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„Alte Musik“ mit jungem Profil...

Meister Rolf Lislevand in der Mitte des „Concerto Stella Matutina“.
Meister Rolf Lislevand in der Mitte des „Concerto Stella Matutina“. ©Edgar Schmidt

Das „Concerto Stella Matutina“ präsentierte das erste Konzert in seinem Jubiläumsjahr (5 Jahre alt) mit dem berühmten Lautenisten Rolf Lislevand.

Götzis. (sch) Das erste Abo-Konzert der neuen Saison des in wenigen Jahren schon zum Publikumsmagneten gewordenen „Concerto Stella Matutina“ stand auf der Kulturbühne AmBach unter dem lapidaren Motto „Alte Musik?“ (Das Fragezeichen war wichtig !). Nun, „Stella Matutina“ huldigt bekanntlich generell der sogenannten „Alten Musik“. Bei diesem Jubiläumskonzert sollte aber das „Alt“ in der „Alten Musik“ eben in Frage gestellt werden. Im Programmheft heißt es: „Barockmusik ist klingende Tradition, die von aufgeschlossenen Musikern und Zuhörern zur Inspirationsquelle für Neues werden kann.“ Der weltberühmte Gast im Kreise des wie immer exzellenten „Stella“-Ensembles war der norwegische Lautenist Rolf Lislevand (geb. 1961) als Solist und dezenter Orchesterleiter. Ziel des gemeinsamen Musizierens war es, den „alten“ kunstvollen Strukturen der Barockzeit ein junges bzw. jugendliches Gesicht zu geben, und das ließen sich etliche der stets innovativen „Morgensterne“ mit bekannter Affinität auch zum Jazz (Bläser!) nicht zweimal sagen. Mit dem genialen Meister Lislevand (Laute, Theorbe, Knickhalslaute, Barockgitarre) wurde vor allem der zweite Teil zur mitreißenden, frühitalienischen Barock/Jazz-Session!
Ja, nicht eine historisch exakte Interpretation früher Werke sollte demonstriert werden, sondern, wie der Bratschist Lucas Schurig-Breuß im Programm ausführt, „die Idee einer spontanen Ausführung und modernen Weiterentwicklung auf Grundlage eines vorgegeben musikalischen Schemas“. Und so regierten an diesem Konzertabend zwei Zauberworte: „Variation“ und „Improvisation“, und grandios zum Klingen gebracht von der Konzertmeisterin Silvia Schweinberger bis zu den Trompetenstars Walser-Breuß und Lampert und dem flinken Posaunisten Stefan Konzett, rechts außen.

Toccata und Co.

Die historische Toccata besteht aus einem freien Wechsel zwischen Akkordfolgen und kunstvollen Improvisationen. Vor allem die Lautenisten des 16. und 17. Jahrhunderts liebten die Toccata für ihre Instrumentalkunst; was Wunder, dass Meister Rolf Lislevand improvisatorisch in Werken von Alessandro Piccinini oder J. H. Kapsberger zusammen mit der „Stella Matutina“ brillierte. Weitere Gattungen neben der Toccata wie etwa die Passacaglia (P. Andaluz von Anonymus/Lislevand; Frescobaldi), Ciaccona (Piccinini, Falconieri) und Passamezzo, der alte italienische Tanz (Robinson), boten dem fantastisch spielenden Ensemble und Rolf Lislevand (an seiner Seite der zweite geniale Lautenist Thor-Harald Johnsen) Gelegenheit, alte historische Strukturen mit den Freiheiten des Jazz oder moderner Tanzrhythmik und Klangrede zu erfüllen. Alte und neue Musik verbanden sich am Ende jedenfalls nahtlos zu einer stürmisch bejubelten Klangapotheose.

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