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Vergewaltigungsvorwurf: Bürgermeister Berchtold freigesprochen

Feldkirch - Der Feldkircher Bürgermeister Wilfried Berchtold (V) ist am Freitag am Landesgericht Feldkirch vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen worden.
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Video II.: Prozess geht weiter
Video I.: W. Berchtold mit Gattin
Die Causa Berchtold
Auszug aus der Anklageschrift

Der Schöffensenat sei zur Ansicht gelangt, dass die geschlechtlichen Handlungen für das Opfer nicht freiwillig waren und die Frau “sie als gezwungen erlebt hat”, stellte Richterin Claudia Egger am Freitag in der Urteilsbegründung fest. Der angeklagte Feldkircher Bürgermeister Wilfried Berchtold (V) habe die Geschehnisse verharmlost und sie als “wie in anderen Klausurnächten auch” geschildert.

Es könne auch keine Rede davon sein, dass die Frau Berchtold habe verleumden wollen oder ihre Anzeige aus Enttäuschung über nicht eingehaltene Versprechungen erfolgt sei. Dennoch hätten nicht alle Zweifel beseitigt werden können, rechtfertigte Egger den Freispruch.

Berchtold selbst kam nach wenigen Minuten für ein Interview in das Gerichtsgebäude zurück. Nach dem Freispruch werde er die Funktion des Bürgermeisters “wie bisher ausüben”, so der Stadtchef. Es seien “schwierige Wochen und Monate” gewesen, bekannte er, der Freispruch sei für ihn und seine Familie der erste Schritt zurück in ein normales Leben und in seine Rehabilitation. Allerdings wolle er auch die “Wiedergutmachung gegenüber meiner Familie und der Bevölkerung sicherstellen, die ich durch mein moralisches Fehlverhalten enttäuscht habe”.

Als er auf die Frage, ob er sich bei seiner ehemaligen Geliebten entschuldigt habe, zu einer Antwort ansetzte, wischte seine Gattin das vorgehaltene Mikrofon zur Seite und zog ihren Mann mit den Worten “Das geht jetzt nicht” von den Journalisten weg. Das Ehepaar Berchtold war auch am Freitag – dem dritten Verhandlungstag – Hand in Hand im Gerichtsgebäude erschienen.

Martin Mennel als Anwalt des Opfers, das im Prozess nicht vor Gericht erschien, setzte seine Hoffnungen vor allem auf die eingebrachte Nichtigkeitsbeschwerde. Mennel sprach von einer “bemerkenswert klaren Begründung” der Richterin.

Der Prozess gegen den Bürgermeister war Freitag früh gegen 1.20 Uhr extra zur Urteilsfindung noch einmal unterbrochen worden. Nach einer 15-stündigen Marathonverhandlung am Donnerstag hatten sich die Schöffen aus Erschöpfung außerstande gesehen, noch in der Nacht zu einem Urteil zu kommen. Der Schöffensenat setzte deshalb seine Beratungen am Freitagvormittag fort.

Berchtold hat nach Bekanntwerden der Vergewaltigungsvorwürfe gegen seine Person, die er im Oktober vergangenen Jahres selbst publik machte, eine langjährige außereheliche Affäre eingeräumt. Der angeklagte Übergriff hat sich im Rahmen einer Parteiklausur der Feldkircher ÖVP am 7. November 2009 nach 3.00 Uhr früh auf Berchtolds Hotelzimmer zugetragen. Während die Parteikollegin angab, klar Nein zu den sexuellen Handlungen gesagt und sich gewehrt zu haben, sprach Berchtold von “leidenschaftlichem Sex ohne Zwang”. Das Stadtoberhaupt, zugleich Präsident des Vorarlberger Gemeindeverbands, erklärt die Anzeige der Frau mit enttäuschten Erwartungen.

Der vierfache Familienvater Berchtold ist bereits seit 1991 Bürgermeister von Feldkirch, der mit knapp 31.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Vorarlbergs. Im März 2010 wurde er in der Direktwahl mit 76,2 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt, damit schnitt er persönlich noch um über acht Prozentpunkte besser ab als seine Partei, die ÖVP. Mit dem Aufkommen der Vorwürfe im vergangenen Oktober zog er sich krankheitshalber aus seinen Funktionen zurück, mit der Anklageerhebung im Dezember nahm er seine Geschäfte als Bürgermeister jedoch wieder auf und begründete diesen Schritt mit seinem Rückhalt in der Bevölkerung. Die Präsidentschaft des Vorarlberger Gemeindeverbands übernahm Berchtold 1995. In Vorarlbergs Politszene hat sein Name seit über 20 Jahren Gewicht. Seine berufliche Laufbahn hatte er 1980 als Landtagsklubsekretär und stellvertretender Landesparteisekretär der ÖVP Vorarlberg gestartet.

(Quelle: APA)

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