„Gott wollte auch etwas Buntes“

Lustenau. Unterricht einmal ganz anders, das ist Philosophieren auf jeden Fall und dass es den Kindern Spaß macht und sie dabei ganz neue Erfahrungen machen können, hört man aus ihrer Begeisterung heraus. Vor drei Jahren regte Mag. Maria Rüdisser über „Welt der Kinder“ in der Gemeinde Lustenau P4C – „philosophize for children“ (Philosophieren für Kinder) an. Dank der finanziellen Unterstützung seitens der Gemeinde für die Begleitung in der Schule konnte dieses Projekt durchgeführt werden. Bereits im Winter 2010 erfolgte eine Einführung durch Maria Rüdisser, die sieben Monate in Hawaii bei Dr. Thomas E. Jackson studiert hat, in zwei Klassen an der VS Kirchdorf. Dr. Jackson arbeitet schon seit fast dreißig Jahren zu diesem Thema in Hawaii und hat kindgerechte „Werkzeuge“ und Grundregeln zusammengestellt, um für die Kinder einen „sicheren Platz und eine wertschätzende Atmosphäre“ zu schaffen.
Klima der Wertschätzung
Die Kinder müssen sich sicher fühlen, dass sie nicht ausgelacht werden. Jedes darf alles äußern und fragen, solange der Respekt vor anderen gewahrt ist. Jedes einzelne ist verantwortlich für das Klima der Wertschätzung. Die Kinder versuchen selbst Antworten zu finden, die Lehrperson unterstützt, beantwortet aber nicht die Fragen der Kinder.
P4C ist eine ganzheitliche Herzenserziehung
Es geht beim Philosophieren in der Schule darum, die Fragen der Kinder zu hören und ernst zu nehmen. Nicht immer gibt es Antworten auf ihre Fragen, doch manchmal finden sie diese trotzdem von selbst. Über die ganze Diskussion wird ein Protokoll geführt.
Fragen, die die Kinder bewegen
Dr. Thomas E. Jackson besuchte die 4a-Klasse der VS Kirchdorf und an diesem Tag wurde z. B. über die Frage „Sind einige Menschen wichtiger als andere“, diskutiert. Von den verschiedensten Betrachtungen, wie z. B. „Die Queen ist wichtiger“ – „Es gibt nicht den Wichtigsten“ – „Jeder Mensch hat für sich selber einen wichtigsten Menschen“ über „Sind Stalljungen auch wichtig“ u. s. w. gelangten sie zu dem Schluss: „Jeder Mensch ist wichtig!“
In der „Werkzeugkiste“ befinden sich folgende „Werkzeuge“:
Tafeln mit den Abkürzungen: PATSCH, NÄFI, ENDA, IVEN, WISCHA, DAUZ,
PATSCH: „Du sprichst zu leise“
NÄFI: „Das Thema ist erschöpft. Nächste Frage bitte
ENDA: „Einer nach dem anderen“
IVEN: „Ich verstehe es nicht“
WISCHA: „Wir schweifen ab“
DAUZ : „Daumenzeit (Abschluss des Philosophierens)
Ein Sprechsäcklein: Nur wer das Säcklein hat, darf reden – Niemand wird
ausgelacht für das, was er sagt.
Mikrofon: Weil ………….. (Für Begründungen)
Brille: Stimmt das, was du sagst?
Proviantsäcklein: Nenne Beispiele
Schwamm: Es gibt Gegenbeispiele
Pfeil: Wenn, dann ………
Umfrage: „Was ist das Spannende am Philosophieren?“
Lena Flauger (10 Jahre)
Man lernt dabei neue Sachen. Es werden Fragen beantwortet, die man sich schon lange gestellt hat und es macht Spaß, mit anderen Kindern aus der Klasse darüber nachzudenken und zu reden.
Sofia Müller (10 Jahre)
Man kann gut darüber nachdenken und untereinander Meinungen austauschen. Es ist spannend, was dabei herauskommt und vieles so ist, wie man es sich nicht erwartet hat.
Lisa Hämmerle (9 Jahre)
Beim Philosophieren kann man seine eigene Meinung sagen und man gewinnt neue Erkenntnisse. Alle nehmen es ernst und nehmen aufeinander Rücksicht.
Clara Benedikter (9 Jahre)
Es ist auch toll, dass es verschiedene Werkzeuge dazu gibt. Jedes Kind hat eine eigene Meinung und jeder kann sagen, was er selbst denkt. Es passieren auch witzige Sachen. Einmal war die Frage: „Warum schuf Gott die Erde?“ Jemand antwortete: „Weil er etwas Buntes haben wollte!“
Maria Hämmerle und Christiane Hämmerle (Lehrerinnen der 4a)
Lernen beginnt damit, Fragen zu stellen. Die Kinder sind aufgefordert, über Dinge nachzudenken. Sie lernen, ihre eigene Meinung zu finden und sie auch zu äußern. Das gerade in einer Zeit, die durch die Vielfalt an Angeboten und Medienkonsum Antworten parat hat auf Fragen, die noch gar nicht gestellt sind.
Wir mögen Philosophieren, weil der wertschätzende Umgang miteinander so sehr im Vordergrund steht. Wichtige Gesprächs- und Verhaltensregeln werden ganz selbstverständlich angewendet und eingeübt.
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