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Zecken werden gefährlicher

Wider mehr FSME-Infektionen.
Wider mehr FSME-Infektionen. ©Patrick Pleul
Bregenz - Auch in Vorarlberg hat FSME-Impfung den Status einer Reiseimpfung längst verloren.

Lange galt Vorarlberg als „Insel der Seligen“. Doch nun sind sie endgültig vorbei, die Zeiten, in denen die Zeckenschutzimpfung der Bevölkerung hier lediglich als Reiseimpfung ans Herz gelegt wurde. „Diese Empfehlung muss tatsächlich revidiert wer-den“, bestätigt die stellvertretende Landessanitätsdirek­torin Dr. Nicole Lutz. Denn im Vergleich zu 2010 gab es im letzten Jahr fast eine Verdoppelung der FSME-Fälle. Sieben Personen erkrankten nach dem Biss einer infizierten Zecke an der gefürchteten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die meisten davon im Oberland. Diese Steigerung hängt laut Lutz mit der generellen, in erster Linie durch Klimaveränderungen bedingten Zunahme an Insekten zusammen. „Mehr Insekten bedeuten mehr Zecken und damit auch mehr infizierte Zecken“, so die Amtsärztin. 

Viele Kinder betroffen

2011 erwies sich insgesamt als Zeckenjahr. Österreichweit nahmen die FSME-Erkrankungen um fast 80 Prozent zu. 113 Fälle weist die Statistik aus, vier Zeckenopfer starben. Die meisten Betroffenen finden sich in der Altersklasse der 61- bis 70-Jährigen (25), gefolgt von den 41- bis 50-Jährigen (21). Mit 15 war auch die Zahl der von Zecken infizierten Kinder im Alter bis 14 Jahren relativ hoch. Und ein Kind betraf auch die erste Todesmeldung des heurigen Jahres im Zusammenhang mit einem Zeckenbiss. In Vorarlberg wurde laut Nicole Lutz bislang noch kein FSME-Fall gemeldet. Der Rat, sich impfen zu lassen, ist ob der deutlich ausgewiesenen Endemiegebiete dennoch ein dringlicher. Die Infektionsbereiche befinden sich vor allem im Raum Feldkirch und Bludenz. Auch belegt durch die Verteilung der gemeldeten Erkrankungen. Ein Patient kam aus Bregenz, je drei stammten aus Feldkirch bzw. Bludenz.

Geringes Impfinteresse

Trotz der konkreten Gefahr hält sich das Interesse an der FSME-Impfung in Grenzen. Im Bundesschnitt liegt die Durchimpfung bei 86 Prozent. Für Vorarlberg wird sie auf deutlich unter 60 Prozent geschätzt. „Es gab zuletzt sogar einen leichten Rückgang“, weiß Apothekenkammerpräsident Mag. Jürgen Rehak. Ereignisse wie jene auf der Alpe Gamp in Nenzing, wo vor ein paar Jahren FSME-verseuchter Ziegenkäse zahlreiche Erkrankungen nach sich zog, würden die Aufmerksamkeit meist nur sehr kurz auf die Impfung lenken. Zudem wurden die Auffrischungsintervalle geändert, was zusätzlich Verwirrung stiften könnte. Nach der dritten Teilimpfung, so die derzeit gültige Aussage, muss nur noch alle fünf Jahre nachgeimpft werden. Bei Personen ab 60 gilt dies nicht, da sich gezeigt hat, dass die Bildung von Antikörpern mit zunehmendem Alter abnimmt.

Unterschiedliche Reaktionen

Laut Jürgen Rehak geht die Immunantwort auf eine Impfung schon ab 25 zurück. Überhaupt würden Leute sehr unterschiedlich auf eine Impfung ansprechen. Er berichtet von Fällen, bei denen der FSME-Antikörperstatus auch nach 20 Jahren ohne Auffrischung noch passte. „Wer seine Impfintervalle genau kennen möchte, kann sich den Antikörperstatus beim Hausarzt bestimmen lassen“, sagt der Apothekerkammerchef. Diese Abklärung ist jedoch kostenpflichtig.

Stichwort

» FSME: Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Viruserkrankung, die zur Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute und des Zentralnervensystems führt. Die Symptome können einer Grippe ähnlich sein. Die Erkrankung kann zu bleibenden Dauerschäden wie Lähmungen oder lang andauernder Rekonvaleszenz führen oder sogar tödlich enden. Bei Erkrankung können nur die Symptome gemildert werden. Der einzig wirksame Schutz ist die Impfung

» Borreliose: Die Borreliose ist eine bakterielle Infektion. Die Bakterien können sich über den Blutkreislauf ausbreiten und dabei Gewebe und Organe nachhaltig schädigen. Meist zeigt sich die Infektion durch einen roten Fleck auf der Haut, der „Wanderröte“. In diesem Fall sollte man so rasch wie möglich mit einer Therapie beginnen. Achtung: Eine FSME-Impfung schützt nicht vor Borreliose. Spätfolgen können chronische Erkrankungen des Nervensystems sein.

Entfernung einer Zecke

» Unbedingt vermeiden: Abbrennen oder ölen der Zecke. Solche Verfahren schaden mehr als sie nützen. Auch das Quetschen der Zecke beim Entfernen kann schädlich sein.

» Stattdessen: Die Zecke vorsichtig mit einer Zeckenzange oder einem Skalpell entfernen. Dazu setzt man dicht über der Haut an und zieht bzw. hebelt die Zecke vorsichtig heraus. Einstichstelle nach dem Entfernen desinfizieren.

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