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Vorarlberg: Naturschützer verzögern Rhesi

Das Hochwasserschutzprojekt RHESI könnte sich aufgrund eines Einspruchs aus der Schweiz verzögern.
Das Hochwasserschutzprojekt RHESI könnte sich aufgrund eines Einspruchs aus der Schweiz verzögern. ©VN/Steurer
Ein Einspruch von Schweizer Naturschützern droht das Hochwasserprojekt RHESI zu erschweren. Die Vorarlberger Grünen fordern gemeinsame Lösungen, um das Projekt nicht zu gefährden.
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Wie die Vorarlberger Nachrichten berichten, haben Schweizer Vertreter der Naturschutzorganisation Pro Natura und des World Wildlife Fund (WWF) einen Einspruch gegen das Hochwasserschutzprojekt Rhein-Erholung-Sicherheit, kurz RHESI, eingelegt. Dieser droht die Planungen des Projektes massiv zu erschweren. Es geht im Konkreten um die Errichtung von zwei Pegelmessstationen im Rheinvorland bei St. Margrethen, gegen die die Naturschützer vorgehen. Die Pegelmessungen haben den Zweck, die Grundwasserströme zu messen, um daraus Rückschlüsse auf den Bau alternativer Brunnenstandorte zu ziehen. Dadurch könnte sich RHESI um ein Jahr verzögern.

Mähr: “Eine sehr drastische Maßnahme”

Projektleiter Markus Mähr äußerte sich gegenüber den VN nicht gerade erfreut: “Es hat sich abgezeichnet, dass die Schweizer Vertreter von WWF und Pro Natura über die Einrichtung von Pegelmessstationen im Rheinvorland nicht einverstanden sind. Trotzdem ist dieser Einspruch bei der Gemeinde St. Margrethen eine sehr drastische Maßnahme. Es könnte das Projekt um ein Jahr zurückwerfen. Wenn das jede Gruppe in diesem Prozess bei jedem Problem machen würde, kämen wir nicht weiter.” Eine Pegelmessstation bedeute nicht zwingend den Bau eines Brunnens, es gehe lediglich darum, den Grundwasserkörper in verschiedenen Bereichen zu untersuchen.

Überraschung im Ländle

Vorarlberger Naturschutzvertreter zeigten sich vom Einspruch der Schweizer überrascht. “Gewöhnlich stimmen wir uns bei Maßnahmen ab”, sagte etwa Naturschutzbund-Obfrau Hildegard Breiner. Auch Bianca Burtscher, die als Naturschutzbund Vorarlberg-Vertreterin mit dem Rhesi-Projekt eng vertraut ist, war in den Einspruch der Schweizer nicht eingebunden. Sie verurteilt das Vorgehen der Kollegen aus dem Nachbarland jedoch nicht: “Die Schweizer müssen uns nicht fragen, wenn sie einen solchen Schritt setzen.” Eine Verzögerung des Projektes wäre für Burtscher kein Problem: “Wenn am Ende eine bessere Lösung herausschaut, dann ist es das wert.” Die Naturschutzverbände fordern eine Variante mit großflächigen Aufweitungen des Rheines und Außendamm­abrückungen an verschiedenen Abschnitten.

Wie es jetzt mit RHESI weitergeht ist laut Markus Mähr noch nicht sicher. “Einerseits müssen wir natürlich jetzt sehen, wie der Einspruch behandelt wird. Andererseits ist es denkbar, auch ohne diese zwei letzten Messungen auszukommen. Wir haben ja schon Erkenntnisse von 28 Pegelmessungen.”

Grüne: RHESI darf sich nicht verzögern

Die Vorarlberger Grünen haben am Dienstag auf den Einspruch der Schweizer Naturschützer reagiert. Umweltsprecher Christoph Metzler mahnte an, dass sich das Projekt nicht verzögern dürfe. “Das Hochwasserschutzprojekt Rhesi ist fundamental – nicht nur für den Hochwasserschutz, sondern auch für die Trinkwasserversorgung”, sagte Metzler. Der Grünen-Politiker zeigte jedoch Verständnis für den Einspruch der Schweizer. Schließlich mit jedem Trinkwasser-Brunnen massive Einschränkungen für ökologische Maßnahmen im Zuge vom Hochwasserschutz verbunden. Daher appelierte Metzler an alle Beteiligten, sich an einen Tisch zu setzen und gemeinsame Lösungen zu finden.

Christoph Metzler, Foto: MiK
Christoph Metzler, Foto: MiK ©Christoph Metzler, Foto: MiK

“In der Schweiz kocht jede Gemeinde ihr eigenes Süppchen”

“In Vorarlbergs ist es den Gemeinden und Trinkwasserverbänden gelungen, die Interessen zwischen Naturschutz, Trinkwasserversorgung und Hochwasserschutz auszugleichen”, meinte Metzler. Wenn eine Vorarlberger Gemeinde Probleme mit der Trinkwasserversorgung hätte, könne eine andere kurzfristig einspringen. Daher seien weitere Brunnen nur beschränkt notwendig.

In der Schweiz dagegen koche jede Gemeinde ihr eigenes Süppchen. “Bevor weitere Brunnen im Rheinvorland gebaut werden müssen, sind sämtliche Verbundlösungen zu prüfen und möglichst umzusetzen”, sagte Metzler. “Wenn ich intelligente Vernetzungen habe, brauche ich keine neuen Brunnen. Das Rheinvorland sollte möglichst dem Rhein – mit einem naturnahen Hochwasserschutz – zur Verfügung stehen.”

(Red.)

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