zu den bedeutendsten Architekten des Westens. Heute zählen seine Bauten wie die Wiener Postsparkasse oder die Kirche am Steinhof als Meilensteine auf dem Weg vom Historismus zur Moderne. Am 11. April jährt sich der Todestag des Künstlers zum 100. Mal.
Otto Wagner-Ausstellung

Geboren wurde Otto Wagner am 13. Juli 1841 in eine großbürgerliche Familie in Penzing, das damals noch ein Vorort Wiens war. Trotz des frühen Todes seines Vaters – der königlich-ungarische Hofkanzlist starb bereits fünf Jahre nach der Geburt seines Sohnes – erhielt Wagner eine gute Ausbildung. Bereits mit 16 maturierte er am damaligen Wiener Polytechnikum (heute TU Wien) und studierte anschließend bei Carl Ferdinand Busse in Berlin sowie in Wien bei den beiden Ringstraßenarchitekten und Erbauern der Wiener Staatsoper, August Sicard von Sicardsburg und Eduard von der Nüll.

Der junge Otto Wagner half bei der Entwicklung der Ringstraße

Wagners Karrierebeginn fiel in eine Boomzeit des Wiener Baugeschehens. Als Mitarbeiter des Ateliers Förster – Ludwig von Förster war einer der treibenden Kräfte bei der Gestaltung der Wiener Ringstraße – war der junge talentierte Architekt ab 1862 bei der Entwicklung der Ringstraße dabei, die zum Inbegriff des Historismus wurde. Dieser Stilrichtung blieb Wagner bis in die 1880er-Jahre auch bereits als selbstständiger Architekt treu und wurde damit erfolgreich und berühmt.

Doch Wagner war ein Visionär: Im Laufe der Zeit entwickelten sich in ihm immer stärkere Widerstände gegen die traditionelle Art des Bauens. Er erkannte, dass der auf die Vergangenheit fixierte Historismus in krassem Widerspruch zur Aufbruchsstimmung der Zeit stand. “Kunst und Künstler müssen ihre Zeit repräsentieren”, verkündete Wagner in seiner Antrittsrede als Professor der Meisterschule für Baukunst an der Akademie der bildenden Künste 1894. Dieser Auffassung blieb der bereits renommierte Baukünstler für den Rest seines Lebens treu. Eingang in sein Schaffen fanden fortan die Verbindung von Zweckmäßigkeit, funktioneller Nüchternheit und Schönheit der “Art nouveau”, des Jugendstils. Durch zahlreiche Schriften etablierte sich Wagner zudem als wichtiger Theoretiker und Vordenker der Wiener Moderne.

Entstehung der Meilensteine in Wiens Baugeschichte

1899 trat der bereits 58-Jährige der von Gustav Klimt mitgegründeten Künstlervereinigung Wiener Secession bei. Es folgten einige seiner wichtigsten Bauten wie die Kirche am Steinhof, die Postsparkasse und die Stadtbahnbauten der Gürtel- und Vorortelinie. Seine radikalen Entwürfe fanden aber nicht nur Bewunderer. Für die Hüter der Tradition, allen voran Erzherzog Franz Ferdinand, waren sie reine Provokation. Aus diesem Grund blieben wohl viele seiner Projekte vor allem gegen Ende seines Lebens unausgeführt.

Wagners Liebesleben kann als bewegt beschrieben werden. Noch während seiner Studienzeit unterhielt der aufstrebende Baukünstler eine mehrjährige Beziehung zu der Bierbrauerstochter Anna Paupie, mit der er zwei uneheliche Söhne (Otto jun. und Robert) hatte. Auf Drängen seiner Mutter, zu ihr hatte Wagner eine überaus enge Bindung, trennte er sich von Paupie und heiratete die reiche Juwelierstochter Josefine Domhart. Aus der unglücklichen Ehe entstammten die beiden Töchter Susanne und Margarete. Kurz nach dem Tod der Mutter (1880) ordnete Wagner sein Privatleben neu: Er legitimierte seine beiden Söhne, trennte sich von Josefine und heiratete 1884 seine große Liebe Louise Stiffel, der er bis zu ihrem Tod 1915 auf das Innigste verbunden blieb.

Ausstellungen zum 100. Todestag des Architekten

Wagner selbst verstarb am 11. April 1918 im Alter von 76 Jahren in Wien an den Folgen eines Rotlaufs. Er wurde in der von ihm entworfenen Familiengruft am Hietzinger Friedhof beigesetzt, wo auch seine ebenfalls 1918 verstorbenen Mitstreiter auf dem Weg in die Moderne, Gustav Klimt und Koloman Moser, begraben sind.

Dementsprechend gedenken zahlreiche Museen dem visionären Architekten. Noch bis 7. Oktober ist im Wien Museum die monumentale Schau “Otto Wagner” zu sehen, während die Schau “Post Otto Wagner – Von der Postsparkasse zur Postmoderne” im MAK erst am 30. Mai eröffnet. Und im Hofmobiliendepot ist noch bis 7. Oktober die Inneneinrichtungskollektion “Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbeldesign der Wiener Moderne” zu bewundern.

(APA/Red)

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