Gehirnwäsche tut manchmal ganz gut

Hohenweiler. Dass immer wieder Menschen auf Sinnsuche an die Klosterpforte klopfen, hat Äbtissin Hildegard Brehm ein eigenes Angebot entwickeln lassen. Während die Kirche allerorten nach Wegen sucht, ihre Reihen geschlossen zu halten, bringt die Mathematikerin und Theologin Menschen das Beten bei.
Die katholische Kirche steckt in ihrer größten Krise, und Sie wollen die Menschen das Beten lehren. Ob das wohl klappt?
Äbtissin Hildegard: Wir sind vier Schwestern, die gemeinsam den Kurs Beten Gott spüren entwickelt haben. Der Kurs dauert neun Monate. Wir haben uns einfach gefragt, was man tun kann, um Menschen wieder näher zu Gott zu bringen. So viele sind auf der Suche. Nun werden wir nicht predigen gehen, das ist nicht unser Charisma. Aber wir können zeigen, was wir tagtäglich tun.
Welche Voraussetzungen muss ein Teilnehmer mitbringen?
Äbtissin Hildegard: Gar keine. Sie oder er sollte so ungefähr zwischen 20 und 45 Jahre alt sein und sich einmal im Monat einen Nachmittag Zeit nehmen. An diesen Nachmittagen erarbeiten wir Inhalte gemeinsam. Fünf Anmeldungen haben wir schon.
Und was soll unterm Strich dabei herauskommen?
Äbtissin Hildegard: Dass jeder seine persönliche Erfahrung mit Gott gemacht hat. Die wird bei jedem völlig anders ausschauen.
Die neun Monate verlaufen ergebnisoffen?
Äbtissin Hildegard: Natürlich. Das kann auch ein mühsamer Weg sein. Mystik light ist das nicht. Das gibt es gar nicht.
Wie kann man mit jemandem in Beziehung treten, den man weder sehen noch hören kann?
Äbtissin Hildegard: Natürlich kann man Gott weder sehen noch hören. Dennoch glauben wir, er ist da.Er lässt sich erfahren. Es hängt von uns ab, ob wir unsere Antennen auf ihn einstellen. Dann werden wir ihn auch empfangen.
Also ist das so eine Art christlicher Gehirnwäsche?
Äbtissin Hildegard: Ich denke, unser ganzes Klosterleben ist so eine Art christlicher Gehirnwäsche, freilich nicht als Indoktrinierung von außen. Die Gehirne von Zeit zu Zeit durchzuspülen, kann wirklich nicht schaden. Was sich da von allen Medien unentwegt ablagert und doch nur zum Teil bemerkenswert ist . . .
Gebetet wird in der katholischen Kirche zumeist in alten, überlieferten Texten. Wie findet man da heute noch Zugang?
Äbtissin Hildegard: Wir gehen nicht von Heiligen wie Bernhard oder Benedikt aus, sondern vom Menschen, von seinen Bedürfnissen, Nöten, Sorgen und Ängsten.
Da werden manche fragen: Was wissen denn Nonnen vom Leben in der Welt?
Äbtissin Hildegard: Mehr als viele glauben. Das seh ich daran, wie täglich unser Telefon heiß läuft: Meine Tochter hat heute Matura, denken Sie an sie! Mein Mann hat eine schwere Operation. Unsere Ehe geht in die Brüche. Glauben Sie mir, uns ist nichts fremd.
Unter beten-gott-finden.at haben die Schwestern eine Homepage mit Impulsen eingerichtet. Der Kurs kostet 100 Euro inklusive Materialien und Abendessen. Er beginnt am 2. Oktober. Info und Anmeldung unter 05573/ 82234, m.hildegard@mariastern-gwiggen.at
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